Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02
zm 108, Nr. 01-02, 16.1.2018, (75) mentierung wurde in den letzten Jahren von einigen Autoren, insbesondere von der Genfer Arbeitsgruppe um Prof. Andrea Mombelli, enthusiastisch empfohlen. Die Gruppe zeigt in ihren Arbeiten starke klinische Effekte des sogenannten „van Winkelhoff“-Cocktails, der Kombination einer oralen Gabe von Amoxicillin und Metronidazol, und zwar unabhängig vom Keimspektrum des subgingivalen Biofilms [Cionca et al., 2009, Cionca et al., 2010, Mombelli et al., 2013]. Durch den Einsatz von Amoxicillin und Metronidazol könne man die Notwendig- keit von späteren parodontalchirurgischen Maßnahmen reduzieren, so die Autoren [Mombelli et al., 2011]. Allerdings konnte ein derart deutlicher Behandlungseffekt von adjuvanten systemischen Antibiotika bei dem Gros der Patienten in der bislang weltweit größten publizierten und sehr gut kontrollierten und randomisierten Studie, der deutschen AB-PARO-Studie, nicht bestä- tigt werden [Harks et al., 2015]. Gerade Patienten mit einer nur moderat schweren Erkrankung scheinen nicht klinisch relevant von der Antibiotikatherapie zu profitieren [Jepsen und Jepsen, 2016]. Diesem gegen- übergestellt werden sollten die oft schweren Nebenwirkungen der verwendeten Anti- biotika, insbesondere des Metronidazols, sowie die erhebliche Problematik von Anti- biotikaresistenzen. Daher wird empfohlen, den Einsatz von adjuvanten systemischen Antibiotika sehr restriktiv zu handhaben und für die schwersten Fälle von gerade rasch progredienten Parodontitiden zu reservieren. Die in Kürze erscheinende S3-Leitlinie der DG PARO zur adjuvanten systemischen Anti- biotikatherapie wird klare Kriterien für und gegen den Einsatz von systemischen Anti- biotika formulieren. Eine interessante Alternative zu den vorge- nannten adjuvanten oder additiven Maß- nahmen, die allesamt auf eine möglichst starke anti-mikrobielle Wirkung abzielen, ist die gezielte Besiedlung der Mundhöhle mit gesundheitsförderlichen Bakterien, den sogenannten Probiotika [Teughels et al., 2007]. Die Studienlage zum Einsatz von Probiotika im Zusammenhang mit einer Parodontitistherapie ist derzeit allerdings noch sehr dünn, die vorliegenden Arbeiten weisen eine erhebliche Heterogenität sowie zum Teil ein hohes Biasrisiko auf – daher kann derzeit noch keine klare Empfehlung ausgesprochen werden [Martin-Cabezas et al., 2016] (siehe Beitrag Prof. Schlagenhauf, zm 23-24/2017). Weitere Therapie bei kritischer Sondierungstiefe Nach der subgingivalen Instrumentierung kann nach einigen Monaten das Ergebnis der ersten Phase der Parodontitistherapie Abbildung 5: Tascheneliminierender Eingriff mittels apikalem Verschiebelappen – Sextant mit Resttaschen von 6–8 mm nach anti-infektiöser Therapie (a) ohne regenerativer Therapie zugänglicher Defekte (b). Sechs Monate nach dem Eingriff liegen nur noch minimale Sondierungstiefen vor, gleichzeitig resultieren im ästhetisch nicht relevanten Bereich erhebliche Rezessionen (c). Fotos: Kebschull Abbildung 6: Wesentlich für den Erfolg eines regenerativen Eingriffs: geringer Defektwinkel bei hoher Defekttiefe (a) und optimale Weich- gewebsverhältnisse bei stark reduziertem Entzündungsgrad (b) a a b b c 75
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