Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 108, Nr. 01-02, 16.1.2018, (76) gemessen und bewertet werden. Häufig wird für eine erste Reevaluation der Zeit- punkt von etwa drei Monaten nach subgin- givaler Instrumentierung gewählt. Sollten nun nach der ersten Therapiephase noch Taschen verblieben sein, stellt sich die Frage, wie und ob diese in der Folge addressiert werden sollten. Matuliene und Mitarbeiter zeigten eindrucksvoll an einer Kohorte von parodontal behandelten Schweizer Patienten mit regelmäßiger unterstützender Parodontitistherapie über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr- zehnt, dass gegenüber einem Zahn mit einer maximalen Sondierungstiefe von < 3 mm Zähne mit Sondierungstiefen von 5 oder 6 mm nach aktiver Therapie bereits ein etwa 2,5-mal höheres Risiko für einen Zahnverlust aufwiesen. Zähne mit Sondierungstiefen von 7 mm und mehr nach aktiver Therapie zeigten ein fast zehnfach erhöhtes Zahn- verlustrisiko auf [Matuliene et al., 2008]. Daher ist zu fordern, Resttaschen nach der ersten Phase der Parodontitistherapie einer weiteren Therapie zuzuführen. Keinesfalls sollten Patienten mit Resttaschen in die unterstützende Parodontitistherapie über- führt werden. Aber welche therapeutischen Optionen soll- ten gewählt werden? Bereits vor fast vierzig Jahren konnten Lindhe und Mitarbeiter einen Vorteil für ein chirurgisches gegenüber einem nicht-chirurgischen Vorgehen ab einer „kritischen Sondierungstiefe“ von 5,4 mm nach Therapie zeigen [Lindhe et al., 1982]. Aktuellere Meta-Analysen zeigen eine leichte Verschiebung dieser kritischen Sondierungs- tiefe, wahrscheinlich eine Folge der verbes- serten Möglichkeiten der anti-infektiösen Therapie [Heitz-Mayfield et al., 2002]. Bei der Wahl der möglichen korrektiven Ein- griffe ist eine Evaluation der Defektkonfigu- rationen maßgeblich. In Abbildung 9 ist ein Flussdiagramm zur Entscheidungsfindung dargestellt. Resektive Parodontalchirurgie Eine klassische, sehr effiziente und vorher- sagbare Möglichkeit der Adressierung von Abbildung 7: Bei einer interdentalen Distanz von 2 mm und mehr und einem dreiwandigen Defekt können ein minimal-invasiver Zugang und ein modifizierter Papillenerhaltungslappen gewählt werden (a und b). Bei Vorliegen von ausgedehnteren Defekten, wie zum Beispiel einem den betroffenen Zahn lingual umfassenden zweiwandigen Defekt, kann der Zugang durch horizontale Entlastungen erweitert werden (c und d). Bei einer interdentalen Distanz von weniger als 2 mm wird ein vereinfachter Papillenerhaltungslappen gewählt (e und f). Schnittführungen für regenerative Chirurgie a c b d f e 76 Fortbildung Parodontologie

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