Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 108, Nr. 01-02, 16.1.2018, (78) zur Resolution einer Furkationsbeteiligung nicht geeignet. Die Möglichkeiten regenerativer Therapie sind bei Molaren mit fortgeschrittenem Furkations- befall eingeschränkt: Nur bei Furkationsgrad von bukkal (sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer) liegen Hinweise dafür vor, dass eine Verbesserung des Furkationsbefalls mit- tels eines regenerativen Eingriffs mit Mem- bran- oder Schmelzmatrixproteinen verhält- nismäßig vorhersagbar möglich ist. Eine regenerative Therapie von approximalen Furkationsdefekten im Oberkiefer sowie von lingualem Furkationsbefall im Unterkiefer ist regelmäßig nicht vorhersagbar möglich. Es gibt keine Hinweise aus der Literatur, dass eine durchgängige Furkation durch regenerative Maßnahmen wieder zu verschließen sei [Jepsen et al., 2002; Sanz et al., 2015b]. Daher gewinnen gerade im posterioren Oberkiefer oder bei Vorliegen einer durch- gängigen Furkation resektive Maßnahmen wie die Amputation einer oder mehrerer Wurzeln (Abbildung 8b bis 8d), die Prämo- larisierung sowie die Tunnelierung wieder an Bedeutung. Diese Maßnahmen sind kli- nisch herausfordernd, da neben einer hoch- wertigen parodontologischen Versorgung eine adäquate endodontologische Therapie und eine sinnvolle restaurative Versorgung für den Langzeiterfolg notwendig sind. Nachdem Autoren aus Italien [Carnevale et al., 1998] und den USA [Fugazzotto, 2001] schon länger von hervorragenden Überlebens- raten wurzelamputierter Molaren berichtet haben, liegen nun auch aus Deutschland retrospektive Daten über bis zu 30 Jahre vor, nach denen ein Wurzel-amputierter Molar eine mediane Überlebenszeit von etwa 20 Jahren aufweist [Derks et al., 2017]. Alternativ wurde lange postuliert, Zähne mit fortgeschrittenem Furkationsbefall lieber Abbildung 9: Schematische Darstellung zur defektorientierten Entscheidungsfindung hinsichtlich parodontalchirurgischer Interventionen: Die Abbildung zeigt mögliche regenerative und resektive Operationsmethoden sowie deren Indikationsbereiche in Relation zur wissenschaftlichen Evidenz für die jeweilige Defektanatomie. Grüne Linien deuten auf regenerative und rote Linien auf resektive Interventionen hin. Die Vorhersagbar- keit beziehungsweise Evidenz für die einzelnen Maßnahmen wird mittels durchgezogener Linien (hohe Evidenz) beziehungsweise gestrichelter Linien (wenig Evidenz) illustriert. Abkürzungen: AVL, apikaler Verschiebelappen; EMD, Schmelzmatrixderivate (enamel matrix derivatives); GTR, gesteuerte Geweberegeneration (guided tissue regeneration); Knochen, Knochenersatzmaterialien beziehungsweise autogener Knochen; O-Plastik, Odontoplastik und/oder Osteoplastik; Tunnel, Tunnelierung; WAmp, Wurzelamputation; [+], Kombination möglich. Entscheidungsfindung bei parodontalchirurgischen Interventionen 78 Fortbildung Parodontologie

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