Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02
zm 108, Nr. 01-02, 16.1.2018, (79) Foto: privat PD Dr. med. dent. Moritz Kebschull Moritz Kebschull ist Oberarzt an der Poliklinik für Parodon- tologie, Zahnerhaltung & Präventive ZHK am Universitäts- klinikum Bonn sowie Adjunct Associate Professor of Dental Medicine an der Abteilung für Parodontologie der Columbia University in New York. Nach Studium und Promotion an der WWU Münster postgraduale Ausbildung in parodonto- logischer/oralchirurgischer Privatpraxis in Bielefeld und in den USA, Fachzahnarzt und DG-PARO-Spezialist® für Parodontologie. Habilitation in Bonn. Verfasser von über 50 Publikationen und Buchbeiträgen. Diverse wissenschaftliche Preise wie Millerpreis, Socransky- Preis und William J. Gies Award. frühzeitig zu extrahieren und durch dentale Implantate zu ersetzen. Diese sehr invasive Behandlungsoption verliert in jüngerer Zeit vor dem Hintergrund der erheblichen Inzidenz von periimplantären Erkrankungen [Derks und Tomasi, 2015], insbesondere bei Patienten mit der Vorgeschichte einer Paro- dontitis [Roccuzzo et al., 2014; Sousa et al., 2015], bei gleichzeitigem Fehlen von vorhersehbaren Therapiekonzepten für Peri- implantitis [Renvert und Polyzois, 2015] deutlich an Bedeutung [Giannobile und Lang, 2016]. Endpunkte der aktiven Therapie, weiter zur UPT Wie bereits erwähnt, führt das Belassen von Resttaschen zu einem deutlich erhöhten Risiko für zukünftigen Attachment- und Zahn- verlust [Matuliene et al., 2008]. Daher sollte nach jeder Therapiephase das Therapie- ergebnis reevaluiert werden, und auf Basis des aktuellen Befunds die Indikation zur weitergehenden Therapie oder zum Über- gang in ein stringentes Programm für eine unterstützende Parodontitistherapie gestellt werden. Als Leitfaden für klinisch sinnvolle Endpunkte der aktiven Therapie, die einen Übergang in die UPT rechtfertigen würden, können die Kriterien der Schweizer Qualitätsleitlinien [Mombelli et al., 2014] herangezogen wer- den: Hier wird eine Reduktion der Sondie- rungstiefen unter 5 mm gefordert, Stellen mit Sondierungstiefen von 4 mm sollen – wenn überhaupt – nur „minimale Persis- tenz“ aufweisen. Zusätzlich sollen keine mineralisierten Ablagerungen auf den Wurzeloberflächen mehr vorliegen und die supragingivale Plaque soll durch den com- plianten Patienten substanziell reduziert worden sein. Dies führt zu einer klinisch gesunden Situation ohne Suppuration und mit nur minimaler Sondierungsblutung. Die Teilnahme an einer risikoadaptierten und systematischen unterstützenden Parodontitis- therapie ist für die Langzeitprognose des Parodontitispatienten von entscheidender Bedeutung [Lee et al., 2015; Sanz et al., 2015a]. Fazit Heute können viele Fälle mittels sachgerech- ter anti-infektiöser Therapie und stringenter unterstützender Parodontitistherapie gelöst werden. Hierbei ist die mechanische subgin- givale Instrumentierung von wesentlicher Bedeutung, die Wirksamkeit adjuvanter und additiver Methoden sollte nicht überbewertet werden. Insbesondere gilt es, den Einsatz von adjuvanten systemischen Antibiotika auf die Fälle mit schwerer und schwerster, gerade rasch progredienter Parodontitis zu beschränken, wo ein signifikanter Effekt der zusätzlichen Medikation zu erwarten ist und dieser Nutzen die nicht unerheblichen Risiken überwiegt. Doch nicht alle Fälle sind durch minimal- invasive anti-infektiöse Therapien zufrieden- stellend zu behandeln. Insbesondere Patien- ten mit tiefen intraossären Defekten oder Furkationsbefall bedürfen oft einer weiter- gehenden chirurgischen Therapie. Die rege- nerative Parodontalchirurgie besitzt großes Potenzial, ist allerdings auf Patienten mit günstigen Defekt- und Patientenfaktoren beschränkt. Eine Alternative bei Nicht-Vor- liegen der für den vorhersagbaren Erfolg eines regenerativen Eingriffs notwendigen Faktoren kann ein klassischer taschen- eliminierender Eingriff mittels apikalem Verschiebelappen, gegebenenfalls in Kom- bination mit der Resektion einer oder mehrerer Wurzeln, darstellen (Entscheidungs- hilfe: Abbildung 9). PD Dr. med. dent. Moritz Kebschull Oberarzt der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde, Zentrum für ZMK Welschnonnenstr. 17, 53111 Bonn moritz@kebschull.me Univ.-Prof. Dr. med. dent. Dr. med. Søren Jepsen, MS Direktor der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde, Zentrum für ZMK Welschnonnenstr. 17, 53111 Bonn Univ.-Prof. Dr. med. dent. Henrik Dommisch CharitéCentrum ZMK CC 3 Direktor der Abteilung für Parodontologie und Synoptische Zahnmedizin Aßmannshauser Str. 4–6, 14197 Berlin Für eine erfolgreich ge- löste Fortbildung erhal- ten Sie 2 CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. Parotherapie: invasiv und/oder nichtinvasiv? CME AUF ZM - ONLINE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 79
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