Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 108, Nr. 01-02, 16.1.2018, (82) „Ich bin total begeistert!“ Dr. Daniel Aniol aus Bornheim bei Köln findet die DGI-App „genial“, um sich die besten Vorträge herauszusuchen. Er freute sich über die vielen Neuigkeiten, Anregungen und Ideen, die er von diesem Kon- gress mit nach Hause nimmt. Everolimus oder Aflibercept ein, die zur Behandlung von Tumorerkrankungen ein- gesetzt werden. Obwohl immer wieder – zumeist negative – Wechselwirkungen bei systemisch verwendeten Medikamenten mit Auswirkungen auf Gefäße und die Angio- genese mit dem Knochenstoffwechsel be- schrieben sind, fehlen ihm zufolge immer noch verlässliche Daten für den Kieferknochen. Er fasste zusammen: „Das Ziel sollte trotz Risikofaktor immer eine Verbesserung der Angiogenese sein, dann kann es auch zu einer guten Einheilung eines Implantats in den Knochen kommen!“ Prof. Dr. Kai-Hendrik Bormann , Hamburg, konnte mit einteiligen Keramikimplantaten auch nach fünf Jahren sehr gute Ergebnisse erzielen: „Ziel bei der Insertion von Keramik- implantaten ist nicht, die Titanimplantate zu verdrängen. Im individuellen Patienten- fall ist es durchaus sinnvoller und vor allem ästhetisch besser, sie anzuwenden.“ Seiner Erfahrung nach haben Keramikimplantate, vorwiegend im Bereich der oberen 3er, aufgrund des geringen Knochenangebots ihre Vorzüge, weil das Implantat nicht „durchscheint“. Im Rahmen der Tischdemonstrationen be- antwortete Prof. Dr. Stefan Fickl aus Würz- burg die Frage „Am Limit: Zahnerhalt oder Implantat – welche Faktoren sind ausschlag- gebend?“. Individuelle Erkrankungen, das Knochenangebot, die Lage des N. mandi- bularis und selbst das individuelle Praxis- konzept beeinflussten die Entscheidung. Gerade in der geschlossenen Zahnreihe soll- ten jedoch die Möglichkeiten, einen Zahn zu erhalten, maximal ausgeschöpft werden, wie Fickl anhand von Beispielen aus seinem Klinikalltag erläuterte. Poster-Demonstrationen mit komplizierten OPs, zur Materialkunde oder über neue Methoden zu seltenen Patientenfällen, zeig- ten in den Gängen und Nischen des Kongressgeländes die Forschungsaktivitäten einzelner Hochschulen und Praxen. Zahntechnikermeister Franz-Josef Noll aus Koblenz stellte neue Materialien für Zahn- ersatz – insbesondere für den unbezahnten Kiefer – vor. Er machte klar: „Jeder Patient möchte den Zahnersatz haben, der zu ihm passt!“ Er selbst favorisiere das Material PEEK (Techno-Polymer Polyetheretherketon), besonders für Senioren, die in Heimen leben: „Es handelt sich hierbei um ein sehr flexibles Material, das sich durch seine Allergiefrei- heit auszeichnet, aber durch die Flexibilität auch für das Pflegepersonal leicht aus dem Mund zu nehmen ist, um es zu reinigen.“ Er erklärte das Herstellungsverfahren, das rela- tiv einfach und daher auch kostengünstig sei, und empfahl es besonders für Prothesen für Hochbetagte. „Mit wie vielen Implantaten kann ich im zahn- losen Kiefer eine feste Prothetik zaubern?“ Laut Prof. Dr. Nicola Zitzmann aus Basel ist die alte Regel „Pro Zahn ein Implantat“ „out“. Stattdessen sei in den vergangenen Jahren vermehrt experimentiert worden, eine festsitzende Versorgung an einem, zwei, drei, vier oder mehr Implantaten zu befestigen. Dabei sei immer zu unterscheiden, ob die Versorgung imOber- oder im Unterkiefer er- folgt. Bei der Minimalvariante mit dem „All- on-four“-Konzept würden die Prämolaren- regionen durch posterior angulierte Implan- tate unterstützt und die anatomischen Strukturen der Sinus maxillares im Oberkie- fer und das Foramen mentale im Unterkiefer geschont. Der erschwerte Zugang für die spätere Reinigung der Implantate limitiere allerdings den Indikationsbereich. Zitzmann selbst favorisiert sechs Implantate im zahn- losen Unterkiefer, um eine optimale prothe- tische Versorgung mit einer langen Kau- flächenleiste zu erhalten. Weitere Einfluss- faktoren wie die Implantatoberfläche (mög- lichst moderat rau), der Anteil noch vorhan- dener Knochensubstanz, die Möglichkeit einer Augmentation sowie die Belastungs- situation sind für sie entscheidend für den Langzeiterfolg einer festsitzenden Implantat- rekonstruktion im zahnlosen Kiefer. Auch die Frage „Wieviel Prothetik braucht die Chirurgie?“ wurde in Düsseldorf diskutiert. Prof. DDr. Michael Payer aus Graz: „Der Chirurg ist häufig der Dienstleister für den prothetisch/restaurativ tätigen Zahnarzt Die Biotechnologin Dr. Iwona Wozniok arbeitet bei Dentsply in Mannheim. Ihr gefielen besonders die „ehrlichen Meinungsäußerungen“ in den einzel- nen Firmen-Workshops. Ihre Meinung zum Thema Periimplantitis: „Das ist ein vielschichtiges Problem, das uns noch lange beschäftigen wird.“ Sie urteilt mit „Hersteller- augen“: „DAS Implantat wird es nicht geben!“ Prof. Dr. mult. Robert Sader, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhe- tische Zahnmedizin e. V.: „Die Pro- bleme in Sachen Knochen (Einheilung, Augmentation, Infektion und mehr) haben wir heute beim Regelpatienten schon recht gut im Griff. Beim bio- logisch anspruchsvollen Patienten – also dem Risikopatienten wie dem Senior, dem multimorbiden Patienten und dem chronisch Kranken – gibt es noch viele Fragestellungen. Diese werden hier in vielen Vorträgen disku- tiert. Das ist für mich aus- gesprochen span- nend. Denn die Biologie und die Physiologie sind für die Implantologie ein ganz, ganz großes Thema.“ 82 Zahnmedizin

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=