Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03

zm 108, Nr. 3, 1.2.2018, (137) wollen. „Fluorid macht dumm!“ titelten da- mals die Medien. Zu Unrecht, denn die Über- tragung der Studienergebnisse auf unsere Verhältnisse hält einer kritischen Beleuchtung natürlich nicht stand (zm 1-2/2018, S. 46–49). Dennoch: Beim Marketing für Karex setzt Kurt Wolff auf die Angst der Verbraucher vor Fluorid. „Aufgrund der zunehmenden Zweifel an der alltäglichen Verwendung von fluoridierten Zahnpasten ist die heutige Zahnmedizin seit Jahren auf der Suche nach bedenkenfreien Alternativen“, heißt es auf der Firmen-Homepage. „Besonders vielver- sprechend in diesem Zusammenhang ist die Verwendung von Hydroxylapatit, da diese Substanz dem natürlichen Zahnschmelz nachempfunden wurde.“ Schließlich wird dem Verbraucher weisge- macht, dass in Japan „der Schutz vor Karies durch eine Hydroxylapatit-haltige Zahnpasta an Kindern“ gezeigt werden konnte und 1987 erste klinische Studien mit Hydroxyl- apatit publiziert wurden. Deutschen Wis- senschaftlern sei es nun weltweit erstmals in einer klinischen, multizentrischen Studie ge- lungen, ‚nachzuweisen‘, „dass es jetzt auch eine verbrauchertaugliche fluoridfreie Zahn- pasta (mit dem biomimetischen Wirkstoff Hydroxylapatit) gibt, die klinisch genauso gut vor Karies schützt wie eine Fluoridzahn- pasta“*. Die ominöse Studie wurde jedoch bislang gar nicht veröffentlicht, auch die Er- gebnisse sind unter Verschluss. Einzig das Verbrauchermagazin „Guter Rat“ publizierte in seiner Ausgabe 12/2016 einige Auszüge: „Laut einer gerade abgeschlossenen rando- misierten und placebokontrollierten Studie der Universitätszahnklinik Würzburg macht es in Sachen Kariesvorbeugung kaum einen Unterschied, ob man eine fluoridfreie Zahn- creme mit Hydroxylapatit oder eine Paste mit Aminfluorid verwendet“, heißt es in dem Artikel. Für die doppelblinde Untersuchung hatten demnach insgesamt 150 Probanden Dass Dr. Wolff bei seiner BioRepair- Zahnpasta ebenso wie bei Karex auf Fluorid verzichtet, hat einen einfachen Grund: Der Wirkstoff der Pasten, die Kalziumverbindung Hydroxylapatit, reagiert mit Fluorid zu Kalziumfluorid – und in der Folge wird das Fluorid inak- tiv. Diese Reaktion findet bereits in der Zahnpastatube statt, so dass das zuge- setzte Fluorid seine Wirkung als Karies- schutz verliert. „Die Frage, ob Fluorid mit dem Hydroxylapatit reagiert, stellt sich uns nicht, da wir bewusst Hydroxylapatit und kein Fluorid verwenden“, lautete seinerzeit die Rückmeldung an die Re- daktion von Spiegel Online, die 2015 nach der Einführung von BioRepair kri- tisch über die Wirksamkeit der Zahn- pasta berichtet hatte. Darum verzichtet Dr. Wolff auf Fluorid: )U 6LH LVW HV LQLWLDOH .DULHV )U PDQFKH 3DWLHQWHQ LVW HV PHKU $XFK ZHQQ GLH $QJVW YRUP %HKDQGOXQJVVWXKO XQEHJUQGHW LVW LVW VLH QLFKW JOHLFK YHUVFKZXQGHQ :LU YRQ '0* HU|IIQHQ ,KQHQ XQG ,KUHQ 3DWLHQWHQ DOWHUQDWLYH %HKDQGOXQJVFKDQFHQ ² ]XP %HLVSLHO PLW GHU VFKRQHQGHQ ,FRQ .DULHVLQÀOWUDWLRQ 'HQWDO 0LOHVWRQHV *XDUDQWHHG (QWGHFNHQ 6LH PHKU YRQ '0* DXI ZZZ GPJ GHQWDO FRP 17

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=