Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03

zm 108, Nr. 3, 1.2.2018, (174) Im August 2017 stellte sich eine 63-jährige Patientin nach Überweisung durch ihren niedergelassenen Hauszahnarzt in der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plas- tische Gesichtschirurgie der Universitäts- medizin Rostock mit einer Gewebeverände- rung der palatinalen Schleimhaut links vor. Anamnese und Befund Bei der klinischen Untersuchung zeigte sich ein schmerzloser, 2 cm x 1,7 cm x 0,3 cm großer, polypös-prall-elastischer, nach regio 26 gestielter Lokalbefund (Abbildung 1 links). Auf die Nachfrage, wie lange ihr der Befund bereits bekannt sei, berichtete die Frau von einer etwa 20-jährigen Bestehensdauer, jedoch mit einer spür- und sichtbaren Grö- ßenprogredienz während der letzten zwei Jahre. Sie hatte ein subjektiv zunehmendes Fremdkörpergefühl sowie Probleme bei der Nahrungsaufnahme. Aus der allgemeinen Krankenanamnese ging eine im Jahr 2013 durchgeführte Lebertransplantation bei hepatozellulärem Karzinom hervor, die am ehesten auf das Vorliegen einer chronischen Hepatitis-C-Infektion nach erfolgter Bluttrans- fusion in der Kindheit zurückzuführen war. Die Patientin hatte daher eine ausgesprochen große Angst vor einer möglichen zweiten Malignität. Weitere Nebendiagnosen waren eine chronische Niereninsuffizienz, eine Hypothyreose sowie ein medikamentös eingestellter arterieller Hypertonus. Seit 2013 nahm die Patientin zur Abstoßungs- prophylaxe nach Organtransplantation eine immunsuppressive Dauermedikation mit Tacrolimus (Prograf®) und Everolimus (Certican®) ein. Zur Komplettierung der Diagnostik und zur Darstellung der Tiefenausdehnung des intraoralen Befunds in die angrenzenden Nachbarstrukturen erfolgte ein Kontrast- mittel-gestütztes CT der Kopf-Hals-Region (Abbildungen 2a und 2b). Therapie Nach Auswertung des Bildmaterials und Vervollständigung der präoperativen Auf- klärungen konnte die Exzision des Befunds problemlos unter ambulanten Bedingungen in Intubationsnarkose durchgeführt werden (Abbildung 1 rechts und Abbildung 3). Die histopathologische Nachuntersuchung des Gewebeexzidats ergab den Befund eines echten polypösen Schleimhautfibroms ohne Anhalt für Malignität (Abbildungen 4a und 4b). Während der klinischen Nachsorge zeigte sich die per secundam ablaufende Wundheilung unter Zuhilfenahme einer Verbandsplatte und der täglichen Anwen- Besonderer Fall mit CME Ein echtes polypöses Fibrom Daniel G. E. Thiem, Andreas Erbersdobler, Peer W. Kämmerer Eine lebertransplantierte Patientin nach einem Hepatokarzinom berichtet unter Einnahme von Immunsuppressiva über ein stark progredientes Wachstum eines seit Jahrzehnten vorhandenem Schleimhautfibroms regio 26. Die histologische Untersuchung nach der Exzision ergab eine echte, benigne Neoplasie. Abbildung 1: Klinisches Bild mit sichtbar palatinal gestielter, polypöser Gewebevermehrung regio 26 und das auf einer Korkplatte nadelmarkierte Weichgeweberesektat in der Seitenansicht Foto: Kämmerer et al. 54 Zahnmedizin

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