Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03
zm 108, Nr. 3, 1.2.2018, (175) dung von 0,12-prozentiger Chlorhexidin- Mundspüllösung unter weiter bestehender immunsuppressiver Medikation und starkem Nikotinabusus zwar zeitverzögert, aber ins- gesamt unauffällig (Abbildung 5). Diskussion Das Schleimhautfibrom gehört zu den am häufigsten beobachteten Veränderungen der Mundschleimhaut [Naderi et al., 2012; Mishra et al., 2017], wobei es sich hierbei grundsätzlich um einen benignen Tumor des fibrösen Bindegewebes handelt [Kinoshita et al., 2016]. Unterteilen lässt sich das orale Schleimhautfibrom entsprechend seinem Entstehungsmechanismus in eine reaktiv- hyperplastische Form als Folge chronisch lokaler Irritationen sowie in eine „echte“ Form mit unklarem Entstehungsmechanis- mus im Sinne einer benignen Neoplasie [Kinoshita et al., 2016]. Beiden gemeinsam ist letztlich die um- schriebene Zunahme von submukosalem Bindegewebe und hierbei hauptsächlich die der Kollagentypen I und III, die erstmalig 1846 beschrieben und als faserreicher Polyp klassifiziert wurde [Tomes, 1846]. Während das Reizfibrom bei Erwachsenen mit einer Prävalenz von bis zu 1,2 Prozent auftritt, stellt hingegen das „echte“ Fibrom, wie im hier gezeigten Fallbeispiel, eine Rarität im klinischen Alltag dar [Barker and Lucas, 1967]. Klinisch-palpatorisch zeigt sich das orale Fibrom wie im oben beschriebenen Fallbericht häufig als schmerzlose, solitär- umschriebene, feste Struktur [Miettinen and Fetsch, 1998; Kinoshita et al., 2016]. Das makroskopische Erscheinungsbild kann, ätiologisch bedingt, hinsichtlich Form, Farbe, Größe, Pigmentierung und Ober- flächenbeschaffenheit variieren, so dass eine sichere Diagnose einzig durch die histo- pathologische Nachuntersuchung erbracht werden kann [Mishra and Pandey, 2016]. Die meisten der beschriebenen oralen Fibrome erreichen hierbei eine Größe von weniger als einem Zentimeter. Aufmerksam- keit sollte unbedingt der Krankengeschichte und hierbei insbesondere der Frage nach der Befund-Bestehensdauer sowie der Wachstumsgeschwindigkeit geschenkt werden. In den meisten Fällen handelt es sich um ein sehr langsames Wachstumsverhalten mit einer langen Bestehensdauer über mehrere Jahre [Mishra et al., 2017]. Im Zusammen- hang mit dem oben genannten Fallbeispiel kann ein das Wachstum stimulierender Ein- fluss durch die synchrone immunsuppressive Dauertherapie und eine dabei akzeleriert ablaufende chronische Entzündungsreaktion Abbildung 2a: Kontrastmittel-CT in axialer Schnittführung mit scharf be- grenzter, palatinal-gestielter Weichgewebevermehrung (weißer Pfeil) links Fotos: Kämmerer et al. Abbildung 2b: Kontrastmittel-CT in sagittaler Schnittführung mit der pa- latinal gestielten Weichgewebevermehrung (weißer Pfeil) ohne Hinweis auf ossäre Infiltration Kliniker präsentieren Fälle mit hohem diagnostischem Schwierigkeitsgrad. Abbildung 3: Klinisches Bild des auf einer Korkplatte nadelmarkierten Weichgewebere- sektats in der Aufsicht 55
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