Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03
zm 108, Nr. 3, 1.2.2018, (176) nicht ausgeschlossen werden. Mikroskopisch zeigen Reizfibrome neben einem faser- reichen Stroma mit einer entweder radiären oder zirkulären Kollagenfaseranordnung, zahlreichen spindelzelligen Fibroblasten und hyperkeratotischen Veränderungen regelmäßig Entzündungszeichen mit einer Invasion inflammatorischer Zelltypen [Mishra et al., 2017]. Echte Fibrome weisen im Vergleich eine eher ungeordnete Kollagenstruktur, eine scharfe Abgrenzung zu umliegenden Nach- barstrukturen sowie eine bindegewebige Kapsel auf [Patil et al., 2014]. Klinisch nicht immer eindeutig abzugrenzen, aber dif- ferenzialdiagnostisch zu berücksichtigen, sind zum einen gutartige Veränderungen wie das periphere Riesenzellgranulom, das periphere odontogene Fibrom, die fibröse Hyperplasie oder das peripher verknöchernde Fibrom sowie Läsionen wie das pleomorphe Adenom der kleinen Speicheldrüsen [Saka et al., 2014], die proliferative verruköse und die verrukiforme Leukoplakie. Ausgeschlossen werden müssen jedoch insbesondere maligne Veränderungen wie beispielsweise Formen des oralen Platten- epithelkarzinoms, Adenokarzinome der kleinen und großen Speicheldrüsen sowie Mukoepidermoidkarzinome [Kämmerer, 2017]. Bei den hier genannten Läsionen handelt es sich jedoch nur um einen Auszug aus der Liste der zahlreichen exophytisch imponierenden Schleimhautveränderungen [Santosh et al., 2015], so dass eine Überwei- sung zum Fachspezialisten bei Unklarheit stets angestrebt werden sollte. Weiter ist die Durchführung schnittbild- gebender Verfahren (Kontrastmittel-CT oder MRT) ein wichtiges Diagnostikum, um eine Infiltration von Nachbarstrukturen aus- zuschließen, was wiederum das therapeu- tische Vorgehen beeinflusst [Kinoshita et al., 2016]. Im Fall des polypösen Mundschleim- hautfibroms ist eine Spontanremission nicht zu erwarten, so dass die lokale Exzisions- therapie ohne Sicherheitsabstand mit histopathologischer Nachuntersuchung das Verfahren der Wahl darstellt [Mishra and Pandey, 2016]. Dr. Daniel G.E. Thiem Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Universitätsmedizin Rostock Schillingallee 35 18057 Rostock Prof. Dr. Andreas Erbersdobler Universität Rostock Medizinische Fakultät Institut für Pathologie Strempelstr.. 14 18055 Rostock PD Dr. mult. Peer W. Kämmerer, MA, FEBOMFS Stellvertretender Klinikdirektor/ Leitender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz peer.kaemmerer@unimedizin- mainz.de Alle länger als zwei Wochen bestehen- den Schleimhautveränderungen sollten bis zum histologischen Ausschluss als malignomsuspekt angesehen werden. Unklare Schleimhautveränderungen sollten durch einen Fachspezialisten ab- geklärt werden. Orale Reizfibrome sind die häufigste exophytische Schleimhautläsion beim Erwachsenen. Irritationsauslösende Faktoren wie schlechtsitzender Zahnersatz oder indivi- duelle orale Habits sollten ausgeschlossen und wenn möglich beseitigt werden. Echte Fibrome stellen eine seltene Entität dar. Fazit für die Praxis Für eine erfolgreich ge- löste Fortbildung erhal- ten Sie 2 CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. Palatinal gestieltes Fibrom CME AUF ZM - ONLINE Abbildung 5: Klinisches Bild drei Wochen nach Exzision mit sekundärer Wundheilung Foto: Kämmerer et al. Abbildung 4a: Histologisches Bild (H.E.-Färbung, 50x Vergrößerungsfaktor) mit faserreichem Stroma ohne erkennbares Kollagenfaser- Anordnungsmuster und Entzündungszellen Fotos: Erbersdobler Abbildung 4b: Lupenvergrößerung des histo- logischen Schnittpräparats in H.E.-Färbung Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Foto: privat Foto: privat Foto: privat 56 Zahnmedizin
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