Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04
zm 108, Nr. 4, 16.2.2018, (238) Kommentar Es ist das gute Recht der Firma Dr. Kurt Wolff, sich mit ihrer Bot- schaft zu der Hydroxylapatit-haltigen und Fluorid-freien Zahnpas- ta „Karex“ in einem offenen Brief direkt an alle Zahnärztinnen und Zahnärzte und damit an die Fachzielgruppe zu wenden. Es ist auch ihr gutes Recht, deutlich zu vermitteln, dass sie von ihrem Produkt begeistert ist. Und dass sie sich von ihrem Produkt für die Zahnpflege sehr viel verspricht. Schwierig wird es allerdings, wenn die den Kariesschutz versprechende Zahnpasta diesen Nachweis bis dato schuldig geblieben ist. Selbst wenn wir die heute übli- chen Forderungen nach Evidenz einmal außen vorlas- sen, so bleibt ein schaler Beigeschmack, denn die viel beworbene wissenschaftliche Studie ist bis heute noch nicht einmal veröffentlicht worden. Eine stete Bezugnah- me auf Informationshäppchen aus der Studie ermöglicht keine inhaltliche Auseinandersetzung mit den tatsächli- chen oder doch nur vermeintlichen(?) Ergebnissen. Dies insbesondere vor dem Hintergrund der weltweit gut dokumentierten Ergebnisse zur Wirksamkeit von Fluoriden bei der Kariesprävention. Es geht aus meiner Sicht nicht an, dass auf der Basis von Pressemeldungen und Zitaten aus so- genannten Fachzeitschriften, die sich wiederum auf eben je- ne Pressemeldungen beziehen, das Imago von Wissenschaft- lichkeit erzeugt wird. Sollte es in der Tat so sein, wie in einigen dieser Pressemeldungen verlautbart wurde, dass es bei Anwendern von „Karex“ zu Remineralisationserscheinungen gekommen ist, dann wäre das der „Kracher“ schlechthin. Denn dann sprächen wir von einer „Kariestherapie“ … Doch wie gesagt, die Studie ist bis dato nicht publiziert. Definitiv falsch ist jedoch die Aussage von Dr. Kurt Wolff, „dass Ihre Patientinnen und Patienten bei der Zahnpasta endlich die Wahl haben, ob sie sich mit oder ohne Fluorid die Zähne putzen wollen.“ Nun denn, das konnten die Patienten bereits in den letzten Jahren, um nicht zu sagen in den letzten Jahrzehnten. Über 30 fluoridfreie Zahnpasten – von preiswert bis sehr teuer – stehen dafür in Supermärkten, Drogerien und Apotheken zur Auswahl. Und da ist ein altbekanntes und be- währtes Stomaticum noch nicht einmal mitgezählt. Ich möchte an dieser Stelle nicht über gute oder schlechte Kom- munikation räsonieren – aber fluoridhaltiges Trinkwasser mit fluoridhaltigen Zahnpasten in einen Bezug zu setzen, ist schon gewagt. Ich jedenfalls nehmemeine Zahnpasta nicht ein, sondern gebe sie auf die Zahnbürste und putze mir damit die Zähne. Aber wird ein Patient die Aussagen aus dem Brief, der auch als Anzeige in vielen Publikumsmedien veröffentlicht wurde, einordnen können? Ohne entsprechendes Wissen bestimmt anders als jede Zahnärztin oder Zahnarzt. Und das, genau das ist nicht in Ordnung! Dr. Uwe Axel Richter, Chefredakteur www.DAS-KONZEPT.com einfach, clever, bestellen! www.aera-online.de Jeder vierte Kollege spart bereits beim Materialeinkauf mit AERA-Online. WORAUF WARTEN SIE ? seit 25 Jahren 13
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