Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04
zm 108, Nr. 4, 16.2.2018, (247) Insgesamt 1.147 Mediziner im gesam- ten Bundesgebiet haben dafür Fragen zu digitalen Lösungen im Gesundheits- sektor beantwortet. Rund 80 Prozent nennen beispielsweise Videosprech- stunden und Online-Coachings als nützliche Ansätze. Vor allem junge Ärzte sind digitalen Lösungen gegenüber offen. Allerdings sind E-Health-Anwendungen bei Medi- zinern in verschiedenem Maße be- kannt: Während vier von fünf Ärzten die Video-Sprechstunde kennen, hat von der digitalen Patientenakte bislang nur jeder Zweite gehört. Dabei sind die Studienteilnehmer der Meinung, dass digitale Angebote konkrete Vorteile für die Behandlung haben. Ein orts- unabhängiger Austausch zwischen Arzt und Patient per Videokonferenz ist derzeit aber nur eingeschränkt möglich, weil ein Arzt laut Fernbehandlungsverbot einen Patien- ten persönlich untersucht haben muss, bevor er Telemedizin einsetzen darf. Das Bundesgesundheitsministerium will das Gesetz nun auf den Prüfstand stellen. Ärzte halten die Videosprechstunde auch für notwendig um Versorgungsengpässe in ländlichen Regionen mit geringer Arztdich- te aufzufangen. „Das Fernbehandlungsver- bot muss grundlegend modifiziert werden, um mehr Spielräume für Ärzte und Patien- ten durch digitale Lösungen zu schaffen“, bekräftigte Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Andere Länder Europas sind im Bereich E-Health bereits viel weiter als wir. Wenn wir nicht handeln, droht Deutschland den Anschluss zu verlie- ren.“ ck/pm DAK-Digitalisierungsreport 2018 Gerade junge Ärzte wollen die Videosprechstunde Vor allem junge Mediziner wünschen sich mehr digitale Anwendungen wie die Video-Sprechstunde und Gesundheits-Apps. Das zeigt der neue DAK- Digitalisierungsreport 2018. Online-Coachings werden positiv be- wertet: Viele der Mediziner halten Zukunfts- szenarien für denkbar und sinnvoll, in denen Online-Coachings therapiebegleitend ver- ordnet werden können. Es kommt jedoch darauf an, wer das Coaching entwickelt: Ein Coaching einer Krankenkasse bewertenmehr als zwei Drittel der Befragten positiv. Stammt es von einem Pharma-Unternehmen, sind Ärzte eher skeptisch: Nur gut die Hälfte der Ärzte halten den Einsatz dann für sinnvoll. Echte Vorteile sind entscheidend: Ein überwiegender Teil der Studien-Teilnehmer sieht in digitalen Lösungen auch Vorteile, die über den Patientennutzen hinausgehen. Ärzte sehen die Chance auf Wirtschaftlichkeit und Zeitersparnis für ihre Praxis – drei Viertel sehen hier einen möglichen oder klaren Nut- zen. 85 Prozent sind sicher, dass sich neue medizinische Erkenntnisse und Leitlinien schneller verbreiten lassen. Fast 90 Prozent können sich vorstellen, dass wissenschaftli- che Studien mit digitalen Methoden schnel- ler durchgeführt werden können Jüngere Ärzte sind für E-Health-Lösun- gen offener: Jüngere Ärzte mit maximal zwei Jahren Berufserfahrung sind offener für E-Health-Lösungen als ältere, die 20 Jahre oder länger im Beruf sind. So sieht gut jeder zweite der jüngeren Mediziner den Vorteil, durch digitale Anwendungen Zeit zu sparen. Bei den älteren sieht dies nur jeder Vierte so. Eine bessere Therapietreue ihrer Patienten erhoffen sich 58 Prozent der jüngeren Medi- ziner. Bei den älteren ist es nur ein Drittel. Der Nutzen von Apps sollte nachgewie- sen werden: Den meisten Ärzten ist es wich- tig, dass Apps mit therapeutischer oder diag- nostischer Funktion auf ihren Nutzen geprüft werden. 80 Prozent verlangen einen Nach- weis des Nutzens mit klinischen Studien, so wie es bei Medikamenten üblich ist. Ein etwas höherer Anteil von 84 Prozent kann sich eine Art TÜV vorstellen, um eine unabhängige Prüfung zu gewährleisten. Trotzdem sagen zwei von drei Ärzten, dass schlankere Evalua- tionsmethoden gefunden werden sollten, insbesondere für Apps, die lediglich verhal- tensändernd wirken sollen. Wer die Finanzierung digitaler Anwen- dungen übernimmt, ist zweitrangig: Rund drei Viertel halten auch Start-ups mit Risiko- kapital für akzeptabel, wenn die Evidenz- prüfung ausreichend ist. Für den Weg in die Regelversorgung, so dass Apps auch verord- net werden können, sehen viele Ärzte die medizinischen Fachgesellschaften (38 Pro- zent) oder die ärztliche Selbstverwaltung (27 Prozent) verantwortlich. Die Ergebnisse im Einzelnen DAK - DIGITALISIERUNGSREPORT Foto: agenturfotografin – Fotolia 22 Politik
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