Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04
zm 108, Nr. 4, 16.2.2018, (253) bei der Sinterung eine längere Abkühlphase einzuplanen. Ferner sollte sorgfältig auf eine funktionelle Okklusion von Implantatkronen und Antagonisten geachtet werden. Freilegung mit Verdrängungstechnik Die gingivale Ästhetik der natürlichen Zähne basiert auf einer konstanten, verti- kalen Dimension gesunder parodontaler Weichgewebe, der „biologischen Breite“ [Hermann et al., 2001]. Hierbei werden die natürlichen Zähne zirkulär vom epithelialen und bindegewebigen Attachment ähnlich einer Manschette umgeben. Bei physiologischen Verhältnissen füllen die Weichgewebe, denen auch der Sulcus gingivalis zugeordnet wird, die Interdental- räume komplett aus und gehen girlanden- förmig in die vestibulären und oralen Gin- givaränder über. Der biologisch definierte mittlere Abstand von 3 mm zum Limbus alveolaris ist physiologisch relativ stabil und sollte bei Implantatversorgungen eingehal- ten werden, um ein vorhersehbares Ergeb- nis hinsichtlich Ästhetik und Funktion zu ge- währleisten. Bei Implantaten im sichtbaren Bereich be- steht das Risiko von Geweberezessionen, die in der Folge zu Beeinträchtigungen der rot- weißen Ästhetik führen können. Auch bei der Freilegung des eingeheilten Enossal- pfeilers kann sich die Weichgewebsstruktur nach Anwendung augmentativer Verfahren unvorteilhaft darstellen. Zur Verbesserung der Situation ist eine Ausformung des Weichgewebes dadurch angezeigt, dass durch Umformen und Kon- ditionieren der im Überschuss vorhandenen Mukosa im Alveolarkammbereich partiell keratinisierte Gingiva verlagert wird. Dies kann mit einem Wechsel von schmalen auf breitere Gingivaformer erfolgen. Jedoch er- geben sich Limitationen, da die rotations- symmetrischen Gingivaformer nicht dem individuellen Zahnprofil entsprechen. Da- her ist es sinnvoll, ein Langzeitprovisorium auf dem Implantat einzubringen mit dem Ziel, dass ein harmonischer Gingivaverlauf erreicht wird. Mit der Weichteilkonditionierung wird die gesamte periimplantäre Weichgewebe- architektur mittels der dynamischen Kom- pressionsmethode geformt. Dabei wird in den ersten zwei Wochen Druck auf die peri-implantäre Mukosa ausgeübt. Dies wird durch eine leichte Überkonturierung des Provisoriums und mit extraoralem Hin- zufügen von provisorischem Kunststoff- material (lichthärtendes Acrylat oder Kom- posit) erreicht (Druckphase, Abbildungen 1 bis 4). Nach vier Wochen wird die Form des Provi- soriums durch Reduktion des provisorischen Materials im mesial-distalen Bereich modifi- ziert, um Platz für die Papillen zu schaffen. Das Provisorium wird unterkonturiert (Ent- lastungsphase) – intraoral durch ein fein- diamantiertes Instrument ausgeführt und anschließend mit einem Arkansas-Stein poliert. Das Konzept der dynamischen Kompressions- methode besteht daher aus zwei Phasen: der Druckphase – hierbei wird durch den Druck die Höhe der zukünftigen Papillen ge- schaffen, und der Entlastungsphase – hier wird durch Reduktion des Provisoriums Raum kreiert, damit sich die Papillen in die Breite Abbildung 5: Individualisierter Abformpfosten. Abbildung 6: Weichteilkondi- tionierung mit individualisierten, Gingiva-formenden Provisorien. Abbildung 4: Reduktion des Provisoriums mesial und distal, um Raum für Papillae (Entlastungsphase) zu bilden. Fotos: Wittneben 28 Zahnmedizin
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