Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04
zm 108, Nr. 4, 16.2.2018, (255) Stabilität und Dauerfestigkeit, chemische Beständigkeit, sehr gute Biokompatibilität, Möglichkeit der individuellen Formgebung und Achsenausrichtung. Vor allem im Frontzahnbereich gelten ein individualisierbares Austrittsprofil sowie eine zahnähnliche Farbe und Transluzenz beim dünnen gingivalen Biotyp als wichtige Fak- toren zur Rekonstruktion einer zufrieden- stellenden Ästhetik (Abbildung 7) [Jung et al., 2007]. Obwohl Titan immer noch der gängigste Werkstoff für Abutments ist, wird in vielen Fällen Zirkoniumdioxidkeramik (ZrO 2 ) ein- gesetzt. Besonders im Frontzahnbereich werden mit ZrO 2 -Abutments biologisch und ästhetisch bessere Ergebnisse erzielt als mit Titan [Brakel et al., 2012]. Eine randomi- sierte klinische Studie mit ZrO 2 -Abutments, die digital individualisiert oder standardisiert hergestellt worden sind, zeigte sehr gute Überlebensraten [Wittneben et al., 2017; Joda et al., 2014]. In der Gruppe der stan- dardisierten Abutments frakturierte eine Keramikverblendung nach einem Jahr. Die CAD/CAM-gestützte, individuelle Aus- formung des ZrO 2 -Abutments bietet einen reizlosen Schleimhautkontakt. Da der mar- ginale Rand in den gut zugänglichen, intra- sulkulären Bereich gelegt werden kann, wird die Überschussentfernung nach dem Zementieren erleichtert. In einer Elf-Jahres-Studie wurden ZrO 2 - Abutments Implantat-getragener Kronen im Frontzahn- und Prämolarenbereich untersucht. Kein Abutment ging verloren; die Überlebensrate für Abutments betrug 96,3 Prozent, für Implantatkronen 90,7 Pro- zent. Komplikationsanlass waren Schrauben- lockerungen [Zembic et al., 2014]. In einer Fünf-Jahres-Studie wurden Titan- Abutments mit metallgestützten Implantat- kronen und ZrO 2 -Abutments mit vollkera- mischen Kronen im Frontzahn- und im Prä- molarenbereich in OK und UK untersucht. Alle Implantatkronen waren funktionell in situ; Titan- und ZrO 2 -Abutments erreichten 90 beziehungsweise 88,9 Prozent Über- lebensraten und lagen somit gleichauf [Zembic et al., 2013; Sailer et al., 2009]. Die Heilung des periimplantären Gewebes nahe Titan- und ZrO 2 -Abutments wurde un- tersucht. Das ZrO 2 -umschließende Weich- gewebe zeigte einen schnelleren Heilungs- verlauf als bei Titan, dem eine größere Bak- terienbesiedlung zugeordnet wurde [Degidi et al., 2006]. Ferner scheint die Wahl des Abutment-Materials keinen Einfluss auf das krestale Knochenlevel zu haben [Linkevicius et al., 2008]. Die Stabilität von ZrO 2 -Abutments wurde mit einer Titanhülse (TiBase) gesteigert, auch in der Absicht, die Mesostruktur für Implantate im Molarenbereich zu qualifizie- ren. Als individualisiertes „Hybrid-Abutment“ wird die Titanbasis von einem Überwurf aus ZrO 2 umschlossen, das mit dem Titan extra- oral zusammengefügt und verklebt wird (Abbildungen 8 und 9). Dadurch entsteht eine spannungsfreie Verbindung zwischen Enossalpfeiler, Abut- ment und Krone. Die gingivaformende Basis endet direkt oberhalb der Implantat- schulter und geht mit dem Schraubenschlot in den Fügebereich mit ZrO 2 über. Der koro- nale ZrO 2 -Anteil gewährleistet bei hoher Stabilität ein dauerhaftes, helles Durch- schimmern im Weichgewebe, vor allem dann, wenn ein dünner Weichgewebstypus präsent ist. Abbildung 8: Implantatkrone aus Lithiumdisilikat (vor dem finalen Sintern) und die stabilisierende Titanbasis mit Enossalschraube vor dem Einkleben. Abbildung 9: Hybrid-Abutment- Krone mit TiBase spannungsfrei verklebt, mit Verschraubung als Verbindungsteil zum Enossalpfeiler. Fotos: Wittneben 30 Zahnmedizin
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