Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 108, Nr. 4, 16.2.2018, (259) das geistige Eigentum an seiner Erfindung zurück. Statt eines Start-ups gründete er zusammen mit einem Partner die „denta- ZOOM Dentalmikroskope UG“ (Unterneh- mergesellschaft, haftungsbeschränkt), die das Mikroskop nun produziert und vertreibt. Wichtige Partner für die Herstellung sind Optiker mit ihrem Spezialwissen. Produziert wird in Deutschland, just in time. Der Rückschlag: Das Start- up wird abgewickelt Um bekannt zu werden, präsentiert Jurkat seine Erfindung auf Messen, Fortbildungen und Kongressen. Zugegeben: ein steiniger und langwieriger Weg. Aber: Das Mikroskop, das er ursprünglich und vornehmlich für die Verbesserung der Arbeit der Generalisten geschaffen hat, wird auch bereits von Uni- versitäten (zum Beispiel der Universität Bern) genutzt. Darüber hinaus wird es zunehmend im Rahmen der Endo-Curricula eingesetzt. Neben einer für den Generalisten besseren Sicht in den Wurzelkanal (um besser thera- pieren und auch schwierigere Fälle lösen zu können – von der körperlichen Belastung durch die Verrenkung ganz zu schweigen) war Jurkat ein zweiter Aspekt immer extrem wichtig: die schnelle und reibungslose Inte- gration in den gewohnten zahnärztlichen Workflow. Wozu sonst ein neues Mikroskop? Ganz abgesehen von den Kosten ließen sich die traditionellen OP-Mikroskope eben kaum amWorkflow einer Generalistenpraxis ausrichten – was eine Erklärung für deren geringe Verbreitung ist, so der Erfinder. Wie genau arbeitet man denn nun mit dem Mikrokop? Bei der Behandlung an der „Oberfläche“ wird vorwiegend mit Lupenbrille gearbeitet. Geht es in die Tiefe wird das Mikroskop in den Arbeitsbereich geschwenkt und mit 10-facher Vergröße- rung und viel Licht diagnostiziert und kon- trolliert. So lassen sich selbst winzige Kanal- eingänge (Abbildung 1) erkennen. Durch diese Kombination bleiben die gewohnten Behandlungsabläufe erhalten und eine lange Einarbeitungszeit wie bei den traditionellen OP-Mikroskopen entfällt. Der Einwand, dass mit demmonokularen Gerät kein räumlicher Eindruck entstehe, hat für Jurkat eine nur geringe Bedeutung, da der überwiegende Teil der Arbeit unter Lupenbrille stattfindet. In tiefen Kanälen, also wenn es knifflig wird, ist auch mit Stereomikroskopen nur ein zweidimensionaler Einblick möglich (Ab- bildung 2). Der Neustart: „Dann mache ich es eben alleine“ Besonders wichtig dabei ist eine hervor- ragende Ausleuchtung des Arbeitsbereichs. OP-Leuchten ermöglichen dieses auf Ober- flächen, bei tiefen Kavitäten und insbeson- dere Wurzelkanälen wird jedoch eine fast koaxiale Beleuchtung benötigt (Abbildung 3), um Abschattungen zu vermeiden. Dies ist mit OP-Leuchten nur bedingt möglich, sodass sich schon Kavitäten für Wurzelstifte nicht richtig ausleuchten lassen. Jurkats Fazit fällt eindeutig aus: Neben der einfachen Handhabung und der geringen Einarbeitungszeit ist das Mikroskop – in Kom- bination mit einer Lupenbrille – eine günstige Alternative zu einem hochpreisigen zwei- strahligen Mikroskop. „Die zu behandelnden Strukturen in der Zahnmedizin sind teilweise so klein, dass sie ohne Vergrößerungshilfen nicht immer sicher zu behandeln sind. Da ist das Mikroskop mir eine enorme Hilfe. “ Aber ist das von Klaus-Peter Jurkat ent- wickelte Mikroskop nun auch ein „gutes“ Geschäft geworden? Sagen wir so: Ohne die Zahnarztpraxis ginge es nicht ... Ri/sf Abbildung 1: Um den Unterschied zwischen Lupenbrille und Mikroskop zu verdeutlichen: Auf dem Kassen-HKP finden Sie im Text das „O“ von „Kostenplan“. Die enthaltenen Druckpunkte haben die Dimension von kleinen Wurzelkanaleingängen, sollten also so deutlich wie auf dem Mi- kroskop-Foto zu erkennen zu sein. Mit Lupenbrille ist das nicht möglich. Abbildung 2: Aufgrund der Divergenz der Strahlengänge kann im Apexbereich häufig nur monokular gesehen werden. Abbildung 3: Mit der üblichen OP-Lampe können Kanäle nicht ausgeleuchtet werden. 34 Praxis

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