Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 108, Nr. 4, 16.2.2018, (273) ‚Der Einsatz von Robotern und Künst- licher Intelligenz in der Medizin‘ – was genau ist damit gemeint? Prof. Dr. Klaus Juffernbruch: Im Kern geht es darum, medizinische und pflegerische Aufgaben in zunehmendem Maß auf Maschinen zu übertragen. Durch leistungs- fähige, präzise Mechanik in Verbindung mit kognitiven Fähigkeiten werden Roboter und künstliche Intelligenzen Aufgaben autonom erledigen können, bei denen es heute noch menschlicher Unterstützung bedarf. Bis wohin müssen wir denken? Was sind die Potenziale von KI – kann sie den Arzt/Zahnarzt ersetzen? KI in der Medizin befindet sich noch am Anfang ihrer Entwicklung. Trotzdem gibt es schon beachtliche Erfolge, insbesondere auf dem Gebiet der bildgebenden Diagnostik. Das wird sich ausweiten – auf alle Formen der Diagnosestellung und auf die Therapie- planung. Schließlich werden auch die The- rapien selbst von solchen Systemen durch- geführt werden, zum Beispiel im Bereich der Psychotherapie. Mit fortgeschritteneren Robotern werden manuelle Prozeduren wie Implantationen und Operationen folgen. Das alles passiert zunächst unter mensch- licher Aufsicht und später dann zunehmend autonom. Mittelfristig werden Arzt und Zahnarzt nur in Teilbereichen ersetzt wer- den können. „Ersetzen“ klingt immer ein wenig be- drohlich. Kann man das auch positiv formulieren: Gibt es Vorteile für Ärzte und Zahnärzte im Versorgungsalltag – und wo liegen die Grenzen? Medizinisches Wissen vermehrt sich immer schneller. KI wird helfen, dieses Wissen zu strukturieren und allen Zahnärzten und Ärzten verfügbar zu machen. Die Übertra- gung von Routineaufgaben auf Roboter und KI-Systeme ermöglicht die Behandlung einer größeren Zahl von Patienten und schafft freie Zeit, die für mehr menschliche Zuwendung oder kniffligere medizinische Fälle genutzt werden kann. Wir haben gerade erst begonnen, die Mög- lichkeiten und Grenzen auszuloten, und dürfen gespannt sein, wohin die Entwick- lung noch geht. Eine prinzipielle Grenze auf lange Sicht ist derzeit nicht erkennbar. Die Patientenperspektive – welche Vor- oder Nachteile sehen Sie da? Patienten können sich durch KI bessere ? ? ? ? Interview mit Prof. Klaus Juffernbruch zu Künstlicher Intelligenz „KI schafft Zeit für mehr Zuwendung und die kniffligeren Fälle!“ Am 16. September 2017 hat in China ein Roboter erstmals einer Patientin zwei Implantate gesetzt. Der Eingriff dauerte eine Stunde, wurde von erfahrenen Operateuren beobachtet – und verlief erfolgreich. Gutes Omen oder Menetekel für die Zahnmedizin der Zukunft? Wie Künstliche Intelligenz (KI) die Behand- lungsprozesse auch in der Praxis zukünftig verändern wird, weiß Digitalexperte Prof. Klaus Juffernbruch. Prof. Dr. med. Dipl.-Inform. Klaus Juffernbruch lehrt Gesundheits- und Sozialmanagement an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management gGmbH in Neuss und ist Vor- sitzender der Expertengruppe „Intelligente Gesundheitsnetze“ des Digital-Gipfels der Bundesregierung. Foto: FOM 48 Politik Die Zukunft der Zahnmedizin

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=