Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 108, Nr. 4, 16.2.2018, (305) als „festsitzende Schiene“ für einen län- geren Zeitraum geprüft werden. In dieser Behandlungsphase („Probefahrt“) kann eine Feinadjustierung der Unterkieferposition und der okklusalen Beziehungen vorgenom- men werden. Im abschließenden dritten Schritt sollten die semipermanenten Kom- positkauflächen wegen der begrenzten Haltbarkeit des Restaurationsmaterials durch die Anfertigung definitiver indirekter Restaurationen ersetzt und somit die aus- giebig getestete Position des Unterkiefers und die Okklusionsbeziehung langfristig fixiert werden. Im Anschluss an die definitive Versorgung sollte erneut eine Okklusions- schiene im Oberkiefer zur Reduktion para- funktioneller Aktivitäten [Pierce & Gale, 1988; Dube et al., 2004; Solberg et al., 1975; Bernhardt et al., 2014] und zum Schutz der Zähne beziehungsweise Restau- rationen [Klasser et al., 2010] angefertigt werden. Die Patientin wurde in einem ausführlichen Beratungsgespräch über Vorgehen, Umfang, Risiken, Alternativen und die wirtschaftlichen Aspekte der geplanten Behandlungsmaß- nahmen aufgeklärt. Klinisches Vorgehen Erste zahnärztliche Sitzung: Nach Erhebung der Anamnese und der not- wendigen Einzelbefunde wie Zahnstatus, Parodontalbefund, klinischer Funktionsstatus und Röntgenbefund wurde zur Dokumen- tation des Ausgangszustandes und für die weitere Behandlungsplanung ein extraoraler und intraoraler Fotostatus angefertigt. In der klinischen Funktionsanalyse ergaben sich außer Bruxismus keine Anzeichen für eine weitergehende Funktionsstörung des stomatognathen Systems, insbesondere keine muskulären oder arthrogenen Probleme und keine Einschränkungen in der Mobilität des Unterkiefers. Anschließend wurden in der ersten Behand- lungssitzung noch Präzisionsabformungen beider Kiefer mit individualisierten konven- tionellen Abformlöffeln (Rim-Lock) angefer- tigt, sowie eine Kieferrelationsbestimmung in habitueller Interkuspidation (HIKP) und eine arbiträre schädel- und gelenkbezogene Übertragung der Oberkieferposition mittels Gesichtsbogen durchgeführt [Morneburg et al., 2010]. Erste Laborphase: Im Dentallabor wurde das Gipsmodell des Oberkiefers schädelbezüglich in einen teil- justierbaren Artikulator montiert und das Unterkiefermodell mit dem mitgelieferten Registrat in HIKP-Position eingegipst. Zu Dokumentationszwecken wurde ein zweites Modellpaar gleich verarbeitet. Für die nächste zahnärztliche Sitzung wurden Registrierschablonen für die horizontale Kie- ferrelationsbestimmung mittels Stützstift- registrierung vorbereitet. Zweite zahnärztliche Sitzung: Nach der Deprogrammierung der Position des Unterkiefers, zum Beispiel durch im Prä- molarenbereich eingelegte Watterollen oder 10- bis 15-malige weite Öffnungs-/Schließ- bewegungen ohne Zahnkontakt [Bumann Abbildung 14: Zweiter Schritt des Wax-ups: Rekonstruktion der okklusalen Anteile der endständigen Seitenzähne Abbildung 15: Anfertigung der zweiten Übertragungsschiene (Tiefziehtechnik) auf dem Gipsduplikat des Wax-ups 80 Zahnmedizin

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