Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04
zm 108, Nr. 4, 16.2.2018, (307) Evaluationsphase dauerte insgesamt sechs Wochen. Während dieser Zeit trug die Pa- tientin die Schiene für 24 Stunden am Tag, lediglich zur Nahrungsaufnahme und für die Mundhygiene wurde die Apparatur heraus- genommen [Rammelsberg, 2014; Muts et al., 2014]. Treten initiale Adaptations- symptome und Beschwerden wegen der Okklusionsschiene auf, verschwinden diese im Regelfall innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder [Gross & Ormianer, 1994; Dahl & Krogstad, 1982; Carlsson et al., 1979]. Daher ist es sinnvoll, einen Zeitraum von einigen Wochen für die Simulations- phase vor dem Übergang zum nächsten Therapieschritt anzusetzen [Abduo, 2012; Abduo & Lyons, 2012]. Das Anheben der Vertikaldimension sollte vorzugsweise mit einem festsitzenden Therapiemittel erfolgen, da es die Funktion, Akzeptanz und Adaptation des Patienten verbessert. Herausnehmbare Schienen resultieren in mehr Beschwerden und Symptomen, die aber eher auf das Tra- gen der Schiene als auf die Anhebung der Vertikaldimension zurückzuführen scheinen [Abduo, 2012; Abduo & Lyons, 2012]. Dritte Laborphase: Nach der komplikationsfreien Evaluation der therapeutischen horizontalen und vertikalen Bisslage an der Patientin wurde das Unter- kiefermodell im zahntechnischen Labor mit- hilfe der Okklusionsschiene neu einartikuliert (Abbildung 11). Es wurde anschließend ein segmentweises Wax-up der idealen Okklusion erstellt [Muts et al., 2014; Bartlett, 2016]. Im ersten Schritt des Wax-up erfolgte die Rekonstruktion der okklusalen Anteile der Seitenzähne bis auf die endständigen Zähne beiderseits (Abbildung 12). Dadurch kann die nachfolgend angefertigte erste Über- tragungsschiene später im Mund an den letzten Zähnen der Zahnreihe und im Front- zahnbereich definiert abgestützt werden [Schmidlin et al., 2009]. Der teilaufge- wachste Unterkiefer wurde mit feinzeich- nendem Silikon dupliert und auf diesem Gipsmodell eine Hilfsschiene in der Tiefzieh- technik (Schiene 1) für die intraorale Über- tragung des Wax-up mit Komposit ange- fertigt (Abbildung 13). Diese als Formträger verwendete Schiene wird aus einer Poly- ethylenfolie (Copyplast, Scheu Dental) tief- gezogen, die sich nicht mit Acrylaten ver- bindet, um sich von den damit eingebrachten Kompositaufbauten intraoral problemlos wieder abnehmen zu lassen. Im zweiten Schritt wurde das Wax-up um die Rekonstruktion der okklusalen Anteile der endständigen Seitenzähne des Unterkiefers erweitert (Abbildung 14). Die nachfolgend angefertigte zweite Übertragungsschiene (Schiene 2) kann später im Mund an den bereits aufgebauten, anterior befindlichen Seitenzähnen definiert abgestützt werden. Der Dupliervorgang und die Schienenher- stellung erfolgten in gleicher Art und Weise wie zuvor beschrieben (Abbildung 15). Im dritten und letzten Schritt wurde das Wax-up um die Rekonstruktion der inzisalen Anteile der Frontzähne des Unterkiefers (33 bis 43) erweitert (Abbildung 16). Die nach- folgend angefertigte dritte Übertragungs- schiene (Schiene 3) kann später im Mund an den bereits aufgebauten Seitenzähnen definiert abgestützt werden. Der Duplier- vorgang und die Schienenherstellung er- folgten in gleicher Art und Weise wie zuvor beschrieben (Abbildung 17). An den vestibulären Flächen der Schienen wurden im zahntechnischen Labor für jeden einzelnen aufzubauenden Zahn in vertikal und horizontal mittiger Position der Wachsaufbauten kreisförmige Perforationen Abbildung 18: Im Frontzahnbereich getrennte erste Übertragungsschiene bei der Überprüfung der Abstützung und spannungsfreien Passung Abbildung 19: Die korrekte Lage der Einspritzöffnungen für das Komposit wird kontrolliert. 82 Zahnmedizin
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