Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 108, Nr. 4, 16.2.2018, (313) Der Ansatz ist, mit Kolleginnen und Kolle- gen in Regionen unserer Erde in Kontakt zu kommen, in denen nicht unbedingt die gleichen Standards gelten wie bei uns, um zu sehen, wie „alio loco“ gearbeitet wird. Sehr schnell wird deutlich, wie unterschied- lich die dortigen Bedingungen im Vergleich zu den unsrigen sind: die Ausstattung vor Ort, der Mangel an guten – wenn überhaupt vorhandenen – Materialien sind das eine, fehlende Fortbildungsangebote beziehungs- weise die nicht vorhandenen Möglichkeiten, an einem internationalen Kongress teilzu- nehmen, das andere. Die Weltgesundheits- organisation spricht sogar von „Global Oral Health Inequalities“. Doch die Zahl der Wissenschaftler steigt, die diese Situation erkannt haben und sich selbst mit einem Beitrag einbringen, indem sie kostenlose Kurse oder Vorträge in den unterschiedlichsten Ländern anbieten. Das ist heute keine Seltenheit mehr. Anzu- merken ist, dass die Kosten überwiegend selbst getragen werden, allenfalls gibt es eine Spendenquittung als Bestätigung für den erbrachten Aufwand. Bei dieser Art des wissenschaftlichen Aus- tauschs kann man gut und gerne von einer Kultur des Gebens sprechen, als Teil unseres abendländischen Selbstverständnisses, we- niger privilegierte Kreise zu unterstützen, um zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen in deren angestammtem Umfeld beizutragen. Gut ausgebildet, aber schlecht ausgestattet DIANO ist schwerpunktmäßig in der Karibik tätig, vor allem in Haiti und in der Dominika- nischen Republik, wo die Zahnmedizin einen erheblichen Nachholbedarf hat. Kuba spielt eine besondere Rolle: Gesund- heit und Bildung gehören quasi zu den Errungenschaften der Revolution. So gibt es in Kuba keinen Mangel an Zahnärztinnen und Zahnärzten, es sind im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung kaum weniger als in Deutschland. Doch in Hinblick auf die Aus- stattung sieht es „etwas“ anders aus. Große Probleme gibt es durch das jahrzehnte- lange Embargo und den damit zusammen- hängenden Ausschluss von vielen interna- tionalen Veranstaltungen. So trifft man im Land selber auf eine hervorragend ausgebil- dete Kollegenschaft, die geradezu begierig ist, Neues aus der internationalen Wissen- schaftswelt zu erfahren und wohl kaum an einer Übersättigung durch Fortbildungsver- anstaltungen leidet. Zurück bekommt man wahrlich viel, denn der direkte Austausch, die persönlichen Kontakte und der herzliche Empfang ent- Hilfseinsatz in Kuba Fortbilden statt bohren Hilfseinsatz ist nicht immer gleich zahnmedizinisch behandeln. Die Dental International Aid Networking Organisation (DIANO) bildet Zahnärzte fort – sie organisiert etwa das Parodontologie-Symposium in Kuba. Tobias Bauer berichtet. Das Centro National de Estomatologia ist eine Vorzeigeeinrichtung der kubanischen Staatsmedizin, die sich vor allem an ausländische Patienten richtet. Aber es ist eben nicht stellvertretend für das nationale Gesundheitssystem. Fotos: T. Bauer 88 Gesellschaft

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