Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 108, Nr. 4, 16.2.2018, (315) Durch die Teilnahme am alle fünf Jahre statt- findenden kubanischen Zahnärztekongress Estomatologia Cubana im Jahr 2015 wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen: Erstmals gab es einen deutsch-kubanischen Abend, an dem zahlreiche namhafte Vertreter der deutschen Dentalindustrie teilnahmen. Und nach fast einjähriger Vorbereitung fand das erste deutsch-kubanische Parodontologie- Symposium statt. Prof. Dr. Peter Eickholz, Goethe-Universität Frankfurt am Main, war eingeladen, vor Hochschullehrern und Ver- tretern des kubanischen Wissenschaftsrats im Gesundheitsministerium in Havanna zu sprechen. Seine Themen: 1. Degeneración furcal. Desastre o problema solucionable? (Furkale Degeneration. Kata- strophe oder lösbares Problem?) 2. Terapia Regenerativa en los tratamientos periodontales con énfasis en las lesiones de furcación (Regenerative Therapie bei Paro- dontalbehandlungen mit Schwerpunkt Fur- kationsverletzungen) Gerade in einem Land, dessen Wissenschaftler es sich kaum leisten können, an einem inter- nationalen Kongress teilzunehmen, sind solche Vorträge absolute Highlights in der täglichen Routine – oder besser Mangelverwaltung. Kuba ist dafür bekannt, dass der Monats- lohn eines Arztes etwa dem einer einzelnen Arbeitsstunde hierzulande entspricht. Auch vor diesem Hintergrund sollten die Beiträge zum Wissenschaftstransfer von Hilfsorgani- sationen wie DIANO betrachtet werden. Die deutschen Zahnärzte waren von der Aufmerksamkeit der kubanischen Gastgeber sehr angetan: Extra für die kleine Delegation wurde eine Besichtigungstour organisiert, auf der sich die Besucher auch eine Poliklinik in Havanna anschauen konnten. Ein Besuch im Centro National de Estomatologia, einer Vorzeigeeinrichtung der kubanischen Staatsmedizin, die zum Uniklinikum Cira García gehört, stand ebenfalls auf der Agenda. Diese, vorwiegend ausländischen Patienten zur Verfügung stehende Einrich- tung zeigte den Besuchern eindrücklich die Unterschiede im nationalen Gesundheits- system. Nicht minder interessant war der abschließende Abstecher ins internationale Therapiezentrum „La Pradera“, das durch so illustre Patienten wie Diego Maradona und Hugo Chavez eine gewisse Berühmtheit er- langt hat. Tonnen an Materialspenden aus deutschen Praxen Um viele Eindrücke reicher, nicht zuletzt auch, weil man eine Welt sehen durfte, die es möglicherweise nicht mehr allzu lange gibt, ging es zurück. Im Frühjahr 2017 fuhren dann zum ersten Mal nach sehr langer Zeit deutsche Famu- lanten an die zahnmedizinische Fakultät in Manzanillo. Nicht in die Hauptstadt, son- dern ins authentische Kuba, weit weg von den Touristenzentren. Treffend beschrieben ist das in einem Reiseführer: „Wer nach Manzanillo kommt, ist im wahren Kuba angekommen!“ So war es dann auch: Der Umgang mit den kubanischen Behörden erwies sich als äußerst zäh, vor allem dann, wenn man Neuland betritt. Deutsche Famulanten gehören nicht zum alltäglichen Straßenbild, so bedurfte es einiger Überzeu- gungsarbeit. Aber auch diese Hürde scheint mittlerweile genommen und so manche Tür öffnete sich zumindest ein Stück weit. Ent- schädigt wird man durch einen Einblick ins wahre Leben Kubas: Das ist schlicht eine andere Welt. Bleibt zu wünschen, dass noch viele in den Genuss solch unvergesslicher Momente kommen. Mittlerweile gab es auch eine ganze Reihe an Materialspenden aus deutschen Zahn- arztpraxen, die per Container nach Kuba gelangt sind. Im Juni erst gingen zwei Sirona-C4-Behandlungseinheiten per Fracht nach Havanna. Kubanische Techniker mach- ten sich umgehend an die Installation und konnten es kaum erwarten, die Geräte fach- gerecht aufzustellen. Im September 2017, unmittelbar nach dem Hurrikan Irma, der in Kuba schwerste Schäden angerichtet hatte, trafen mehrere Paletten mit mehr als einer Tonne Frachtgewicht an der Universität Manzanillo ein. Auf beiden Seiten besteht großes Interesse, die Zusammenarbeit zu intensivieren. Es sind nicht nur die Spendenlieferungen – für Fachbesucher und Famulanten ist Kuba ein besonderes Land, schließlich erfolgt die Ausbildung unter ganz anderen Voraus- setzungen, wobei Kuba trotz äußerst knap- per Ressourcen in vielen Bereichen weltweit eine Spitzenstellung einnimmt. Sicherlich gibt es im Hinblick auf die Famulaturen in Kuba noch einiges zu tun, bis diese Form des wissenschaftlichen Auf- enthalts selbstverständlich geworden ist, aber die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass sich einiges bewegt. Langsam, aber stetig! Tobias Bauer ist Zahnarzt aus Singen und Gründer der Dental International Aid Networking Organisation (DIANO). DIANO (Dental International Aid Networking Organisation) http://diano.ga/ dental.aid.project@gmail.com Diskutiert wurde nach den Vorträgen von Prof. Eickholz auf Deutsch, Englisch und Spanisch. Klar erkennbar war dabei das große Interesse der Teilnehmer an Informationen aus dem Ausland. Foto: T. Bauer 90 Gesellschaft

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=