Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04
zm 108, Nr. 4, 16.2.2018, (319) Im Normalfall stellen sich Patienten mit un- vollständigem passivem Zahndurchbruch ohne oder mit nur geringen Entzündungs- zeichen des parodontalen Stützapparats vor. Liegt eine Entzündung vor, so hat die Behandlung derselben Vorrang. Sollte sich keine zufriedenstellende Mund- hygiene-Compliance zeigen, wird von plas- tischer Parodontologie abgeraten [Nowzari, 2001]. Hauptunterschied der ästhetischen Kronenverlängerung im Vergleich zur klas- sischen chirurgischen Kronenverlängerung ist die Schonung der Interdentalpapillen (ästhetischer Anspruch) durch einen aus- schließlich vestibulären Zugang [Sonick, 1997; Oringer et al., 1999]. Weitere Autoren beschreiben die minimalinvasive Kronen- verlängerung ohne Lappenbildung mit spe- ziell „kopfdiamantierten“ Piezoinstrumenten [Striegel/Schwenk, 2005], was jedoch eine limitierte Indikation bei dicken gingivalen Biotypen mit dicker Knochenanatomie mit sich bringt. Früher wurde zur Behandlung eines unvoll- ständigen passiven Zahndurchbruchs aus- schließlich eine Gingivektomie durchgeführt. Aufgrund des hohen Rezidivrisikos ergänzte man die Osteoplastik und gegebenenfalls die Ostektomie [Zucchelli, 2014]. Die operative Technik wird hauptsächlich durch die keratinisierte Gingiva und die Lage des limbus alveolaris vorgegeben. Je nach Höhe der keratinisierten Gingiva liegt eine Klasse 1 (hohes Band bis apikal der Schmelz-Zement-Grenze) oder eine Klasse 2 (schmales Band bis auf Höhe der Schmelz- Zement-Grenze) vor. Liegt der limbus alve- olaris apikal der Schmelz-Zement-Grenze, handelt es sich um Unterklasse A. Liegt dieser koronal der Schmelz-Zement-Grenze, wird er der Kategorie B zugeordnet. Die Auswertung der Befunde im vorliegenden Fall zeigte, dass Klasse 1A vorliegt (siehe Tabelle in Abbildung 8/Zfm Abbildung 12). Aufgrund des hohen Bandes an keratinisier- ter Gingiva wurde paramarginal inzidiert. Bei den Klassen 2A oder 2B wird tendenziell marginal inzidiert [Bensimon, 1999]. Teilweise wünschen Patienten von sich aus keine Veränderung der dento-fazialen Ästhetik. Allerdings wissen sie oft nicht, welche medizinischen Möglichkeiten es gibt Abbildung 4: Hier erfolgte ein paramarginaler Zugang im Bereich der Inzisivi sowie ein margina- ler Zugang im Bereich der Canini. Abbildung 5: Danach erfolgten die Osteoplastik sowie eine Ostektomie nach einem Teilschicht- und Vollschicht-Lappen. Die Interdentalpapillen sind entepithelisiert und dienen als Empfängerbett. Abbildung 6: Der koronale Bereich der Interdentalpapillen heilt sekundär. 94 Zahnmedizin
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