Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05
zm 108, Nr. 5, 1.3.2018, (477) Aber auch die Schattenseiten. Und auch die Methoden, die sich bewährt haben. Zahn- ziehen war anfangs zum Beispiel eine He- rausforderung. Ich wusste nicht mit welcher Kraft, welchem Winkel man da herangehen muss. Er hat mir dann assistiert und auch manchmal die Hand geführt, sodass ich ein Gefühl dafür bekommen konnte. Heute bin ich glaube ich schneller als er, aber darum geht es nicht. Gut war, dass ich jemanden hatte, der mir helfen konnte. Ohne Routine ist man un- sicher und das merkt der Patient. Anderer- seits hat es mich daran gehindert, selbst- ständig zu handeln – das hat mich gestört. Ich habe also jede Menge Fortbildungen und Curricula besucht, unzählige Videos an- geschaut, Bücher gelesen etc. Ich bin durch Deutschland gereist, habe von Koryphäen gelernt und so konnte ich selbst entscheiden, welche Behandlungsmethode ich anwenden und wie ich meine Praxis gestalten möchte. Die Praxisplanung an sich habe ich eher al- leine gemacht. Mein Vater hätte mich gerne daran gehindert, weil er Angst hatte, dass ich mich in Unkosten stürze. „Sei lieber vorsich- tig“, „Du kannst doch nicht“, „Muss das jetzt schon sein?“ usw. musste ich mir anhören. Wo waren Sie unterschiedlicher Meinung? Das ging von A bis Z. Die Zusammenarbeit war wirklich nicht leicht und es war eine wirklich deprimierende Zeit für alle Beteilig- ? ten. Ich hatte tausend Ideen im Kopf, war super motiviert, und mein Vater hatte keine Kraft, irgendetwas zu ändern: „Das kannst du später alles anders machen.“ Von anderen bekam ich dann zu hören „Never change a running system, ist doch alles super!“, und die damaligen Ange- stellten waren auch nicht begeis- tert, wenn sie auf einmal Mehr- arbeit leisten oder höflich und wertschätzend mit den Patienten am Telefon sprechen sollten, was sie früher nie mussten und was auch nie bemängelt wurde. Täglich herrschte Chaos. Um den Patientenausfall zu kontrollieren, wurden zwei oder drei Patienten gleichzeitig einbestellt und manchmal mussten die Patienten dann ein bis zwei Stunden warten. Ich wollte hochwertige Zahnmedizin liefern und habe mich wirklich inkongruent gefühlt. Ich war nur der „Junior“, und irgendwie darin gefangen. Das mag kindisch klingen, aber ich war teilweise richtig zornig, deprimiert. Ich bekammein festes Gehalt (meine besten Angestellten bekommen heute mehr), ich konnte nichts erschaffen, nichts ändern und ich musste warten, bis es hieß: „Ich höre auf, willst du meine Praxis kaufen oder willst du lieber woanders etwas Neues aufmachen?“ Haben Sie am Ende das Team Ihres Vaters übernommen? Zwei Angestellte habe ich übernommen und darüber bin ich froh. Das alte Team hatte kein Interesse an meinen Ideen und der damit verbundenen Mehrarbeit. Blöd, denn bei mir gibt‘s mehr Gehalt und mehr Urlaub. Sie haben Ihre Praxis aufwendig um- gestaltet und komplett digitalisiert. Natürlich kann auch eine alte Praxis gut funktionieren, aber Ich wollte die Praxis unbedingt erneuern, damit ich mich dort wohlfühlen kann. Mein Haus würde ich ge- nauso gestalten und einrichten. Und wenn ich schon mal anfange, dann mache ich das das doch gleich richtig, oder? Die Digitali- sierung erleichtert mir Arbeitsabläufe und ich muss nicht mehr die Handschrift meines Vaters entschlüsseln. Das DVT wollte ich haben, da ich viel implantiere, vor allem navigiert. Der Patient muss deswegen nicht extra zum Radiologen, die Wege verkürzen sich. Die Laser habe ich meinem Vater abge- kauft, der immer schon an Technik interes- siert war. Zusammen mit all den anderen Hightech-Geräten biete ich meinen Patienten im Umkreis eine wunderbare Nische und eine fortschrittliche Zahnmedizin. Natürlich hat das auch seinen Preis. ? ? 1988 in Saarbrücken geboren 2004 Praktikum Winterbergklinik 2008 Abitur Marie-Luise-Kaschnitz-Gym- nasium seit 2009 Mitglied der Deutschen Gesell- schaft für Orale Implantologie (DGOI) 2009 Studienbeginn Zahnmedizin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz 2013 Curriculum Zahnärztliche Hypnose 2014 Staatsexamen Zahnmedizin 2015 Curriculum Implantologie (DGOI) 2015 Course of study in „Oral Implan- tology“ New York University College of Dentistry 2016 Mitglied International Congress of Oral Implantology (ICOI) 2016 Fortbildung zum Betriebswirt der Zahnmedizin und weitere in den Bereichen Implantologie, Chirurgie, Sinuslift, Existenz- gründung, Kommunikation, Ästhetische Zahnmedizin, Laserzahnmedizin, Endo- dontie und Hospitationen bei diversen Zahnärzten 2015 bis 2017 Assistenzzahnarzt in der Zahnarztpraxis Dr. Michael Schaefer seit Januar 2017 selbstständig Vita Malte Schaefer Bei der Praxisgestaltung setzte Malte Schaefer auf Ästhetik und Sterilität (der QR-Code führt zur Bilderstrecke). Die Idee: Für die nötige Wärme sorgt das herzliche Team. 125 zm-starter
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