Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05
zm 108, Nr. 5, 1.3.2018, (384) Der Auftrag kam vom Bundesgesundheits- ministerium: Das IQWiG sollte abklären, in welcher Form ein sogenanntes nationales Gesundheitsportal funktionieren und be- trieben werden könnte. Die Pläne des Ministeriums sind ehrgeizig: Das angepeilte Portal soll für die Bürger „zum zentralen deutschen Internetangebot für Informa- tionen rund um Fragen zur Gesundheit“ werden und „einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung leisten“. Das Problem unzureichender Gesundheits- kompetenz war insbesondere nach der Ver- öffentlichung der Studie „Gesundheits- kompetenz der Bevölkerung in Deutsch- land“ in den Fokus gesundheitspolitischer Diskussionen geraten. Das Team um die Bielefelder Gesundheitswissenschaftlerin Prof. Dr. Doris Schaeffer hatte anhand breit erhobener Daten herausgefunden, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung über eine nur „eingeschränkte“, teils sogar „in- adäquate“ Gesundheitskompetenz verfügt. Überraschend war vor allem das Ausmaß niedriger Gesundheitskompetenz, das sich keineswegs – wie bislang vermutet – nur als ein Nischenproblem darstellt, sondern die Mehrheit der Bevölkerung betrifft. Geringes Gesundheitswissen – ein ökonomisches Problem „Menschen mit niedriger Gesundheitskom- petenz weisen ungesündere Verhaltenswei- sen auf: Sie sind deutlich weniger körperlich aktiv und ernähren sich weniger gesund- heitsbewusst. Sie nutzen das Versorgungs- system intensiver, haben mehr Krankenhaus- aufenthalte, nutzen häufiger Notfalldienste und gehen öfter zum Arzt“, schrieben die Autoren in einem Beitrag in der Zeitschrift „Zahnmedizin und Gesellschaft“ im Dezem- ber vergangenen Jahres. Ein geringes Wissen um die Gesundheit wirkt sich demnach nicht nur für den Einzelnen negativ aus, sondern verursacht auch Mehrkosten im System der Gesundheitsversorgung. Dieser Befund deckt sich mit Schätzungen der WHO, denen zu- folge drei bis fünf Prozent der Gesundheits- ausgaben durch unzureichende Gesund- heitskompetenz verursacht werden. Für Deutschland wären dies umgerechnet etwa 9 bis 15 Milliarden Euro. Eine verbesserte Gesundheitsinformation der Bevölkerung, wie beispielsweise durch ein nationales Gesundheitsportal, könnte also auch Spar- effekte bei den Gesundheitsausgaben be- wirken. Vor diesem Hintergrund hat das BMG im Juni 2017 mit Partnern des Gesundheits- wesens die „Allianz für Gesundheitskompe- tenz“ ins Leben gerufen. Hier sind auch die Bundeszahnärztekammer und die Kassen- zahnärztliche Bundesvereinigung mit je- weils eigenen Projekten beteiligt. Sie haben Unterstützung und Lieferung von Inhalten IQWiG stellt Konzept vor Ein Portal für alle Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat ein Konzept für ein nationales Gesundheitsportal vorgestellt. Ziel ist, ein „zentrales deutsches Internetangebot für Informationen rund um Fragen zur Gesundheit“ zu schaffen. Kann das funktionieren? Niedrige Gesundheitskompetenz ist kein Nischenproblem, sondern betrifft die Mehrheit. Foto: BillionPhotos - Fotolia.com 32 Politik
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