Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05
zm 108, Nr. 5, 1.3.2018, (396) im Verlauf der ersten Woche vollständig zu- rück. Engmaschige Kontrolltermine wurden vereinbart. Diskussion Eine Zyste stellt einen in sich geschlossenen, meist mit Epithel ausgekleideten patho- logischen Hohlraum im Hart- oder Weich- gewebe dar. Im Kiefer sind häufig die Front- zahnregion des Oberkiefers und die Seiten- zahnregion des Unterkiefers betroffen. Die follikuläre Zyste gehört zu der Gruppe der odontogenen entwicklungsbedingten Kiefer- zysten. Sie entsteht im Bereich der Krone retinierter Zähne und stellt somit eine Fehl- bildung der Zahnanlage dar. Mit einem Anteil von 14 bis 20 Prozent ist die follikuläre Zyste nach der radikulären Zyste [Kämmerer und Walter, 2011] die zweithäufigste Zystenform im Bereich des Kiefers und betrifft bevorzugt die regio 38/48, seltener auch maxilläre drit- te Molaren und Eckzähne [Motamedi und Talesh, 2008; Srinivasa Prasad et al., 2007], wobei sich radiologisch eine scharf begrenzte unilokuläre Aufhellung mit sklerosiertem Randsaum und Verbindung zur Krone eines retinierten Zahnes zeigt [Ko et al., 1999]. Histologisch stellt sich die follikuläre Zyste mit einschichtigem, nicht keratinisiertem Plattenepithel und einer dünnen binde- gewebigen Wand mit odontogenen Epithel- resten dar. Die 2005 aktualisierte Auflage der WHO-Klassifikation der Kopf-Hals-Tumoren nannte die bis zum diesem Zeitpunkt als „odontogene Keratozyste“ beschriebene Entität aufgrund ihrer neoplastischen Eigenschaften erstmals als „keratozystisch odontogenen Tumor“ (KCOT) [Barnes et al., 2005]. Diese Nomenklatur wurde jedoch in der aktuellen Neuauflage der Klassifikation von 2017 wieder verlassen, wonach der KCOT wieder als odontogene Keratozyste bezeichnet wird [Soluk-Tekkesin und Wright, 2017; Baumhoer, 2017]. Definitionsgemäß versteht man unter einer odontogenen Keratozyste einen benignen uni- oder multizystischen Tumor odontogenen Ursprungs mit einer Auskleidung aus para- keratotisch verhornendem Plattenepithel und einem potenziell infiltrativ aggressivem Wachstum. Etwa die Hälfte aller Keratozysten entsteht im Mandibularbogen [Shear und Singh, 1978]. Mit einemmultiplen Auftreten dieser Tumore ist bei Mutation des PTCH- 1-Gens auf Chromosom 9 und Ausprägung Abbildung 4: Blick auf die Zystenwand regio 37 bis 38 nach Elevation des bedeckenden Knochendeckels Abbildung 6: Stanzen vom rechten Becken- kamm zur Augmentation der ehemaligen Zystenhöhle Abbildung 5: entnommene Präparate: Zystenwände und der retinierte Zahn 38 44 Zahnmedizin
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