Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05

zm 108, Nr. 5, 1.3.2018, (397) Alle Porträts: privat des Gorlin-Goltz-Syndroms (Basalzellnävus- Syndrom) zu rechnen [Barnes et al., 2005]. Keratozysten wachsen potenziell lokal de- struktiv und stellen sich radiologisch als runde oder ovale, scharf begrenzte Osteo- lysen mit bogenförmigem Rand und longi- tudinalemWachstum dar [Menon, 2015]. In der Histopathologie ist in der Regel ein fünf bis acht Schichten umfassendes parakerati- nisiertes Plattenepithel ohne Retezapfen er- kennbar. Die Basalzellschicht besteht aus palisadenförmig angeordneten, kubischen Zellen mit apikal-ständigen, basophilen Nuklei, die die Keratozyste von anderen keratinisierten Zysten des Kiefers abgrenzt. Suprabasal können Mitosefiguren oder Epi- theldysplasien beobachtet werden. Die Differenzialdiagnostik zystischer Verän- derungen im Kieferbereich gestaltet sich im klinischen Alltag schwierig. Follikuläre und Keratozysten weisen ein epidemiologisch vergleichbares Vorkommen mit einem Erkrankungsgipfel zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr auf, wobei Männer im Durchschnitt häufiger betroffen sind als Frauen; somit passt der vorliegende Fall nicht in dieses Schema. Klinisch können sich beide Formen durch Schmerzen und eine Schwellung der betroffenen Region äußern, stellen aber häufig einen Zufallsbefund dar. Das radiologische Bild zeigt scharf begrenzte Osteolysen, vorzugsweise mit Lokalisation im posterioren Mandibularbereich. Auch histopathologisch ist die Unterscheidung – wie im vorliegenden Fall – nicht eindeutig, da sich inflammatorisch veränderte folliku- läre Zysten trotz ihres primär nicht kerati- nisierten Plattenepithels wie Keratozysten darstellen können [Bilodeau, 2017]. Die Abgrenzung von benignen Läsionen zu neoplastischen Veränderungen stellt eine Herausforderung im klinischen Alltag dar, ist jedoch aufgrund der hohen Rezidivrate und eines potenziell infiltrativen Wachstums bei seltener dysplastischer Transformation der Keratozysten umso entscheidender, da sich die Radikalität einer operativen Therapie und die Nachsorge gegenüber follikulären Zysten unterscheiden. Insbesondere bei der odontogenen Keratozyste ist aufgrund der hohen Rezidivrate (2,5 Prozent bis 62 Pro- zent ), einem potenziell infiltrativen Wachs- tum und der Tendenz zu multilokulären Tochterzysten die vollständige Entfernung und die sorgfältige Nachsorge des Patienten von großer Bedeutung. Diana Heimes, cand. med. Universitätsmedizin Rostock Schillingallee 35 18057 Rostock Prof. Dr. Andreas Erbersdobler Universität Rostock Medizinische Fakultät Institut für Pathologie Strempelstr.. 14 18055 Rostock PD Dr. mult. Peer W. Kämmerer, MA, FEBOMFS Stellvertretender Klinikdirektor/ Leitender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2 55131 Mainz peer.kaemmerer@unimedizin- mainz.de Abbildung 7: histologisches Präparat (H&E-Färbung, 20-fache Vergrößerung) Fotos: Erbersdobler Abbildung 8: histologisches Präparat (H&E-Färbung, 100-fache Vergrößerung) Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Für eine erfolgreich ge- löste Fortbildung erhal- ten Sie 2 CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. Infizierte odontogene Zyste CME AUF ZM - ONLINE Bei zystischen Raumforderungen im Kieferbereich ist die histopathologische Aufbereitung der Präparate obligat. Die Abgrenzung von malignen Entitä- ten ist entscheidend. Die Therapie der zystischen Läsionen richtet sich nach dem histologischen Be- fund. Die odontogene Keratozyste bedarf einer kompletten Entfernung. Fazit für die Praxis 45

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