Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05
zm 108, Nr. 5, 1.3.2018, (398) Georg Axhausen gehört zu den Nestoren der deutschen Kieferchirurgie [Hammer, 1948 und 1952; Bauer, 1967; Mostofi, 2005; Groß, 2016]. Er wurde am 24. März 1877 in Landsberg an der Warthe als Sohn des Fabrikanten Albert Axhausen geboren und legte 1895 in seinem Heimatort das Abitur ab. Anschließend absolvierte er von April 1895 bis Oktober 1901 an der Pépinière, der Militärärztlichen Hochschule („Kaiser- Wilhelm-Akademie“) in Berlin, das Studium der Humanmedizin. Nach dem Studien- abschluss und dem Erhalt der Approbation am 6. Juli 1901 promovierte er am 31. Mai 1902 mit dem Thema „Antiseptik oder Aseptik im Felde“ [Axhausen, 1902]. Nach einem Forschungsaufenthalt in Balti- more (USA) war er von 1904 bis 1907 als Oberarzt bei Heinrich Helferich (1851–1945) in der Chirurgischen Klinik in Kiel tätig. Hier fasste er den Entschluss, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen. 1907 wechselte er für ein knappes Jahr als Volontärassistent an die Abteilung für Pathologische Anatomie im Berliner Krankenhaus am Friedrichshain, die von dem renommierten Pathologen Ludwig Pick (1868–1944) geleitet wurde. Bei Pick konnte er umfassende pathologisch- anatomische Kenntnisse erwerben und so sein fachliches Profil erweitern [Hammer, 1948 und 1952; Bauer, 1967]. Von 1908 bis 1924 war er dann an der Chi- rurgischen Klinik der Berliner Charité unter Otto Hildebrand (1858–1927) tätig. Bereits einige Monate nach Dienstantritt gelang ihm mit dem Thema „Die histologischen und klinischen Gesetze der freien Plastik auf Grund von Tierversuchen“ die Habilitation. 1909 folgte die Ernennung zum Privat- dozenten und 1912 wurde er im Alter von 35 Jahren ebenda zum Oberarzt der Klinik und Leiter der Poliklinik sowie zum Titular- professor ernannt [Hammer, 1948 und 1952; Bauer, 1967]. War Axhausens Karriere bis zu diesem Zeit- punkt zügig und weitgehend reibungsfrei verlaufen, so geriet sie in den folgenden Jahren erkennbar ins Stocken: Erst neun Jahre nach der Titularprofessur – 1921 – wurde er zum außerordentlichen Professor (Extraordinarius) ernannt; zur angestrebten Berufung auf ein Ordinariat kam es jedoch zunächst nicht [Bauer, 1967]. 1924 verließ Axhausen schließ- lich die Charité und verdingte sich fortan v. a. als Privatchirurg für Krankenkassen und Berufsgenossenschaften. Parallel nahm er ein Zweitstudium im Fach Zahnheilkunde auf, das er 1928 in Halle an der Saale mit der Approbation abschließen konnte [Hammer, 1948 und 1952; Bauer, 1967]. Offensichtlich erhoffte er sich durch die Doppelapprobation einen späten Karriereschub. Tatsächlich gelang der Karriereschritt: Noch im selben Jahr wurde Axhausen – im Alter von nunmehr 51 Jahren – in Berlin das Ordi- nariat für Zahn-, Mund- und Kieferchirurgie angetragen. Axhausen nahm den Ruf an und wurde mit der Leitung der chirurgischen Abteilung des Zahnärztlichen Universitäts- Instituts betraut. Trotz einiger Widerstände gelang es ihm, seine fachliche Position an der Charité auszubauen und ebenda 1930 eine „Kieferklinik“ zu etablieren [Bauer, 1967]. Es folgte eine produktive und fachlich höchst erfolgreiche Zeit. Doch im April 1939 er- suchte Axhausen, 62-jährig, um vorzeitige Emeritierung; als Grund gab er gesundheit- liche Probleme an. Kurz nach Kriegsbeginn – im Herbst 1939 – wurde Axhausen dann als Leiter der Kiefer-Gesichtsabteilung des Luftwaffenlazaretts Berlin eingesetzt. Neben seiner Tätigkeit im Kriegslazarett fand er in diesen Jahren Zeit für eine Reihe von Schrif- ten zur Kriegschirurgie [Bauer, 1967]. Im Dezember 1944 wurde er aus der Wehr- macht entlassen. Nur neun Monate nach Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ – im Februar 1946 – nahm Axhausen in Berlin seine alte Funktion als Ordinarius für Zahn-, Mund- und Kieferchirurgie wieder auf. 1949 erfolgte schließlich, im Alter von 72 Jahren, die Emeritierung; allerdings war Axhausen noch einige Jahre lang in einer Privatklinik als Behandler tätig [Bauer, 1967]. Georg Axhausen starb am 19. Januar 1960 als hochgeschätzter Wissenschaftler und Kieferchirurg. So hatte er 1948 und 1950 die Ehrendoktorwürden der Universitäten Kiel und Buenos Aires erhalten. Zudem war er zum Ehrenmitglied zahlreicher internatio- naler zahnärztlicher Gesellschaften ernannt worden. Ebenso wurde ihm 1952 die Ehren- mitgliedschaft der „Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde“ (DGZMK) verliehen [Groß/Schäfer, 2009]. Erst auf Linie, dann auf Distanz zum NS-Regime Georg Axhausen gehört aus verschiedenen Gründen zu den Wegbereitern der Oral- und Kieferchirurgie. Im internationalen Kon- Wegbereiter der Zahnheilkunde – Teil 11 Georg Axhausen – Erstbeschreiber der aseptischen Nekrose Georg Axhausen war einer der führenden Kieferchirurgen seiner Zeit. Neben seinen Pionierarbeiten zur Nekrose von Knochen setzte er neue operative Standards auf dem Gebiet der fazialen Kriegschirurgie, bei der Spaltchirurgie und bei Dysgnathie-Operationen. Der QR-Code führt zu den anderen Teilen der Serie „Wegbereiter der Zahnheilkunde“. Foto: Archiv 46 Gesellschaft
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