Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05
zm 108, Nr. 5, 1.3.2018, (405) dung 20), erfolgte mit einem intraoralen Sandstrahlgerät die tribochemische Silika- tisierung (CoJet, 3M Espe) im Bereich der okklusalen Oberflächen der vorhandenen Restaurationen (Abbildung 21) [Ozcan, 2003; Frankenberger, 2000; Frankenberger et al., 2014; Matinlinna, 2013]. Nach Ent- nahme der Schutzschiene wurde auf die der- art silikatisierten Oberflächen sorgfältig ein Silan aufgetragen (Abbildung 22) [Kupiec et al., 1996; Blatz et al., 2003]. Diese beiden Schritte dienen zum Aufbau einer che- mischen Verbindung zwischen den alten Kauflächen aus Metall beziehungsweise Keramik und den nachfolgend einzubrin- genden neuen Aufbauten aus Komposit. In Vorbereitung zur Applikation des Komposits wurden nachfolgend die silanisierten Ober- flächen mit einem Adhäsiv benetzt, welches dünn verblasen und sofort mit Licht polyme- risiert wurde. Wenn eine kontaminationsfreie Arbeitsumgebung durch relative Trocken- legung mittels Watterollen beziehungsweise Wangenkissen und effektiver Absaug- be- ziehungsweise Abhaltetechnik durch eine erfahrene zahnmedizinische Fachassistenz sichergestellt ist, kann bei Adhäsivrestaura- tionen auf eine absolute Trockenlegung mit Kofferdam verzichtet werden [Raskin et al., 2000; Van Dijken & Horstedt, 1987; Smales, 1993; Heintze et al., 2015; Brunthaler et al., 2003; Opdam et al., 2016]. Ein abrasionsstabiles, seitenzahntaugliches, normalvisköses Hybridkomposit – in der Darreichungsform von Kompulen, um eine direkte intraorale Applikation unter Druck in die Hohlform der Schienen zu ermöglichen – wurde in ausreichender Kompulenzahl in einem wasserdichten Plastikbeutel im Was- serbad erwärmt, um die Viskosität temporär herabzusetzen. Die Kompulen mit dem er- wärmten Komposit wurden aus demWasser- bad entnommen, schnellstmöglich intraoral an die bukkalen Einspritzöffnungen der Übertragungsschienen „angeflanscht“ und deren Inhalt unter Druck in den Hohlraum eingespritzt, bis auf der oralen Schienen- seite überschüssiges Kompositmaterial aus den Entlüftungsöffnungen austrat (Abbil- dung 23). Während des Einspritzens des erwärmten Komposits in die Hohlform der Schienen müssen diese von der Assistenz an den mesialen beziehungsweise distalen Abstützpunkten gut fixiert werden, damit sich die Schienen durch den Druck des ein- fließenden Materials nicht bewegen und somit Passungenauigkeiten entstehen. Es ist darauf zu achten, dass das komplette Hohlraumvolumen jeder einzelnen Schiene, welches entsprechend der jeweiligen Größe den Inhalt mehrerer Kompositkompulen aufnehmen kann, möglichst schnell aufge- füllt wird. Dies gelingt mit der Hilfe einer zweiten Assistenzperson, die schnell unmit- telbar nacheinander mehrere Komposit- applikationspistolen mit erwärmten Kom- pulen anreicht, damit sich die Komposit- massen der einzelnen Kompulen im noch erwärmten Zustand im Schienenhohlraum blasenfrei miteinander verbinden. Dadurch entstehen im Bereich jedes Schienenhohl- raums verblockte Kompositsegmente. Das erwärmte Komposit kühlt durch den Kon- takt mit den mundwarmen Restaurationen beziehungsweise Zähnen durch Konduktion sehr schnell ab und erreicht innerhalb von Sekunden wieder seine ursprüngliche hoch- visköse Konsistenz (Abbildung 23). Dieser Vorgang entspricht dem in der Industrie weitverbreiteten Spritzgussverfahren in der Kunststoffverarbeitung, in dem ein plastifi- zierter Werkstoff unter Druck in eine form- gebende Urform (Hohlraum) eingespritzt wird und nach Abkühlung oder durch eine Vernetzungsreaktion wieder den festen Zu- stand einnimmt [Hornbogen et al., 2012]. Durch die hohe Wärmekapazität der Restau- rationen beziehungsweise Zähne, die relativ geringe Menge erwärmten Kompositmate- rials und die Möglichkeit der schnellen zu- sätzlichen Wärmeableitung in die Mundhöhle besteht bei Anwendung dieser Technik im Regelfall keine Gefahr einer thermischen Pulpaschädigung der betroffenen Zähne. Dieses Vorgehen sollte natürlich bei Zähnen mit pulpanahen Kavitätenanteilen modifiziert Abbildung 18: Im Frontzahnbereich getrennte erste Übertragungsschiene bei Überprüfung der Abstützung und der spannungsfreien Passung Abbildung 19: Die korrekte Lage der Einspritzöffnungen für das Komposit wird kontrolliert. Den ersten Teil finden Sie in der zm 4/2018 auf S. 76–85 oder über den QR-Code. Sie haben Teil 1 verpasst? M EHR AUF ZM - ONLINE 53
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=