Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05

zm 108, Nr. 5, 1.3.2018, (411) raumes und darüber hinaus keine Kontrolle über die Ausbreitungsrichtung des über- schüssigen Materialvolumens möglich. Ein fließfähiges Komposit könnte sich in den kaum zugänglichen Approximalräumen, wo sich die Überschussentfernung extrem schwierig gestaltet, ansammeln, und so ein hohes Risiko für die Entstehung einer Gingivitis und Parodontitis beziehungsweise Periimplantitis mit sich bringen. Bei der Auswahl des lichthärtenden Kom- positmaterials ist darauf zu achten, dass beim einschrittigen Aufbau der Kauflächen deren Schichtstärke dessen maximale Durchhärtungstiefe nicht überschreitet. Üblicherweise beträgt diese bei konven- tionellen Kompositen circa 2 mm. Wird in extrem seltenen Fällen die Vertikaldimen- sion soweit angehoben, dass eine 2-mm- Kompositschicht im Seitenzahnbereich pro Kiefer nicht ausreichen sollte, empfiehlt sich die Verwendung von hochviskösen Bulk-Fill- Kompositmaterialien. Diese können in ein- zelnen Schichtstärken von 4 bis zu 5 mm lichtgehärtet werden [El-Damanhoury & Platt, 2014; Alrahlah et al., 2014; Ilie et al., 2013]. Das für die Übertragungsschienen angefertigte Wax-up gibt über die benötig- ten Schichtstärken genaue Auskunft. Zur Erzielung eines ausreichenden Poly- merisationsgrads des Kompositmaterials und somit von guten mechanischen und physikalischen Eigenschaften, sowie einer hohen Abrasionsstabilität, ist eine adäquate Lichthärtungstechnik bei ausreichender Härtungszeit unter Verwendung einer licht- starken Polymerisationslampe obligatorisch [Ferracane et al., 2013; Price et al., 2015; Strassler & Price, 2014; Strassler & Price, 2014; Roulet & Price, 2014]. Unterstützung des Behandlers durch zwei Assistenzen: Assistenzperson 1 sorgt für den schnellen Nachschub der erwärm- ten Kompositkompulen aus dem Wasser- bad, Assistenzperson 2 kümmert sich am Patienten um das Abhalten von Wangen und Zunge und fixiert gleichzeitig zuver- lässig die Übertragungsschienen auf den Abstützungsarealen. Wird das Verfahren wie beschrieben um- gesetzt, lassen sich die festsitzenden tempo- rären Kauflächen nach Beendigung der Okklusionsschienentherapie mit minimalem intraoralen Nacharbeitungsbedarf zeitspa- rend und somit wirtschaftlich in der Praxis aufbauen. Als Zeitbedarf muss bei perfekter Vorbereitung der Übertragungsschienen im zahntechnischen Labor ein Aufwand von etwa 1,5–2 Stunden pro Kiefer am Patienten angesetzt werden. Diskussion Einige klinische Studien zeigen für Biss- hebungen mit direkt intraoral aufgebauten Seitenzahnkauflächen aus Komposit gute Ergebnisse, allerdings existieren hierzu erst wenige Untersuchungen [Attin et al., 2015] mit einer jeweils eher geringen Patienten- zahl (n = 6 bis 18) über bisher nur mittel- fristige Beobachtungszeiträume [Attin et al., 2012; Schmidlin et al., 2009; Hamburger et al., 2011; Ramseyer et al., 2015]. Bei nieder- gelassenen Zahnärzten trifft die Methode der Bisshebung mit direkten Kompositen aber trotzdem bereits auf eine gute Akzeptanz [Taubock et al., 2012; Attin et al., 2015]. In einem Review-Artikel aus dem Jahr 2012 wird die Durchführung von Bisshebungen mit direkten Kompositrestaurationen zwar als eine Methode mit guter mittelfristiger Prognose bezeichnet, auf langfristige Sicht erscheinen Metall- oder Keramikonlays auf- grund werkstoffkundlicher Überlegenheit (z. B. Verschleißverhalten) aber geeigneter [Abduo & Lyons, 2012]. Der Vorteil direkter Kompositrestaurationen liegt vor allem in deren Defektorientierung und somit geringen Invasivität, der einfachen Reparaturmöglichkeit und den im Vergleich zu indirekten Verfahren geringeren Kosten [Abduo & Lyons, 2012; Bartlett, 2016; Opdam et al., 2016; Tauböck & Attin, 2016; Reston et al., 2012]. Bei der Anwendung direkter Kompositrestaurationen zum aus- schließlichen Aufbau der verloren gegange- nen okklusalen anatomischen Bereiche ent- fallen im Regelfall zusätzliche Präparations- maßnahmen an den betroffenen Zähnen. Bei indirekten Versorgungen muss abhängig vom verwendeten Verfahren und Restaura- tionswerkstoff eine zusätzliche Präparation an den beteiligten Zähnen durchgeführt werden, wenn das Ausmaß der Bisshebung )YVGLWGLR SVEPI 1YJXJIYGLXMKOIMX .WSPMIVX ^[IM ZSPPWX®RHMKI 6YEHVERXIR JVIML®RHMKI OSRXMRYMIVPMGLI &FWEYKYRK 0(+5 6(+(1 %(66(5 %(+$1'(/1 [[[KIVP WLST HI

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