Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05

zm 108, Nr. 5, 1.3.2018, (412) die Mindestschichtstärke des Werkstücks unterschreitet [Attin et al., 2015]. Allerdings ist bei Patienten, die unter stark fortge- schrittenem generalisierten erosiv-abrasiven Zahnhartsubstanzverlust mit deutlichem Absinken der Vertikaldimension leiden, eine komplexe Rekonstruktion mit indirekten Restaurationen (Table Tops, Teilkronen, Kro- nen) oft vorteilhaft beziehungsweise unver- meidbar [Peutzfeldt et al., 2014; Jaeggi et al., 2006]. Dies trifft vor allem auf klinische Situationen zu, in denen Bereiche ausge- prägten okklusalen Hartsubstanzverlustes in gleichzeitig vorhandene bukkal-erosive Läsionen übergehen beziehungsweise mit Defekten von Zahnhalskaries zusammen- fallen, oder auf Zähne, bei denen die ur- sprüngliche Zahnform nur mehr schwer erkennbar ist [Peutzfeldt et al., 2014; Jaeggi et al., 2006]. Gegebenenfalls können bei einer Bisshebungstherapie mit der direkten Komposittechnik orale beziehungsweise bukkale Zahnhartsubstanzdefekte oder kariöse Läsionen vorab mit separaten Kom- positversorgungen restauriert werden und anschließend die okklusalen Komposit- restaurationen unter Anwendung spezieller Adhäsivtechniken an diesen befestigt wer- den [Attin et al., 2015]. Das in diesem Artikel vorgestellte Vorgehen mit semipermanenten Kauflächenanteilen aus Komposit ist eine Möglichkeit, bei komplexen prothetischen Versorgungen mit Anhebung der Vertikaldimension der Okklusion die Phase zwischen der heraus- nehmbaren Okklusionsschiene und der An- fertigung der definitiven Restaurationen zu überbrücken. Üblicherweise wird während dieser für einen Zeitraum von circa. 6–12 Monaten angesetzten Phase der „Probe- fahrt“ ansonsten mit laborgefertigten Lang- zeitprovisorien, im Dentallabor konven- tionell beziehungsweise mit CAD/CAM- Verfahren hergestellten Repositions-Onlays/ -Veneers aus Kunststoff beziehungsweise Komposit oder mit direkten Kompositres- taurationen gearbeitet [Ahlers & Edelhoff, 2015; Edelhoff et al., 2012; Edelhoff et al., 2012; Willhite, 2012]. Es sei ausdrücklich betont, dass die in die- sem Artikel präsentierte Technik nicht zur permanenten Versorgung geeignet ist, da mit einer derart ausgeführten Spritzguss- technik keine separierten Einzelzahnrestau- rationen hergestellt werden, sondern eine Verblockung ganzer Segmente stattfindet, mit allen hiermit verbundenen Nachteilen, insbesondere der für den Patienten stark eingeschränkten Möglichkeit, die betroffe- nen Interdentalräume suffizient reinigen zu können. Diese Methode sollte somit auch nur bei Patienten mit guter Mundhygiene und hoher Compliance eingesetzt werden. Im Gegensatz zu jenen Verfahren, die eine längerfristige Bisshebung mit direkten Kau- flächenaufbauten aus Komposit zum Ziel haben [Ahlers & Edelhoff, 2015; Attin et al., 2012; Taubock et al., 2012; Tauböck et al., 2011; Schmidlin et al., 2009; Schmidlin et al., 2009; Tepper & Schmidlin, 2005; Hamburger et al., 2015; Hamburger et al., 2011; Perrin et al., 2013; Schmidlin et al., 2009; Opdam et al., 2016; Friese, 2004; Hamburger, 2014; Spreafico, 2010] und daher deutlich kompliziertere beziehungs- weise schwieriger durchzuführende, chairside aufwendigere und zeitintensivere Techniken zur Applikation des Komposits und zur Ein- zelzahnseparation (Matrizen, Teflonband) – die unter den Übertragungshilfen (Schienen, Silikonstempel) teilweise kompliziert einzu- setzen sind – anwenden, ist diese lediglich auf temporären Verbleib ausgerichtete Methode, bei entsprechender Vorbereitung im zahntechnischen Labor, am Patienten schnell und somit relativ kostengünstig um- zusetzen. Das Vorgehen mit adhäsiv befestigten langzeitprovisorischen Kompositaufbauten bringt für die zu einem späteren Zeitpunkt erfolgende Herstellung und Eingliederung von indirekten Versorgungen mehrere be- deutende Vorteile. Neben einer funktionel- len Überprüfung und der Möglichkeit der Durchführung eventuell notwendiger Kor- rektur- beziehungsweise Feinjustierungs- maßnahmen an der neuen statischen und dynamischen Okklusionsbeziehung auf Basis einer gesicherten neuen Vertikaldimension und horizontalen Bisslage besteht für das Behandlungsteam die Möglichkeit, den Patienten in dieser Phase mit anti-erosiven/ -abrasiven Strategien bei der Nahrungsauf- nahme, bei den Mundhygienemaßnahmen und gegebenenfalls bei der Kontrolle von Abbildung 32: Aus dem frontalen Blickwinkel kann man deutlich die Dimension der Bisshebung durch die temporären Kompositrestaurationen erkennen. Abbildung 33: Kontrolle der statischen und der dynamischen Okklusion 60 Zahnmedizin

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