Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05
zm 108, Nr. 5, 1.3.2018, (436) Da Diabetiker ein erhöhtes Risiko für Parodon- titis haben [Chapple/Genco, 2013; Demmer et al., 2012], könnte dieses Formular zum Beispiel auch im Wartezimmer von Diabeto- logen zum Parodontitis-Screening eingesetzt werden. Hausärzte und Diabetologen nehmen zwar keine zahnärztliche Untersuchung vor, sollten aber ihre Patienten motivieren, einen Zahnarzt zur parodontalen Untersuchung und gegebenenfalls zur Behandlung aufzusuchen. [Sullivan et al., 2004]. Der hier aufgestellte Risiko-Score erreichte in der internen wie auch in der externen Validierung sehr gute Ergebnisse, mit C-Statistiken jeweils über 0,8. So konnte in der internen wie in der externen Validierung ein kontinuierlicher Anstieg des prozentualen Anteils der Pro- banden mit Parodontitis über die fünf Stra- ten, die anhand des Risiko-Scores definiert wurden, beobachtet werden. net und in einem Histogramm dargestellt wurde (Abbildung 3). Der minimale Risiko- Score ist 0, der maximale Risiko-Score ist 17; der Median liegt bei acht (Q25-Pro- zent = fünf; Q75-Prozent = zehn). Bezüglich der Parodontitis-Definition (CDC/AAP-Defi- nition; moderate und schwere Parodontitis) unterschied der berechnete Risiko-Score mit einer sehr guten Genauigkeit: Die C-Statistik lag bei 0,82 (95 Prozent KI: 0,80; 0,83). Anschließend wurden die Probanden in die fünf Straten eingeteilt und der eigentlichen CDC/AAP-Definition gegenübergestellt. Die Verteilung der CDC/AAP-Definition innerhalb der fünf Risiko-Gruppen ist in Abbildung 4 dargestellt. Der Anteil steigt über die einzel- nen Straten kontinuierlich an: von 11,2 Pro- zent für Stratum eins (niedrigstes Risiko) bis auf 87,6 Prozent für Stratum fünf (höchstes Risiko). Zwischen den Straten war jeweils ein Anstieg des Anteils parodontal erkrankter Probanden um mindestens 16 Prozent zu beobachten. Der höchste Anstieg war zwischen Stratum drei und Stratum vier zu verzeichnen ( ǻ = 22,7 Prozent). Um eine breite Anwendung des Risiko-Scores in medizinischen Praxen zu ermöglichen, wurde eine Vorlage entwickelt (Abbildung 5), die über die Internetseite www.dgparo.de/ media heruntergeladen werden kann. Der Risiko-Score kann somit anhand der Vorlage auch von zahnmedizinischen Laien einfach ermittelt werden. In Abhängigkeit von der Gesamtpunktzahl wird das Risiko für das Vorliegen einer moderaten oder schweren Parodontitis bestimmt. Der Patient erhält über die Farbcodierung (von blau zu rot) ein direktes Feedback zum eigenen er- mittelten Parodontitis-Risiko. Dadurch soll für den Patienten ein Anreiz entstehen, gezielt den Zahnarzt aufzusuchen. Diskussion Der Parodontitis-Risiko-Score stellt ein valides Mittel zur Selbsteinschätzung der Wahrscheinlichkeit einer aktuell vorliegen- den Parodontitis nach den CDC/AAP-Krite- rien dar. Die zur Aufstellung des Risiko- Scores verwendete Methode wurde häufig in der Medizin umgesetzt – unter anderem bei der Erstellung des Framingham-Scores Vergleich des logistischen Modells mit dem Parodontitis- Risiko-Score für vier Fallbeispiele Alter Geschlecht Rauchen Schulbildung Zahnfleischbluten bewegliche Zähne Risiko-Score Risikoschätzer für den Parodontitis-Risiko-Score Risikoschätzer des logistischen Ausgangs- modells (95% KI) Alter Geschlecht Rauchen Schulbildung Zahnfleischbluten bewegliche Zähne Risiko-Score Risikoschätzer für den Parodontitis-Risiko-Score Risikoschätzer des logistischen Ausgangs- modells (95% KI) Tabelle 3; Quelle: SHIP-Daten KI, Konfidenzintervall Fall 1 Wert 21 Jahre weiblich Nichtraucher 10 Jahre manchmal nein Fall 3 55 Jahre männlich Raucher >10 Jahre nie nein Punkte 0 0 0 1 0 0 2 0,098 0,035 (0,022; 0,047) 6 1 2 0 0 0 9 0,788 0,786 (0,734; 0,837) Fall 2 Wert 42 Jahre männlich Nichtraucher 10 Jahre nie nein Fall 4 78 Jahre weiblich Ex-Raucherin <10 Jahre manchmal ja Punkte 4 1 0 1 0 0 6 0,449 0,423 (0,360; 0,486) 10 0 1 1 1 3 16 0,965 0,973 (0,956; 0,989) 84 Zahnmedizin
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