Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06

zm 108, Nr. 6, 16.3.2018, (522) Eine 54-jähige Patientin berichtete, dass sie die Läsion erstmals vor circa einem Jahr bemerkt habe. Seitdem sei es zu einem pro- gredienten Wachstum gekommen. An ein ursächliches Trauma konnte sie sich nicht erinnern. Bei der Inspektion ließen sich keine Auffällig- keiten erkennen, palpatorisch zeigte sich je- doch ein weicher, leicht fluktuierender und zirkulärer Tumor in dem vorbeschriebenen Bereich, der leicht druckdolent und gut verschieblich war. Dental zeigte sich kein Sanierungsbedarf bei einem konservierend und prothetisch suffizient versorgten Rest- gebiss. Es folgte eine sonografische Unter- suchung, in der sich eine 21mm x 21mm x 16mm große, echoarme Raumforderung mit dorsalem Schallschatten im Sinne einer zystischen Veränderung in der rechten Unterlippe darstellen ließ (Abbildung 1). Des Weiteren lagen vereinzelte ipsilaterale Lymphknoten mit einer Größe von bis zu 10mm, jedoch ohne Malignitätszeichen vor. Bei klinischem und sonografischem Ver- dacht auf Vorliegen einer Schleimretentions- zyste/Mukozele der Unterlippe erfolgte daher unter Lokalanästhesie die Entfernung derselben. Über einen 1,5 cm großen Schnitt konnte der kugelige Tumor vorsichtig unter Schonung aller Nachtbarstrukturen aus dem Gewebe enukleiert werden (Abbildung 2). Die die Zyste deckende Schleimhaut wurde ebenfalls exzidiert. Ohne die Raumforderung eröffnet zu haben, wurde das Gewebe (Ab- bildung 3) zur anschließenden pathohisto- logischen Begutachtung gesandt, bei der das Vorliegen einer mit gallertartiger klarer Masse gefüllten Mukozele der Mund- schleimhaut ohne epitheliale Auskleidung (Extravasationszyste) und ohne Malignitäts- zeichen bestätigt wurde. Die postoperative Wundheilung der Patientin war kompli- kationslos. Diskussion Mukozelen der kleinen Speicheldrüsen sind die häufigsten zystischen Läsionen der oralen Mucosa mit einer geschätzten Prävalenz von 2,5/1.000 Einwohner [Yamasoba et al., 1990]. Sie erscheinen typischerweise als asymptomatische, fluktuierende, nicht druckdolente Submukosatumore mit einer normalen, darüber liegenden Schleimhaut. Der besondere Fall mit CME Große Extravasationszyste der Unterlippe Peer W. Kämmerer Eine Patientin stellte sich mit einer Schwellung der rechten lateralen Unterlippe vor. Sie beklagte, dass sie aufgrund dieser Problematik immer wieder unter traumatischen Einbissen leiden würde. Die nicht sicht-, aber gut tastbare Läsion wurde unter Lokalanästhesie entfernt und stellte sich als große Extravasations- zyste der Mundschleimhaut dar. Alle Fotos: Kämmerer Abbildung 1: Sonografische Untersuchung: Es zeigt sich eine echoarme Läsion der rechten Unter- lippe mit dorsalem Schallschatten. Kliniker präsentieren Fälle mit hohem diagnostischem Schwierigkeitsgrad. 18 Zahnmedizin

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