Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06

Vorreiter der Aligner-Therapie per Post war der „SmileDirectClub“. 2013 im US-ameri- kanischen Nashville gegründet, erlangte das Unternehmen in den USA schnell große Be- kanntheit durch Social-Media-Kampagnen, TV-Werbung und millionenschwere Unter- lassungsklagen gegen Zahnärzte und die Zahnärztekammer des Staates Michigan sowie durch einen Rechtsstreit mit seinem Konkurrenten Align Technology (Kasten S. 31). Am Ende kaufte sich Align Technology mit rund 60 Millionen Dollar bei SmileDirect- Club ein – jetzt ist die Firma exklusiver Liefe- rant und hält 19 Prozent der Anteile. Nach eigenen Angaben hat SmileDirectClub bis jetzt mehr als 300.000 Patienten erfol g- reich behandelt. Mittlerweile gibt es in d en USA mit Orthly, Snapcorrect, Can di dCo und Uniformteeth mindestens vier U nternehm en , die damit we rben, die An zahl der Kon troll- besuch e z u r ed uz ie re n oder sog ar k omplett auf den pe r s ön lichen K on ta kt zwischen Zahnarzt u n d P at i e nt z u verzichten. Je nach- dem verspre c h e n s i e den Kunden eine be- quemere ode r g ü n s t igere Versorgung ( bis zu 70 Prozen t bi ll i g e r!) gegen üb er einer konventionellen Th er a p ie bei einem nieder- gelassenen Kiefero rt ho p ä de n. Schöne Zähne per Post Seit Ende 2017 vermarkten drei deutsche Firmen Aligner-Therapien im Internet. Dabei stellen Patienten ihren Zahnabdruck entweder selbst her oder besuchen zur Befundung mittels 3-D-Scan einen Shop. Zwischen 1.450 und 2.950 Euro kostet die Therapie. Die Schienen kommen per Post. Ja doch, Zahnärzte werden auch benötigt – zum Beispiel als Verkäufer im Shop. Der erste Schritt zur Selbstbehandlung: Das Set des Anbieters Sunshine Smile beinhaltet Abdrucklöffel, Masse sowie eine 23-seitige Anleitung. Patienten sollen damit jeweils zwei Ober- und Unterkieferabdrücke erstellen und zurückschicken. Der Erste, der die Idee nach Europa holte, war der Ire Graham Byrne. „Persönliche Betroffenheit“, beschreibt er sein Motiv, die Besuche beim Kieferorthopäden durch eine günstigere Selbstbehandlung mit einer per Post zugestellten Zahnschiene zu ersetzen. Auf der Suche nach der passenden Behand- lung sei er auf den Webseiten der nieder- gelassenen Zahnärzte seines Heimatlands auf eine Vielzahl widerspr üchli che r Au ss ag en und verwirrend er P re is mo dell e gest oß e n. Also verha ndel te e r mi t He rs t ell ern un d Zahn arzt pr ax en, wa b r Inv es to rengelder ei n – und gr ü nde te im Janu ar 2016 schließlich „Y ourSmi leDire ct“. Damit schwappte d as Gesc häft sm od el l üb er den großen Te ic h. Ende 2016 forderte darum die Bundesver- sammlung den Vorstand der Bundeszahn- ärztekammer (BZÄK) auf, auf nationaler wie europäischer Ebene dafür zu sorgen, dass Geschäftsmodelle zur Selbstbehandlung, etwa mit Alignern, strikt unterbunden werden. Mitte Mai 2017 veröffentlichte der BZÄK-Vorstand dann seine rechtliche und zahnmedizinische Bewertung: Ungeachtet des bestehenden Bedürfnisses medizinischer Laien, eine zahnmedizinische Selbstbehand- lung durchzuführen, müssten sich gewerb- liche Anbieter bei der Beratung von Patienten und der Vermittlung medizinischen Wissens 22 Aligner-Therapien aus dem Internet

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