Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06

zm 108, Nr. 6, 16.3.2018, (538) Der Hintergrund: Die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung veröffentlichte Ende 2016 unter Mitwirkung von 14 weiteren Fachgesellschaften die erste medizinische Leitlinie zur Kariesprävention für bleibende Zähne. Sie bietet wissenschaftlich gesicherte Handlungsempfehlungen für Zahnärzte und Patienten. Auch Erzieher, Lehrer und Eltern sollen die Empfehlungen beherzigen und weitergeben. Die Empfehlungen der Leitlinie betreffen so- wohl Maßnahmen, die vom Patienten selbst durchgeführt werden sollen, als auch Maß- nahmen, die in der Praxis in Abstimmung mit dem Zahnarzt umgesetzt werden. Dem Zahnarzt und seinem Team kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Instruktion und Moti- vation sind die Grundlagen für eine korrekte Durchführung der häuslichen Prävention. Zudem erfolgt in der Praxis die Abschät- zung, wann zusätzliche professionelle Hilfe erforderlich ist. Bei der Erstellung der Empfehlungen wur- den die wichtigsten kariespräventiven Inter- ventionen berücksichtigt. Nach Sichtung und Auswertung der international vorliegenden Forschungsergebnisse aus klinischen Studien kristallisierten sich sieben grundlegende Empfehlungen heraus, die sich auf die mechanische sowie chemische Biofilm- beeinflussung, die Wirksamkeit von Prophy- laxe-Programmen, die Fluoridierungsmaß- nahmen, den Einfluss der Ernährung, die Speichelstimulation mit Kaugummi insbe- sondere nach Mahlzeiten und die Versie- gelung von kariesgefährdeten Fissuren be- ziehen, wobei diese Aufzählung nicht als Rangfolge zu verstehen ist. Die Leitlinie richtet sich an die Allgemein- bevölkerung, gibt jedoch keine speziellen Empfehlungen für Kinder im Vorschulalter und für Gruppen mit erhöhtem Kariesrisiko, wie zum Beispiel Patienten nach Strahlen- therapie oder Personen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit. Die Umsetzung: Zur praktischen Umset- zung lassen sich die sieben Empfehlungen am besten folgendermaßen gruppieren: a) Drei sollte jeder Patient täglich selbst in Eigenregie befolgen, b) vier können – nach Rücksprache mit dem Zahnarzt – vom Zahnarzt beziehungsweise seinem Team direkt in der Praxis durchgeführt werden (Tabelle 1). Empfehlungen zur täglichen Umsetzung zu Hause 1. Mechanische Biofilmreduzierung und Fluoridierung: zweimal täglich Zähneputzen Mindestens zweimal tägliches Zähneputzen mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta schützt besser vor Karies als einmal tägliches Put- zen. Wie sauber die Zähne dabei werden, hängt vor allem von der Zahnputzdauer ab und davon, ob alle Areale in der Mundhöhle erreicht werden. Nach zwei Minuten Putzen sind 41 Prozent der Plaque entfernt, während eine Minute nur 27 Prozent der Plaque reduziert (auch eine Verlängerung der Putz-Zeit über drei Minuten hinaus bringt keine weitere Verbes- serung) – ein gutes Argument, um Patienten vom mindestens zweiminütigen Putzen zu überzeugen. Außerdem werden Speisereste Von der Theorie in die Praxis Die Kariesprophylaxe-Leitlinie und ihre Empfehlungen Elmar Hellwig, Nadine Schlüter Für die Kariesprophylaxe gibt es seit Ende 2016 eine S2k-Leitlinie mit sieben grundlegenden Empfehlungen. Die Autoren erklären, wie diese umzusetzen sind. Foto: DGZMK 34 Zahnmedizin

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