Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06

zm 108, Nr. 6, 16.3.2018, (510) Prof. Dr. Di et mar Oest er re i ch Vizepräs ident der BZÄK µ Die Präventionsorientierung einer Praxis ist ein Auswahl- kriterium des Patienten bei der Wahl seines Zahnarztes geworden. In keinem anderen medizinischen Fach- gebiet ist Prävention erfolgreicher als in der Zahnmedizin. Das zeigen ganz aktuell die Ergebnisse der epidemiologischen Begleit- untersuchung zur Gruppenprophylaxe der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ), die in diesem Heft (S. 40–49) vorgestellt werden. Dabei werden zum einen bei den 12-Jährigen die bereits in der Fünften Deutschen Mundgesund- heitsstudie (DMS V) festgestellten, hervor- ragenden Werte bestätigt. Mit dem vor über 25 Jahren eingeschlagenen Weg der konsequenten Ausrichtung der Zahn- medizin auf die Prävention haben wir exemplarisch bei den 12-Jährigen eine fast 90-prozentige Krankheitsabsenkung er- reicht. Andererseits gibt es bei den 6- bis 7-Jährigen und den Kleinkindern große Herausforderungen. Wie bereits in verschie- denen lokalen Studien festgestellt, gibt es bei den Kleinkindern eher eine stagnierende Entwicklung. Bekanntlich werden solche Studien nicht zum Selbstzweck durchge- führt. Sie dienen der Evaluation, ob das Gesundheitssystem erfolgreich ist oder auch nicht – es geht also darum, Schluss- folgerungen für die weitere Verbesserung der Mundgesundheit zu ziehen. Was die frühkindliche Karies betrifft, haben sowohl Bundeszahnärztekammer und Kassen- zahnärztliche Bundesvereinigung mit ihrem Konzept „Frühkindliche Karies vermeiden“ als auch die DAJ mit ihrem Handlungs- rahmen zur Gruppenprophylaxe der unter 3-Jährigen entsprechend reagiert. Zwar gibt es dabei so manches dickes Brett zu bohren und Widerstände zu überwinden, aber entscheidend ist doch, dass wir hier selbstbestimmt und im Interesse der Ver- besserung der Mundgesundheit insbeson- dere der Kinder handeln. Damit erfüllt nicht nur die Selbstverwaltung ihre Aufgaben- stellung. Vielmehr setzt sich der Berufsstand ganz bewusst entsprechend seinen ethischen Grundsätzen mit den Herausforderungen der Versorgung auseinander. Ausgehend von dem bio-psychosozialen Krankheitsverständnis gilt es gleichzeitig zu ermitteln, welche Instrumente eingesetzt oder noch verbessert werden müssen. Die evidenzbasierte Medizin schaut dabei gezielt auf die medizinische Wirksamkeit von Technologien und Medikamenten. Weniger im Fokus stehen Veränderungen im Verhalten des Patienten selbst. Aus den Ergebnissen der DMS V können wir jedoch erkennen, dass gerade Verhaltensänderun- gen – seien es die Mundhygiene, die Inanspruchnahme zahnärztlicher Dienste oder die Überzeugung, selbst viel für seine Mundgesundheit tun zu können – von erheblicher Bedeutung sind. Damit gewinnt die sprechende Zahnmedizin einen wichtigen Anteil am Erfolg. Anders sieht das bei den Kostenträgern aus: Präventive Maßnahmen werden hier eher als Marketinginstrument genutzt. Ein Beispiel: Einerseits wird die Wirksamkeit der professionellen Zahnreinigung (bei gesunden Patienten) bezweifelt. Anderer- seits ist man gerne bereit, zur Bindung des Versicherten Zuschüsse zur PZR zu leisten. Aber eher als Reaktion auf den Druck der eigenen Versicherten, die feststellen, dass sich durch regelmäßige Prävention nicht nur ihre Mundgesundheit, sondern auch ihre Lebensqualität deutlich verbessert. Längst haben unsere Patienten mit den Füßen abgestimmt, sich für die PZR ent- schieden und sind bereit, dafür auch Geld auszugeben. Denn sie merken, es tut ihnen nicht nur gut, sondern es erspart auch so manche Therapie. Seit über 20 Jahren setzt sich der Berufs- stand mit Erfolg für die systematische Umsetzung der Prävention in den Praxen ein. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden dafür fortgebildet und sind kompetente Ansprechpartner ihrer Patienten. Nicht zuletzt ist auch die PZR mit wesentlichen Elementen der sprechenden Zahnmedizin zur Verhaltensänderung der Patienten gepaart. Die Präventionsorientie- rung einer Praxis ist ein Auswahlkriterium des Patienten bei der Wahl seines Zahnarztes geworden. Um jedoch seine Patienten zu überzeugen, muss man erfolgreich sein. Das konnten in erster Linie Sie in Ihrer Praxis – aber auch wir als gesamter Berufsstand – beweisen. Und dies bei der PZR ganz ohne Verträge, ohne Kostenträger, allein im direkten Ver- hältnis zwischen Zahnarzt und Patient – und das ist gut so. So ist Prävention ein Wert an sich – für die Patienten, für unsere Praxen und für die Erhaltung unserer freien Berufsausübung. Prävention ist ein Wert an sich 6 Leitartikel Foto: BZÄK-Axentis

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