Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06

zm 108, Nr. 6, 16.3.2018, (598) Der Dentacoin ist noch kein Jahr alt, aktuell kostet er gerundet 0,0006 Dollar pro Stück (Stand Anfang März). Die digitale Währung, die sich der Technologien der Marktführer Bitcoin und Ethereum bedient, wird von der gleichnamigen niederländischen Stiftung herausgegeben. Sie verfolgt laut 37-seitiger Absichtserklärung kein geringeres Ziel als die Mundgesundheit weltweit zu verbessern – und zwar mithilfe von Dienstleistungen: Indem Patienten zahnärztliche Leistungen mit Dentacoins bezahlen, entsteht ein digi- tal nachvollziehbarer Vertragsabschluss, der beiden Vertragsteilnehmer Vorteile bringt. Das ist zumindest die Idee. „Die Mundgesundheit weltweit verbessern ...“ Denn der Dentacoin soll mehr sein als Geld: Patienten verifizieren sich durch die „Block- chain“ – also die kryptografisch verkettete Liste von Datensätzen, die Teil der Währung ist – für ein eigenes Zahnarztbewertungs- portal und werden für die Abgabe einer Bewertung mit Dentacoins belohnt. Gleich- zeitig sollen Zahnärzte entscheiden können, welche Patienten besonders vertrauenswür- dige Bewertungen abgeben dürfen. Diese bekommen vom Behandler dafür einen Link per E-Mail zugesendet. Geplant ist außer- dem, die Währung zu erweitern: um eine App etwa, die Patienten spielerisch zu einer besseren Prophylaxe anleitet, um ein Portal, das von Patienten regelmäßig Meinungen zu Dentalthemen abfragt und Zahnärzten „extrem wertvolle Marktforschungsdaten“ liefert, sowie um eine innovative Zahnbe- handlungsversicherung, die zwischen Pa- tient und Zahnarzt geschlossen wird und bei Einhaltung der Prophylaxetipps der App und einer regelmäßigen Zahlung an den Be- handler im Bedarfsfall die Heilfürsorge kom- plett abdeckt. In der letzten Stufe wollen die Macher Dentacoin sogar zur Speicherung und zum Transfer von Patientendaten ein- setzen. Wie dies alles genau funktionieren soll, bleibt allerdings unklar. Dentacoin-Mitbe- gründer Philipp Grenzebach teilte zunächst mit, ein Artikel über seine Kryptowährung „klingt genial“ – man werde die Fragen der zm umgehend beantworten. Bis zu unserem Redaktionsschluss haben wir von ihm trotz mehrmaliger Nachfragen jedoch nichts mehr gehört. mg Dentacoin Kryptowährung für Zahnärzte Spektakuläre Kursschwankungen des Bitcoin führten jüngst dazu, dass Krypto- währungen vom Nischen- zum Stammtischthema wurden. Aktuell gibt es etwa 1.500 von ihnen – mit dem Dentacoin auch eine speziell für Zahnärzte. Der Hype um den Bitcoin und die Diskussion um dessen Marktmacht oder Potenzial als lukrative Geldanlage ver- stellen den Blick für das Risiko, das Kryptowährungen bergen: Denn ein so- genanntes Initial Coin Offering (ICO) – also die Ausgabe einer digitalen Wäh- rung – erfolgt häufig innerhalb eines unregulierten Crowdfundings, womit die Kryptowährungsfirmen den streng regu- lierten Prozess der Kapitalaufnahme von Risikokapitalgebern, Banken oder Börsen vermeiden. Beim ICO dagegen wird ein Anteil einer neu ausgegebenen Krypto- währung – im Austausch gegen eine staatlich ausgegebene Währung oder gegen andere Kryptowährungen wie etwa Bitcoin – an Anleger verkauft. Doch so- wohl diese Ausgabe als auch der Markt- eintritt können schnell schiefgehen: Nach einer Studie der Branchenplattform NewsBitcoin.com scheiterten 46 Prozent der 902 untersuchten Unternehmen, die im vergangenen Jahr eine Kryptowährung aufgelegt hatten. Diese kritische Zeit- spanne hat der Dentacoin noch nicht überstanden. Zwar feierte die dahinter- stehende Stiftung jüngst einjähriges Bestehen, doch die Ausgabe des ersten Prozents aller Dentacoins – bei der 412.268 Dollar erlöst wurden – fand erst im Juli 2017 statt. Jede zweite Kryptowährung scheitert Auf der Website der Stiftung Dentacoin erklärt ein Strich- männchen das Potenzial der Währung. Foto: zm-mg 94 Praxis

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