Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 07

zm 108, Nr. 7, 1.4.2018, (643) jameda – Anonyme Bewertungen müssen unterbleiben! Zum Beitrag „Investieren Sie in Bessermacher!“, zm 6/2018, S. 80–81 Herr Henrici übersieht das eigent- liche Problem bei dem Kombina- tions-Portal jameda (Werbung/ Bewertung). Es ist der unlautere Wettbewerb, den die ZEIT im Ja- nuar offengelegt hat – also keine Lappalie. Appelle an die positive Außendarstellung der Praxis, an die Kommunikationsbereitschaft der Mitarbeiter mögen sinnvoll sein, lenken aber vom Kern des Problems ab. Das ist wenig hilf- reich, sogar kontraproduktiv. ja- meda löscht nun die Vergleichs- listen zahlender Kunden auf den Profilen von Zwangsteilnehmern und umgeht damit das Urteil des BGH, das ausdrücklich eine Profil- Löschung zulässt. Aber damit ist jameda immer noch kein „neutraler Informations-Vermittler“, sondern nimmt der Obszönität unlauteren Wettbewerbs nur die Spitze. Die genannte 6.500-Fall-Statistik aus der ZEIT beweist, dass Kunden die besseren Noten haben, denn sie werden offensichtlich von schlechten Bewertungen verschont. Ist das dem schönen Profil-Foto zu verdanken? Wahrscheinlicher ist, dass jameda aus Profitabilitäts-Gründen die Bewertungs-Durchschnitte mani- puliert und die Interpretierbarkeit dessen, was eine „Schmähkritik“ oder „Tatsachenbehauptung“ ist – beides obsolet – missbraucht, um schlechte Bewertungen bei Kunden zu blockieren. Bei Zwangs- teilnehmern sind schlechte Be- wertungen erwünscht, denn das Portal lebt von der Diskrepanz der Notendurchschnitte zugunsten der zahlenden Kundschaft. Mit Neutralität hat das nichts zu tun, man könnte eher von Schutzgeld- Erpressung der Zwangsteilnehmer sprechen, deren guter Ruf auf dem Spiel steht. Nur mit dem Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb kann man diesem Spuk ein Ende bereiten. Wirklich neutrale Bewer- tungsportale ohne kommerzielle Interessen wie die „Weisse Liste“ sind jedoch wünschenswert. Die Anonymität bei Bewertungen, diese „digitale Burka“, sollte aber unterbleiben, sie leistet Feigheit und Intrige Vorschub. Dr. Peter Gorenflos, Berlin sie nur der Schönheit dienen, im- mer ein Risiko für die Gesundheit dar. Die „Todesspirale des Zahns“ beginnt, wenn der Zahnarzt erst- mals den Bohrer ansetzt. Ihr ver- irrter Leser schreibt dieses schöne Wort meinem Erfindungsgeist zu, ich habe ihn aus Publikationen des Kariesforschers Falk Schwendicke von der Charité entlehnt, der minimal-invasive Zahnmedizin propagiert und mir auf Nachfrage sagte, der Begriff setze sich an den Universitäten durch. Eine große Debatte über Über- versorgung in der Zahnmedizin ist überfällig. Erste gute Ansätze sehe ich für die Kieferorthopädie. Hier wird das Treiben mancher Kollegen auch dem Vorstands- vorsitzenden der Kassenzahn- ärztlichen Bundesvereinigung Dr. Wolfgang Eßer zu bunt. Am 16.2.2017 fand er auf zm-online („Wir haben eine klare Linie“) sehr deutliche Worte zu offenkundigen Missständen, die nun auch der Bundesrechnungshof gerügt hat. Dr. Bernhard Albrecht Ressort Wissen stern, Gruner+Jahr Baumwall 11, 20459 Hamburg

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