Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 07

zm 108, Nr. 7, 1.4.2018, (666) samkeit dieses Ansatzes gegenüber einer Kontrollgruppe ohne Intervention bezüglich Karies belegen. Dies ist nachzuholen und wird wahrscheinlich nur gelingen, wenn die oben genannten wissenschaftlichen, evidenten, wirksamen Maßnahmen wie der Fluorid- einsatz stringent dabei eingebaut werden. Wie Prävention im Milch- gebiss noch besser wird Bereits in der letzten DAJ-Studie [2009] be- schrieb der Autor, Prof. Klaus Pieper, dass „in Deutschland immer noch viel zu viel Milchzahnkaries … auftritt“. Auch auf Basis der Ergebnisse der aktuellen DAJ-Studie muss im Jahr 2017 festgestellt werden, dass die Kariesprävention im Milchgebiss in Deutschland wohl noch ein erhebliches ungenutztes Potenzial aufweist. Daher wäre ein Aktionsplan „Prävention imMilchgebiss“ für Deutschland sinnvoll, der alle Möglich- keiten der Kollektiv-, Gruppen- und Indivi- dualprophylaxe voll ausschöpft und folgende Maßnahmen enthalten sollte: Kinderzahnpaste mit 1.000+ ppm: Bisher enthält Kinderzahnpaste in Deutschland nur 500 ppm Fluorid, sie ist damit deutlich we- niger wirksam als die vollfluoridierte Zahn- paste für Kinder ab sechs Jahren [Wong et al., 2011; EAPD, 2009, Hellwig et al., 1999]. Die europäischen Empfehlungen [EAPD, 2009] für eine höhere Fluoridkonzentration und Putzfrequenz mit Fluoridzahnpaste sollten auch für Deutschland übernommen werden. Zähneputzen vom ersten Zahn an mit fluoridhaltiger Zahnpaste: Dies ist die Basis jeder Kariesprävention. In der Gruppenpro- phylaxe sollte das Programm der DAJ [2016] zur Prävention von Frühkindlicher Karies für unter 3-Jährige sehr zügig flächendeckend umgesetzt werden, schwerpunktmäßig in den sozialen Brennpunkten und bei Migranten, da in Deutschland immer noch Bevölkerungs- anteile die Kulturtechnik des Zähneputzens nicht adäquat umsetzen [IDZ, 2016]. Ausbau der Individualprophylaxe vom ersten Zahn an: Die bestehenden Selektiv- verträge, in denen einige Krankenkassen einen frühen Zahnarztbesuch beim Kleinkind mit präventiven Leistungen ermöglichen, sollten zusammen mit dem Verweissystem Evidenzbasierter Maßnahmenkatolog zur Kariesprävention im Milchgebiss Empfehlung (für alle 0- bis 3-Jährigen) Eltern sollten nachputzen oder das Zähneputzen überwachen. Verwendung von Zahnpasta mit mindestens 1.000 ppm Fluorid Ab Durchbruch des ersten Zahnes sollte zweimal täglich mit einer fluorid- haltigen Zahnpasta geputzt werden. Stillen ist die beste Ernährungsweise für Babys. Die Frequenz des Verzehrs und die Menge von zuckerhaltigen Speisen und Getränken sollten reduziert werden. Die Zähne sollten vor dem Schlafengehen und ein weiteres Mal am Tag geputzt werden. Ab einem Alter von 6 Monaten sollte eine Trinklernflasche eingeführt werden und ab 1 Jahr ist von der Fütterung aus einer Flasche abzuraten. Zuckerfreie Medikamente sollten empfohlen werden. Beim Abstillen sollte Zucker nicht dem Brei oder Getränken beigefügt werden. Eine sehr kleine Menge Zahnpasta sollte beim Zähneputzen genutzt werden. Empfehlung (für alle 3- bis 6-Jährigen) Die Zähne sollten zweimal täglich mit fluoridhaltiger Zahnpasta geputzt werden. Eltern sollten nachputzen oder das Zähneputzen überwachen. Verwendung von Zahnpasta mit mindestens 1.000 ppm Fluorid Nach dem Zähneputzen sollte ausgespuckt, aber nicht ausgespült werden, um die Fluoridkonzentration im Mund zu erhalten. Die Frequenz des Verzehrs und die Menge von zuckerhaltigen Speisen und Getränken sollten reduziert werden. Die Zähne sollten vor dem Schlafengehen und ein weiteres Mal am Tag geputzt werden. Zuckerfreie Medikamente sollten empfohlen werden. Eine erbsengroße Menge Zahnpasta sollte beim Zähneputzen genutzt werden. Professionelle Intervention: Die Applikation von fluoridhaltigen Lacken (2,2 % NaF) sollte zweimal jährlich erfolgen. Zusätzliche Empfehlungen (Kinder mit erhöhtem Kariesrisiko, 0 bis 6 Jahre) Verwendung von Zahnpasta mit 1.350–1.500 ppm Fluorid Eine erbsengroße Menge Zahnpasta sollte beim Zähneputzen genutzt werden. Insbesondere bei häufiger oder permanenter Medikamenteneinnahme sollten zuckerfreie Medikamente empfohlen werden. Professionelle Intervention (Kinder mit erhöhtem Kariesrisiko, 0 bis 6 Jahre) Die Applikation von fluoridhaltigen Lacken (2,2 % NaF-) sollte zweimal jährlich erfolgen. Genaue Ernährungsanamnese und Beratung sollten erfolgen Das Recall-Intervall sollte verkürzt werden. Bei häufiger oder permanenter Medikamenteneinnahme sollten in Rück- sprache mit dem behandelnden Arzt vor allem zuckerfreie Medikamente empfohlen werden. Quelle: modifiziert nach: Public Health England, 2017 Evidenzgrad I I I I III, I III III III V klinische Praxis Evidenzgrad I I I I II, I III III klinische Praxis I Evidenzgrad I klinische Praxis klinische Praxis Evidenzgrad I I V klinische Praxis Die Evidenzgrade reichen von I für sehr hoch bis V für sehr niedrig. 34 Politik

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