Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 07

zm 108, Nr. 7, 1.4.2018, (685) Kritische Betrachtung: Therapiemittel der ersten Wahl wäre im vorliegenden Fall der implantatgestützte Zahnersatz zur Wiederherstellung der Mola- renstütze im Unterkiefer. Die Abwägung Gussklammer versus kombiniert festsitzend- herausnehmbarer Zahnersatz ist differen- zierter zu betrachten. Auch bei schonender Kronenpräparation liegt die Wahrschein- lichkeit eines Vitalitätsverlusts bei etwa 15 Prozent nach zehn Jahren [Erpenstein et al., 1992; Libby et al., 1997; Goodacre et al., 2003]. Somit liegt die Wahrscheinlichkeit des schicksalhaften Vitalitätsverlusts mindestens eines Zahnes bei einer Präparation von vier Zähnen (wie für einen Attachment-veran- kerten Zahnersatz) um die 50 Prozent. Bei adäquater Mundhygiene provoziert die minimalinvasive Gussklammerverankerung im vorliegenden Fall weder Vitalitätsverlust noch andere biologische Komplikationen [Bergman et al., 1995]. Strategisch sollte die „prothetische Karriere“ des Restgebisses implantatgestützen Zahnersatz zu einem späteren Zeitpunkt nicht von vornherein ausschließen. Träte dieser Fall ein, so hätte die einfache Gussklammerverankerung der jungen Patientin ein nahezu intaktes Rest- gebiss im Unterkiefer bewahrt. Patientenfall 2 Das Orthopantomogramm (Abbildung 7) zeigt die Gebisssituation eines 89-jährigen Patienten mit kardiovaskulärer Anamnese (Herzinfarkt, Stent-Implantate) und deutlich reduziertem, fast hinfälligem Allgemeinzu- stand. Der Patient erhält 14(!) verschiedene Medikationen. Der überweisenden Kollegin erschien die Behandlung in der Praxis zu riskant. Nach Abschluss der Extraktions- therapie stellte sich der Patient zur prothe- tischen Beratung und Weiterversorgung an unserer Poliklinik vor. Im Oberkiefer wurde ein totaler Zahnersatz geplant. Im Unterkiefer verblieb ein karies- und füllungsfreies Rest- gebiss von 33 nach 42 (Abbildung 8). Aus gesundheitlichen Gründen schied eine Präparation der karies- und füllungsfreien Zähne für die Aufnahme von Doppelkronen oder metallkeramischen Kronen mit oralen Fräsungen aus. Front- und Eckzähne sind aufgrund ihrer Anatomie grundsätzlich schlecht für die Auf- nahme von Gussklammern geeignet. Die Lösung in diesem zweiten Fall bestand in der Anwendung zweier geteilter Klammern (Roach-Klammer), ausgeführt als Druckanker (Abbildungen 9 und 10). Lingual wurden die Zähne 33 und 42 mit den oralen Klammer- armen großflächig von disto- nach mesio- approximal gefasst. Gegebenenfalls müssen, nach Augenmaß senkrecht zur Einschub- richtung, die Tuberculi und der distoappro- ximale Kontaktpunkt im Schmelz mit einem Diamantfinierer leicht abgeflacht werden. Die Präparation für die orale Klammerauflage in Höhe der Tuberculi muss konsequent als Stufe von 1 mm Tiefe parallel zur Okklusions- ebene eingeschliffen werden. Die Auflage selbst ist in den oralen Klammerarm integriert. Die vestibulären Retentionsarme liegen dem Zahn nicht passiv an, sondern stehen unter Vorspannung und drücken den Ankerzahn bei eingegliedertem Zahnersatz aktiv gegen das starre Widerlager der oralen Umfassung. Dies sichert in Verbindung mit der weiten, fast geschiebeartigen oralen Fassung und der integrierten Klammerauflage eine akzeptable Kippmeiderfunktion. Die großflächigen Umfassungen der oralen Ankerzahnflächen erhöhen das Kariesrisiko, dem kann mit adäquater Mundhygiene und Fluoridierung begegnet werden. Zur Opti- mierung der parodontalen Hygienefähigkeit wurden die Regeln der „Grenzraumgestaltung nach Marxkors“ (brückenzwischengliedartige Gestaltung des ersten Prothesenzahnes mit metallischer Basis, Durchspülbarkeit, Insertion des sublingualen Bügels in den Sattel eine Prämolarenbreite hinter dem endständigen Zahn [Marxkors, 2007]) konsequent umge- setzt (Abbildungen 11 und 12). Kritische Betrachtung: Alternative prothetische Therapieoptionen für diesen Fall wären sicherlich kombiniert festsitzend-herausnehmbarer Zahnersatz in der Ausführung als Kronen und Modellguss oder eine Doppelkronenverankerung. Diese schieden aufgrund der geringen körper- lichen Belastungskapazität aus, sowohl im Hinblick auf die Anzahl der notwendigen Zahnarztbesuche als auch auf die physischen [[[KIVP HIRXEP HI )&8*3 (-98> .3 )*7 >&-3&7>857&<. 'IM +VEKIR ^YV &RQIPHYRK WXILX .LRIR YRWIVI KIFÇLVIRJVIMI IVZMGI -SXPMRI YRXIV HIV LjíLjLj íLjŎLjĿLjěƖ ^YV :IVJÇKYRK ¬ƚų eĹĵåĬÚƚĹč× +478'.1)93,*3 ƵƵƵţčåųĬě±ĩ±ÚåĵĜåţÚå IQMREVI ¦FIV 8IVQMRI HIYXWGLPERH[IMX FIM ,*71 &OXYIPPI .RJSW ÇFIV HMI RIYI *9 )EXIRWGLYX^ ,VYRHZIVSVHRYRK *9 ) ,:4 HMI EF HIQ 2EM ER^Y[IRHIR MWX

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