Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 07
zm 108, Nr. 7, 1.4.2018, (686) ten Klammerauflagen und oralen Fräsungen (Abbildung 14). Der Gegenkiefer ist suffizient mit einem totalen Zahnersatz versorgt. Grund der Überweisung war ein sehr flacher Mund- boden, der einen adäquat dimensionierten und positionierten sublingualen Bügel nicht zuließ. Die klinische Entscheidung fiel zugunsten eines gussklammerverankerten Zahnersatzes mit lingualer Platte als großem Verbinder (Abbildungen 15 und 16). Unterdimensionierte, mit fortlaufenden Klammern ergänzte Bügel haben sich nach Erfahrungen an unserer Institution wenig bewährt. Linguale Platten sind mechanisch sehr stabile große Verbinder, bedecken aber die marginalen Parodontien des anterioren Restzahnbestands und sind daher parodontal- hygienisch ungünstiger einzustufen als sub- linguale Bügel. Keinesfalls jedoch sind sie mit Kragenplatten einfacher temporärer Teilprothesen gleichzusetzen. Letztere trau- matisieren aufgrund fehlender okklusaler Abstützung die bedeckten parodontalen Gewebe. Wie der sublinguale Bügel setzt die linguale Platte suffiziente Klammerfunktionen, vor allem eine okkusale Abstützung in beiden Quadranten, voraus. Sie liegt den oralen Flächen des anterioren Restgebisses passiv und spaltfrei an, die marginale Gingiva und die sublinguale Schleimhaut sind analog einem konventionellen sublingualen Bügel hohlgelegt. Kritische Betrachtung: Die internationale Literatur sieht die linguale Platte als großen Verbinder der zweiten Wahl, wenn bei hohem Mundboden, absehbaren Erweiterungen oder der Notwendigkeit horizontaler Schubverteilung ein Sublingual- bügel nicht sinnvoll erscheint. Kritikpunkte sind die fehlende Selbstreinigung und die Belastungen während der prothetischen Behandlung. Gerade bei notwendigen Ver- ankerungen im Front- und Eckzahnbereich sollten die Grundregeln der Prothesen- dynamik konsequent beachtet werden: eine funktionelle Extension des freiendenden Sattels, Beschränkung der Zahnreihe auf die ersten zwei Drittel der Sattellänge, um die Hebelkräfte gering zu halten. So wurde in diesem Fall auf eine Aufstellung der zweiten Molaren verzichtet. Patientenfall 3 Das Orthopantomogramm (Abbildung 13) zeigt die Gebisssituation einer 92-jährigen Patientin mit reduziertem, aber alters- gerechtem Allgemeinzustand. Die Zähne 33 und 43 tragen intakte metallkeramische Kronen eines kombiniert festsitzend-heraus- nehmbarem Zahnersatzes mit eingearbeite- Patientenfall 3 (v.l.o.n.r.u.): Abbildung 13: OPTG der 92-jährigen Patientin bei Erstvorstellung, Abbildung 14: anteriores Restgebiss der Patientin, Abbildungen 15 und 16: Linguale Platte als großer Verbinder bei hohem Mundboden: Bei offenen anterioren Interdentalräumen können metallische Anteile sichtbar sein. 54 Gussklammerverankerter Zahnersatz
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