Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 07
zm 108, Nr. 7, 1.4.2018, (718) bewegungen langsamer ausgeführt werden sollten [Jacobs C et al., 2015]. KONS: In der konservierenden Zahnheil- kunde bedarf es – sofern der Knochen nicht tangiert wird und es zu keinen Verletzungen der den Knochen bedeckenden Schleim- häute kommt, die eine Knochenexposition bewirken können – keiner besonderen Vor- sorgemaßnahmen. Prothetik: Dasselbe gilt für die Prothetik bei der Präparation von Kronen und Brücken wie auch bei deren Eingliederung. Es mag jedoch sinnvoll sein, zu überprüfen, ob durch den Einsatz von Implantaten ein tegu- mental getragener Zahnersatz vermieden werden kann, so dass hier im Sinne einer Prävention potenzieller Druckstellen durch Implantate sogar Osteonekrosen langfristig vermieden werden können [Walter C et al., 2016a; Walter C et al., 2016b]. Endo- und Parodontologie: Explizit zur Endodontologie und zur Parodontologie gibt es kaum Literatur zum Umgang mit Patienten unter Bisphosphonattherapie. Parodontologisch und endodontologisch geschädigte Zähne stellen auf Basis der Entzündung aber einen Risikofaktor für die Entstehung einer Osteonekrose dar, so dass es hier einer Therapie bedarf. Eine Studie aus dem Jahr 2010 zeigte sehr schön einen Zusammenhang zwischen initialen Entzün- dungen des Knochens und der im weiteren Verlauf klinischen Manifestation der Nekrose [Saia G et al., 2010], so dass entzündliche Veränderungen einer dringenden Therapie bedürfen. Interessanterweise gibt es zahl- reiche Studien, die über den therapeutischen Einsatz von Bisphosphonaten im Rahmen der Parodontaltherapie berichten. Oralchirurgische Eingriffe: Sollten chirur- gische Eingriffe notwendig sein, bedarf es entsprechender Vorsichtsmaßnahmen. Zunächst sollte eine perioperative, anti- mikrobielle Abschirmung durchgeführt wer- den. Zur Wahl steht primär Amoxicillin 1.000 mg dreimal täglich, wobei man be- reits am Vorabend des Eingriffs mit der Anti- biose beginnt. Bei Penicillinallergie würde man auf 600 mg Clindamycin dreimal täg- lich ausweichen. Die Therapie führt man über drei Tage hinweg oder bis zum Abklingen entsprechender entzündlicher, klinischer Veränderungen. Die Operationen selbst soll- ten möglichst atraumatisch durchgeführt werden, um geringe Schäden zu setzen, wobei anschließend eine plastische Deckung des freiliegenden Knochens durchgeführt werden sollte [Groetz KA et al., 2012]. Sollte es im Rahmen der zahnärztlichen Behandlungen (beispielsweise bei Kronen- präparationen) zu Verletzungen des Knochens kommen, da eine Kronenverlängerung not- wendig ist, orientiert man sich am Procedere zu den chirurgischen Eingriffen. Gleiches adaptiert man dann für die parodontal- chirurgischen Eingriffe. Wichtig ist, dass nicht nur Bisphosphonate und Denosumab zu Osteonekrosen (Abbil- dung 1) am Kiefer führen können. Diese können bei einer Reihe weiterer Medika- mente ebenfalls als Nebenwirkung ent- stehen. Hierzu gehören das Sunitinib, ein Tyrosinkinasehemmer, der häufig bei Nie- renzellkarzinom angewandt wird, oder auch das Bevazicumab, ein VEGF-Antikörper, der ebenfalls in der onkologischen Therapie ein- gesetzt wird. Auch hier würde man in der zahnärztlichen Therapie analog mit den Patienten umgehen. Prof. Dr. Dr. Christian Walter Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie Mediplus Haifa-Allee 20 55128 Mainz walter@mainz-mkg.de Prof. Dr. Dr. Adrian Kasaj Poliklinik für Zahnerhaltungs- kunde der Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2 55131 Mainz PD Dr. Dr. Collin Jacobs Poliklinik für Kieferorthopädie der Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2 55131 Mainz Abbildung 2: Panoramaschichtaufnahme einer Patientin, die auf Basis einer myeloproliferativen Erkrankung und unabhängig hiervon wegen einer Osteoporose noch ein zweites Bisphosphonat verschrieben bekommen hatte: Die Nekrose befand sich im Unterkiefer links bei Z. n. Wurzelspit- zenresektion und Implantation. Gut zu erkennen sind aber die typischen Nekrose-unabhängigen Bisphosphonat-induzierten Veränderungen im Röntgenbild. Durch die Sklerosierung der Trabekel entstand ein honigwabenartiges Muster des Knochens, das im Bereich des Alveolarkamms zu erkennen ist. Ebenfalls ist die Kortikalis des Unterkiefers weiter nach cranial verschoben. Der Kanal des Nervus alveolaris inferior kommt durch die Sklerosierung ebenfalls viel stärker zur Darstellung. Vereinzelt kann man die Lamina dura gut erkennen (Unterkiefer rechts), partiell kommen erweiterte Parodontalspalten zur Darstellung. Foto: Walter Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Alle Porträts: privat 86 Zahnmedizin
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