Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 07

zm 108, Nr. 7, 1.4.2018, (728) heitswesen mitmischen will. Dazu hat sich Amazon-Chef Jeff Bezos mit Warren Buffetts Mischkonzern Berkshire Hathaway und Amerikas größter Bank JPMorgan Chase & Co. zusammengetan, um eine „gemein- nützige Gesundheitsgruppe zu gründen“, wie es heißt. Medienberichten zufolge geht es den drei Unternehmen darum, die Kran- kenversicherungskosten ihrer zusammen fast eine Million Mitarbeiter zu reduzieren. Im ersten Schritt, so sagen Kommentatoren in den USA und in Großbritannien voraus, gehe es den drei Unternehmen tatsächlich um die reine Kostenersparnis, die geschätzt bei zehn Prozent, also etwa 300 bis 500 Millionen Dollar pro Jahr liegen dürfte. Auf lange Sicht sei aber zu befürchten, dass Amazon auf diesem Weg zu einem der größten Krankenversicherungsanbieter in den USA werden kann, heißt es, und so Zugriff auf die Gesundheitsdaten von Millio- nen Amerikanern bekommt. Apple kündigte indes für das Frühjahr 2018 die Eröffnung zweier ambulanter Ein- richtungen in der Nähe der Firmenzentrale in Cupertino an, mit denen künftig die medizinische Grundversorgung der Ange- stellten und ihrer Familien sichergestellt wird. Man ist davon überzeugt, dass der „AC Wellness“ getaufte Service eine „qualitativ hochwertige Versorgung und ein einzig- artiges Patientenerlebnis“ bringt, heißt es auf der spartanischen Webseite des Apple- Tochterunternehmens „AC Wellness“. Dazu sucht Apple für seine Versorgungszentren unter anderem Allgemeinärzte, Pfleger, Trai- ner und auf Blutabnahme spezialisiertes Per- sonal, um vor Ort Labortests durchführen zu können. Nach Informationen des US-Fernseh- senders CNBC will Apple die hauseigenen Ambulatorien auch für Testläufe einer „wachsenden Zahl an Gesundheitsdienst- leistungen und Produkten” einsetzen, bevor diese für Endnutzer auf den Markt gebracht werden. Darüberhinaus veröffentlicht Apple bislang wenig Informationen zu „AC Wellness“. Besucher der Webseite finden romantische Fotos von Lagerfeuern und Sonnenunter- gängen und orakelnde Werbeaussagen für potenzielle Apple- und AC-Wellness-Be- schäftigte: Die Versorgung werde durch ein Umfeld aus kontinuierlichem Lernen und Teamwork gefördert. Die Zentren böten ein einzigartiges Concierge-ähnliches Gesund- heitserlebnis und Bewerber sollten die bes- ten klinischen Praktiken und Technologien in einer Art und Weise anwenden, die das Engagement der Patienten antreibt. Apples Engagement als Klinikbetreiber und Amazons Vorstoß in den Krankenversiche- rungsmarkt sind vorerst US-spezifische Phä- nomene, die nicht auf den deutschen Markt übertragbar sind. Und die Verwendung von Apples Patientenakte auf dem iPhone scheitert in Deutschland schon an den nicht kompatiblen Systemen, wie IT-Expertin Simone Heckmann erklärt (siehe Interview S. 95). Die Frage, ob es Planungen zum Abbau dieser Hürden gibt beziehungsweise wann mit ihrer Beseitigung zu rechnen ist, wurde von der Deutschen Krankenhaus- gesellschaft bis zum Redaktionsschluss der vorliegenden Ausgabe nicht beantwortet. In jedem Fall liefert der erweiterte Funktions- umfang der Apple-Tracking-App nach dem Update auch deutschen Kunden die Mög- lichkeit, manuell Gesundheitsdaten auf ihrem Mobiltelefon zu speichern und zu verwalten. Und wer mag, kann dem Versicherungs- unternehmen Generali auch Einsicht in diese Daten gewähren. Als Belohnung gibt es dafür dann Rabatte und reduzierte Versicherungs- prämien – ein Geschäftsmodell, das boomt, glaubt man der Deutschland-Chefin von Generali Vitality (siehe Kasten rechts). mg Statt einer dezentralen Speicherung, wie Apple sie vorantreibt, setzt Google auf die zentrale Speicherung elektronischer Patientenakten im eigenen Clouddienst. „Google Health“ wurde Mitte 2008 ein- geführt. Nachdem es jedoch massive Kritik zur mangelnden Sicherheit der Verifizie- rung über eine Benutzername-Passwort- Kombination sowie fehlende Daten- schutzstandards gegeben hatte, teilte das Unternehmen Mitte 2011 die Einstellung des Dienstes zum Jahresende mit. Google Health unterlag weder den deut- schen Gesetzen zum Gesundheitsdaten- schutz noch dem US-Datenschutzgesetz „Health Insurance Portability and Accoun- tability Act“ (HIPAA). Der damalige Bun- desdatenschutzbeauftragte Peter Schaar warnte vor „Google Health“ und ähnlichen Diensten, da ein Datenmissbrauch kaum zu verhindern wäre. Bis zuletzt funktio- nierte der Datenaustausch nur mit eng- lischsprachigen Gesundheitsdienstleistern. Wie bei Apple künftig vorgesehen, konnten Benutzer in der digitalen Patientenakte Informationen über ihren allgemeinen Gesundheitszustand, Allergien, Labor- ergebnisse und aktuelle Medikationen ablegen, um sie für mögliche Notfälle oder Arztbesuche verfügbar zu machen. Im Herbst 2011, also noch vor Auslaufen von „Google Health“, startete das Unter- nehmen mit der „Google Cloud Platform“ (GCP) einen Dienst, der neben Management- tools und Online-Datenspeicher auch Maschinelles Lernen für den Gesundheits- bereich anbietet. GCP ist im Unterschied zu Google Health HIPAA-konform und zählt zu seinen Kunden nicht nur namen- hafte US-Kliniken, sondern seit 2017 auch die chilenische Regierung. Chiles Ge- sundheitsministerium führte mithilfe von Google die Vernetzung von knapp 2.500 bis dahin nicht miteinander verbundenen Gesundheitseinrichtungen sowie einen Plan zur Digitalisierung aller Klinik- und Verwaltungsprozesse ein, der sowohl für große Krankenhäuser als auch für lokale Kliniken und Primärversorgungszentren gilt. Durch eine neue, schnittstellen- basierte Systemarchitektur soll künftig ein schneller und einfacher Zugang zu Krankenakten sichergestellt sein, wird die Ministeriumssprecherin zitiert. Außerdem soll die Einführung öffentlich- privatwirtschaftliche Partnerschaften und eine breitere Nutzung telemedizinischer Dienste „zur raschen Verbesserung des Wohlbefindens von Millionen von Bür- gern“ führen. GCP ist aktuell eins von neun „Life Science/ Health“-Unternehmen des Google- Mutterkonzerns Alphabet. Chiles Gesundheitswesen basiert auf Google V ERNETZUNG UND D IGITALISIERUNG 96 Gesellschaft

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