Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08

zm 108, Nr. 8, 16.4.2018, (787) Dr. Andreas Habash, Zahnarzt aus Cham, zu den Hintergründen: „Es handelt sich um eine private Initiative gemäß § 17 GG, sich mit Bitten und Be- schwerden direkt an die Volksvertreter zu wenden. Es geht darum, die Politik da- rauf aufmerksam zu machen, dass das Projekt der Anbindung an die Telematik- infrastruktur im Moment keinen Nutzen für Patienten und Praxen bringt. Derzeit existiert nur ein einziger Anbieter für einen zertifizierten Konnektor auf dem Markt. Wie machen wir dem Patienten klar, dass wir seine Daten, ohne seine Zu- stimmung, übermitteln müssen? Auch technisch, bei Hardware und Software, besteht anscheinend deutlicher Nach- besserungsbedarf. Die Kosten, die auf die Praxen zukommen sind völlig unklar. Ob zeitlich eine fristgerechte Installation erfolgen kann, ist mehr als fraglich. Daher halten wir momentan die Umsetzung für mehr als problematisch.“ Dr. Thomas Weber, Zahnarzt aus Krum- bach, erklärt, wie die Idee entstand: „‚Man sollte endlich mal was dagegen tun‘, sagte eine Kollegin bei einem Tref- fen vor Weihnachten. Gemeint war die erzwungene Einrichtung der Telematik- infrastruktur in den Praxen. Im kleinen Kreis wurde die Idee geboren, dem ganz persönlichen Unmut über diese Maß- nahme persönlich Ausdruck zu verleihen. Die Koordination liegt momentan bei mir. ‚Rote Karte für die TI‘ ist eine Möglichkeit des ganz persönlichen Protests gegen die zwangsweise Einführung der TI, die momentan noch sehr ‚unausgereift‘ er- scheint. Erste Berichte von Anwendern zeigen viele praktische Probleme, die den Praxisablauf behindern. Teilweise sind Umbauten oder sogar die Anschaffung neuer Praxisverwaltungssysteme erfor- derlich. Dem Aufwand steht momentan überhaupt kein Nutzen gegenüber. Auch ist der Versichertenstammdatenabgleich keine Aufgabe einer Arzt- oder Zahnarzt- praxis, sondern eine der Krankenkassen, zumal die eGK bei fehlerhaften Inhalten in der Praxis nicht korrigiert werden kann. Finanziert wird diese Aktion rein privat.“ Die Initiatoren erläutern die Postkartenaktion Dr. Thomas Heil, Jülich: „Die Anbindung meiner Praxis erfolgte pro- blemlos durch einen versierten Techniker. Dieser wusste auch auf alle meine laienhaften Fragen eine für mich verständliche Antwort. Es konnten keine Anzeichen des Genervt- Seins durch mein Frage-und-Antwort-Spiel provoziert werden. Großes Kino, vielen Dank an dieser Stelle! Die Praxis wurde im Bereich des PVS-Systems für etwa 45 Minuten in ihrem Ablauf behindert. Alles in allem für mich ein mehr als tolerables Geschehen. Nach Anbindung an die TI ist in unserem Praxisablauf quasi kein Unterschied zum vorherigen Ablauf zu erkennen. Die Patienten dagegen müssen oftmals die ihnen bereits von ihrer Krankenkasse neu zugeschickte eGK aus demVersteck holen. Diese wird oft- mals zur Schonung zu Hause aufbewahrt, damit ‚nichts dran kommt‘, die alte Karte sei ‚ja schließlich noch gültig‘. Es wäre schön, wenn auch für Zahnärzte sinnvolle Anwendungen den finanziellen Aufwand zukünftig rechtfertigen würden.“ Dr. Ralf Hausweiler, Düsseldorf: „Die damalige Umstellung als Testpraxis war zwar nicht einfach, die erwarteten, vielleicht auch befürchteten Probleme hielten sich aber sehr in Grenzen. Der Einsatz der TI ging in der Folgezeit reibungslos vonstatten. Heute – ein Jahr nach der Einführung in den Test- betrieb – ist für alle MitarbeiterInnen kein großer Unterschied mehr zwischen alter und neuer Struktur feststellbar. Sowohl die Praxis wie auch die Patienten haben sich daran gewöhnt. Lediglich wenn Patienten eine neue Versichertenkarte zugeschickt bekommen, benutzen diese häufig die alte Karte weiter, weil sie nicht wissen, dass die neue Karte die alte sofort ersetzt. Hatte die Installation als Testpraxis mehrere Stunden gedauert, so ist die im Januar notwendig gewordene Neuinstallation innerhalb von circa zwei Stunden erledigt gewesen.“ Dr. Harm Blazejak, Düsseldorf: „Die Installation verlief schnell (knapp zwei Stunden), unproblematisch und ließ sich gut in den Praxisalltag integrieren, ohne dass es zu großen Zeitausfällen gekommen wäre. Eine Verzögerung beim Einlesen – im Ver- gleich zum alten Lesegerät – ist kaum zu bemerken. Technische Probleme im Betrieb sind eher selten, die meisten unlesbaren Karten sind alte eGKs. Das Ersatzverfahren verläuft im ersten Fall auch mittlerweile seitens der Krankenkassen unkompliziert. Einige Male musste bei technischen Stö- rungen ein Reset erfolgen, damit war das Problem in der Regel beseitigt.“ Dr. Matthias Mai, Schirgiswalde-Kirschau: „Entgegen der landläufigen Meinung, dass die ersten Nutzer in Wahrheit Produkttester sind und aktiv an der Mängelbeseitigung teilhaben, können meine Praxismitarbeiter und ich bestätigen, dass die Erstinstallation der Telematikkomponenten durch die Firma ic-med GmbH Halle im Auftrag von Compu Group Medical Deutschland AG Koblenz unproblematisch, termingerecht und vor allem stressfrei ablief. Durch einen einen Monat vorab durchgeführten ‚IT-Ready- Check‘ wurden alle Vorarbeiten, der zeit- liche und der technische Aufwand konkret festgelegt und zum vereinbarten Termin gemäß Absprache abgearbeitet. Die Auswirkungen auf unseren Praxisalltag halten sich in Grenzen, solange keine tech- nischen Fehler auftreten und die Patienten einlesbare Karten vorlegen. Im anderen Fall kommt gehörig Sand ins Getriebe und es kann passieren, dass wir mit Warteschleifen, verständnislosen, ungeschulten, unfreund- lichen Krankenkassenmitarbeitern und un- geduldigen Patienten konfrontiert werden.“ Dr. Stephan Loth, Crinitzberg: „Am 9.1. erfolgte die problemlose Anbin- dung meiner Praxis an die TI-Struktur. Die Einrichtung dauerte circa eine Stunde. Der Praxisbetrieb lief währenddessen ungestört weiter. Danach wurden wir vom Techniker cIrca 15 Minuten ins neue System einge- wiesen und die Unterlagen übergeben. Die meisten Patienten bekommen von der Änderung des Karteneinlesens nichts mit. Es wundern sich nur die Patienten, die mit einer noch gültigen alten Karte (Laufzeit) kommen, die in anderen Praxen noch pro- blemlos eingelesen werden konnte. Sie müssen dann wohl oder übel noch einmal mit der neuesten Karte erscheinen.“ Wie andere Zahnärzte die Anbindung an die TI sehen 27

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