Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08

zm 108, Nr. 8, 16.4.2018, (792) Ein Sturm der Entrüstung brach los, nach- dem auf der Homepage der Uni Siegen ein Text veröffentlicht worden war, demzufolge für die Master-Studierenden der neuen „Lebenswissenschaftlichen Fakultät“ (LWF) zunächst ein gemeinsames Bachelor-Pro- gramm geplant sei, damit, so die Begrün- dung, die Ärzte die sie unterstützenden In- genieure verstehen und umgekehrt. Medizi- ner seien heute nicht mehr reine Mediziner, sondern bräuchten Kenntnisse in den ver- schiedensten Bereichen, hieß es dort: „Durch das gemeinsame Bachelor-Pro- gramm bekommen die Studierenden das Rüstzeug, um später in ihrem Spezialgebiet top zu sein.“ Wegen dieser Einlassungen schlussfolgerte nicht nur die Ärztekammer Nordrhein, dass in Siegen künftig Humanmediziner mit Bachelor- beziehungsweise Masterabschluss ausgebildet werden sollten, wie ein Beschluss der Delegierten bezeugt: Die Ärztekammer kritisiert „Die Kammerversammlung der Ärztekam- mer Nordrhein lehnt die Planung der Uni- versität Siegen ab, in einer Fakultät ‚Lebens- wissenschaft‘ ein gemeinsames Bachelor- Studium von angehenden Ärzten und Inge- nieuren einzuführen.“ Auch die Landes- gruppe Nordrhein des NAV-Virchow- Bundes stellte umgehend klar: „Ingenieurs- Ärzte wie in Siegen sind eine neue Berufs- gruppe für eigenständige Aufgaben, sollten aber nicht in der Patientenversorgung lan- den. Wenn mit dem Bachelor- und Master- studiengang ein ,Mediziner light‘ geschaffen und ärztliche Aufgaben substituiert werden sollen, würde dadurch ein eigentlich guter Ansatz in der Medizinerausbildung beschä- digt. Wir hoffen, dass der Masterplan Medi- zinstudium 2020 hier klar abgrenzen wird.“ Skeptisch äußerte sich auch der Vorsitzende der Medizinstudierenden des Hartmann- bundes, Christian Wolfram: „Natürlich muss es auf den permanenten, rasanten Wandel der Möglichkeiten in der medizinischen Ver- sorgung [...] auch Antworten bei der Ausbil- dung der künftigen Ärztegeneration geben.“ Allerdings stelle sich die Frage, ob Klarstellung der Universität Siegen „Es ist kein Medizinstudium mit Master- oder Bachelor-Abschluss geplant!“ Mit dem von der NRW-Landesregierung mitfinanzierten Modellprojekt „Medizin neu denken“ startet im Herbst ein Studiengang der Universitäten Bonn und Siegen – kein Bachelor-Abschluss für Ärzte, wie die Uni Siegen nach ihren irritierenden Meldungen jetzt klarstellt. „Medizin neu denken: Neuer Studiengang Humanmedizin“: Plant die Universität Siegen etwa einen Bachelor- und Masterabschluss für Ärzte? Der Text auf der Uni-Homepage ließ jedenfalls Derartiges vermuten, weswegen nicht nur die Ärztekammer Nordrhein auf die Barikaden ging. zm_nb Das von NRW finanzierte Modellpro- jekt besteht aus drei Komponenten. einem neuen Studiengang Human- medizin der Unis Bonn und Siegen (Ab- schluss: Staatsexamen), einem Krankenhausverbund in Siegen für die Umsetzung der klinischen Phase des neuen Studiengangs, einer neuen „Lebenswissenschaftli- chen Fakultät“ (LWF) an der Uni Siegen (mit Bachelor- und Masterabschluss). Die Frage war von Beginn an, wie man diese Module kombiniert. Die drei Komponenten des Siegener Modells 32 Politik

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