Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08

zm 108, Nr. 8, 16.4.2018, (812) Der palatinale Kanal ist meist etwas größer als der bukkale Kanal, was häufig schon am Kanaleingang zu beobachten ist. Bestehen großflächige Restaurationen, Kro- nen oder Brücken, kann das Auffinden der beiden Kanäle sehr schwierig sein. Allge- mein konnte gezeigt werden, dass bei res- taurierten Zähnen im Vergleich mit einem entsprechenden kontralateralen, restaura- tionsfreien Zahn eine erhebliche Einengung der Wurzelkanäle stattgefunden hat [Fleig et al., 2017]. Dies kann bei den ohnehin schon eher kleinen Kanälen oberer Prämolaren zu einer erheblichen Einengung und daher zu Schwierigkeiten beim Auffinden dieser Kanäle führen (Abbildung 4). Bei einem einwurzligen, zweiten Prämolaren sind die koronalen Kanalsysteme oft schlitz- förmig und münden in ein gemeinsames apikales Foramen (Abbildung 5). Gar nicht so selten muss aber mit einer Aufteilung der Kanäle in zwei apikal separat verlaufende Kanalanteile gerechnet werden (Abbildung 6). In der Literatur wird die Häufigkeit des Vorkommens dieser apikalen Aufteilung (Vertucci-Klassifizierungen V, VI und VII) mit bis zu 10 Prozent beziffert [Vertucci, 1984]. Seltene Konfigurationen Beide Prämolaren können drei Kanalsysteme mit drei Wurzeln oder drei Kanalsysteme mit zwei beziehungsweise mit einer Wurzel auf- weisen (Abbildung 7). Das Auftreten dieser Kanalkonfigurationen wird in der Literatur mit 1 bis 2 Prozent beschrieben [Sert und Bayirli, 2004]. Drei mögliche Hinweise können bei der Diagnostik eines dreikanaligen Prämolaren hilfreich sein. Der erste Hinweis ist eine nicht klar abzugrenzende Wurzelkontur in der diagnostischen Röntgenaufnahme. Dreikanalige obere Prämolaren zeigen im klassischen Röntgenbild im koronalen bis mittleren Wurzeldrittel eine oft bauchige Struktur. Diese korrespondiert in der Regel mit der Stelle apikal der Aufteilung in zwei bukkale Kanäle (Abbildung 8). Klinisch kann dann in den meisten Fällen bei Sondierung bukkal eine deutliche Einziehung unterhalb der Schmelz-Zement-Grenze mit der Sonde ertastet werden, dies ist der zweite Hinweis Abbildung 2: Zahn 15 mit zwei Kanälen und starken apikalen Krümmungen Abbildung 3: Drei klinische Fälle mit starken, S-förmigen Krümmungen der Wurzeln Abbildung 4: Zahn 25 mit großer Restauration und röntgenologisch obliterierten Wurzelkanälen vor (a) und nach (b) Behandlung (Zahn 26 wurde zwischenzeitlich entfernt), c) Vom überwei- senden Zahnarzt wurde zu weit bukkal nach einem Kanal gesucht, d) Bei starker Vergrößerung kann man den dunkel gefärbten, schlitzförmigen Kavumboden und zwei Hinweise auf Wurzel- kanaleingänge gut erkennen. Fotos: Arnold 52 Zahnmedizin

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