Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08
zm 108, Nr. 8, 16.4.2018, (840) Wenn ich hier aus dem Fenster sehe, habe ich auf dieser einen Straße rund 15 Zahn- arztpraxen zur Auswahl. Wählen kann ich aus vielen mehr, wenn ich bereit bin, für ein paar Stationen in die Bahn zu steigen oder wenige Minuten Auto zu fahren. Das Angebot ist riesig. Aber Achtung: Die Nach- frage auch. Deshalb heißt es nicht „Kopf in den Sand stecken“, sondern sich abgrenzen und mit professionellem Marketing auf sich aufmerksam machen. Es gibt größere Praxen, die geben fürs Marketing schnell mehrere Tausend Euro aus. Ab wann wird übertrieben? Das kann man pauschal nicht sagen. Wirklich nicht, sonst würde ich es tun. Was man hin- gegen kalkulieren kann, ist das individuell empfehlenswerte Budget. Wir empfehlen je- dem unserer Kunden das eigene Marketing- beziehungsweise Werbebudget mit einem Profi zu besprechen (etwa mit der Bank, dem Steuerberater und der Praxismarketing-Agen- tur). Zu viel ist schlecht, zu wenig macht auch keinen Sinn. Es muss zur wirtschaftlichen La- ge und Marktsituation sowie den Zielen der Praxis passen. Es gibt für die Definition der Budgethöhe verschiedene Herangehenswei- sen. Wichtig ist auch hier, dass ein Profi drauf- guckt und Sie nicht einfach Summe x für Wer- ? bung ausgeben, weil das der Betrag war, der unter dem Angebot der Werbeagentur stand. Welchen Ratschlag können Sie Praxis- gründern mit auf den Weg geben? Das sind ganz viele. Ich nehme die ersten zehn, die mir einfallen: 1. Suchen Sie sich einen Profi, der auf Praxismarketing spezialisiert ist und sich bestenfalls um die gesamte crossmediale Vermarktung kümmert. 2. Planen Sie ausreichend Vorlaufzeit ein: Drei bis sechs Monate vor Eröffnung sind optimal (drei bis sechs Wochen theoretisch machbar, aber in der Praxis alles andere als empfehlenswert). 3. Bilder sind enorm wichtig für die Ver- marktung – in fast jedem Werbemittel. Hier zu sparen macht keinen Sinn. Verzichten Sie deshalb darauf (ausschließlich) mit Stock- bildern zu arbeiten und lassen stattdessen echte Fotos von Ihnen, Ihrem Team und der Praxis machen. Dafür planen Sie je nach Pra- xisgröße mindestens einen halben Tag ein. 4. Einer der wichtigsten Ratschläge: Sorgen Sie dafür, dass die telefonische Erreichbarkeit Ihrer Praxis optimal ist und bestenfalls auch online Termine vereinbart werden können. Viele potenzielle Neu-Patienten rufen an- sonsten einfach in der nächsten Praxis an. ? 5. Mindestens genauso wichtig: Finden und binden Sie rechtzeitig Personal, das zur Pra- xis und Ihren Zielen passt und pflegen Sie es. Nicht ohne Grund gibt es im Marketing ein eigenes „P“ für „Personal“. Die Loyalität Ihres Patienten steht und fällt mit der Bezie- hung zu Ihnen und zu Ihrem Team. 6. Wer sich langjährige Patienten-Beziehun- gen wünscht, muss seinen Patienten entspre- chend behandeln. Damit ist nicht nur die medizinische Behandlung gemeint. Das gilt für jeden im Team – und bei jedem noch so kleinen Patienten-Kontakt: be kind (it´s free). 7. Vergessen Sie das Thema Patienten- Bindung nicht. Auch, wenn Sie gerade erst anfangen. Einen neuen Patienten zu akqui- rieren ist immer aufwendiger (und damit teurer), als Bestands-Patienten zu binden. 8. Bestimmen Sie Ihr Initial- und das lau- fende Marketing-Budget mit einem Profi und nehmen es rechtzeitig mit in Ihre Kostenplanung auf. 9. Binden Sie Ihre Praxismarketing-Agentur in die Gespräche mit Ihrem Architekten ein. Oft ergänzen sich diese beiden Fachberei- che prima und profitieren voneinander – wovon letztlich Sie beziehungsweise Ihre Patienten profitieren. 10. Bleiben Sie rechtlich und ethisch sauber, alles andere macht keinen Sinn. nb Christina Hofmeister ist Kommunikations- und Marketingexpertin mit Fokus auf der „Well-being-Vermarktung“ und dem (Online-) Neuromarketing. Mit ihrem Mann ist sie Inhaberin der Full-Service-Marketingagentur „360 Grad Praxismarketing“ in Düsseldorf (www.360grad-praxismarketing.de ), die auf modernes Praxismarketing spezialisiert ist. Foto: privat Zehn Jahre lang war das Internet das wichtigste Marketing-Instrument für Ärzte. Jetzt steht die Wirkung des Praxis- personals für sie an erster Stelle. Dies geht aus der Studie „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit“ der Stiftung Gesundheit hervor. Zwei Drittel (65,5 Prozent) der insgesamt 215 befragten Ärzte, Zahnärzte und Psychologischen Psychotherapeuten be- nannten demnach ihre Mitarbeiter als den wichtigsten Marketing-Faktor. Die Präsenz im Internet, etwa mit einer eigenen Praxishomepage oder gelistet in Internet-Verzeichnissen, ist dagegen nur noch für 64,8 Prozent der Befragten die wichtigste Marketing-Maßnahme – 2013 waren dies noch 83,6 Prozent. Auf Rang drei liegt mit 40 Prozent das äußere Erscheinungsbild der Praxis. Die klassische Visitenkarte, deren Bedeutung bereits seit etlichen Jahren fällt, sank erneut um weitere sieben Prozentpunkte und liegt nun auf einem neuen Tiefststand von 24,8 Prozent. Die wichtigsten Marketing-Ziele bleiben für die befragten Ärzte seit 2010 konstant: Auf Platz 1 liegt weiterhin die Absicht, Patienten konkret über das eigene Leis- tungsspektrum zu informieren (51,0 Pro- zent). Auf Platz 2 rangiert die Absicht, neue Patienten zu gewinnen (29,7 Pro- zent), gefolgt von dem Wunsch, durch Marketing mehr Geld zu verdienen (24,8 Prozent). Die Erhebung fand im Oktober 2017 statt. Das Personal ist wichtiger als die Homepage S TUDIE 80 Praxis
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