Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08

zm 108, Nr. 8, 16.4.2018, (850) takt aneinander vorbeigleiten können, um die mechanische Aufschlüsselung der Nah- rung so effizient wie möglich zu gestalten. Konzepte, die Disklusion über steile Schnei- dezahn- und/oder steile Eckzahnpalatinal- flächen erzwingen, sind daher zu verwerfen (Abbildungen 1a und b). Stampfhöcker sind rund, kräftig und bewegen den Bolus. Scherhöcker und Dreieckswülste haben schneidende Kanten. Sie übernehmen die Hauptzerkleinerungsfunktion. 2. Sprache Beim Sprechen kommt es speziell im Front- zahnbereich zu funktionellen Zahnkontakten. Dieser Funktion muss bei Erstellung eines künstlichen Okklusionskonzeptes Rechnung getragen werden. 3. Die Propriozeption „Zähne sind Tastorgane“, Zitat Prof. Rudolf Slavicek aus Wien. Flüchtige Berührungen der Zähne, speziell im Frontbereich, pa- raachsiale Auslenkungen der Zähne und ul- trastrukturelle Verformungen im Schmelz- Dentinbereich sind hochsensible sensori- sche Signale zur Steuerung der Kaumuskula- tur. Dies muss Eingang in unser Okklusions- konzept finden. 4. Die Stressverarbeitung Bei psychischer Belastung, aber auch bei körperlicher Kraftanstrengung kann und darf das Kauorgan hoch belastet werden. Für diese Aufgabe ist es bei einer durchzu- führenden Rehabilitation in optimaler Weise vorzubereiten. Hierzu wurde eine Vielzahl von Okklusionskonzepten entwickelt. Wir folgen bis auf einige Modifikationen grundlegend immer noch dem „Konzept der sequentiellen Laterotrusion“ von Prof. Slavicek, das in unserem Buch „Rekonstrukti- on von Kauflächen und Frontzähnen“ be- reits vor 27 Jahren ausführlich beschrieben wurde (Weitere Informationen unter: https://www.westerburgerkontakte.de/ser vice/login.html) . Dynamische Okklusion Die folgenden Ausführungen treffen zu bei der skelettalen Klasse I und tendenziell bei allen dentoalveolären Kompensationen. Die anteriore Führung der Frontzähne ist gegenüber einer mittelwertigen Kondylen- bahn-Neigung um etwa 10 Grad steiler. Die durchschnittliche Neigung der Führungs- bahn beträgt bezogen auf die Achse Orbita- le Ebene (A-O-Ebene) bei den Schneidezäh- nen etwa 55°, bei den Eckzähnen etwa 48°. Die Länge der Führungsbahn beträgt etwa 3 bis 5 mm (Abbildungen 2a und b). Eine zu steile Führung kann eine dorsal-cranial ge- richtete Vermeidungsbewegung erzeugen, da der intercoronale Freiraum eingeengt ist. Dorsal der crista transversa des ersten oberen Molaren sollte es keine laterotrusive Gleit- führung geben. Eine Eckzahnführung ist einfacher zu etablieren als eine Gruppenfüh- rung. Eine 1:2-Verzahnung ist einfacher als eine 1:1-Verzahnung (GV 97). Bei exzentri- schen Bewegungen fordern wir eine unmit- Abbildungen 1a,b: Laterotrusion von bukkal / von lingual Abbildungen 2a,b: Abstufung Länge und Inklination der Führungsflächen 90 Zahnmedizin

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