Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09
zm 108, Nr. 9, 1.5.2018, (912) Gruppenprophylaxe ist eine Erfolgsge- schichte. Seit Jahren. Bundesweit. Beispiel- haft. Punkt. Mit vielen engagierten Akteu- ren. Doch (nahezu) jeder, der den Weinberg der Präventionsarbeit bestellt, hat wieder und wieder eine Erfahrung gemacht. Es gibt vulnerable Gruppen, zu denen der Zugang besonders schwierig ist. „Vulnerabel“ meint dabei verschiedene soziale und (zahn-)medi- zinische Aspekte: ECC, Deprivation, Armut, Krankheit, Migrationshintergrund, ... Aber wie kommt man mit präventiven Angeboten an diese Zielgruppen heran? Dr. Michael Schäfer, Bundesvorsitzender der Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheits- dienstes, erklärt dies am Beispiel der „Frühen Hilfen“ in Düsseldorf. Das sind regionale Unterstützungssysteme mit koordinierten Angeboten für Eltern und Kinder. Neben all- tagspraktischer Hilfe wollen diese einen Beitrag zur Förderung der Beziehungs- und Erziehungskompetenz von (werdenden) Müttern und Vätern leisten. Schäfer: „Dort erfährt man im direkten Kontakt, wer sehr belastet ist und Unterstützung braucht. Das gilt auch für Fragen rund um die Zahn- und Mundgesundheit. Unsere zahnärztlichen Teams können hier eine große Hilfestellung leisten. Sie haben eine Vermittlerfunktion, sind sozusagen Türöffner in die Familien hinein. Und haben in vielen Fällen dafür ge- sorgt, dass ganze Familien wieder den Weg zum Zahnarzt und in die Praxis gefunden haben.“ Beleuchtet werden sechs regionale, auf- suchende Projekte, bei denen die zahnärzt- lichen Teams des Öffentlichen Gesundheits- dienstes – als ein Akteur der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe – die Türen wieder (ein Stück) öffnen konnten. Brandenburg: Kita mit Biss – Kariesbetreuung in Kitas „Kita mit Biss“ – dieses Präventionspro- gramm hat im Land Brandenburg begon- nen und ist inzwischen in weiteren Bundes- ländern umgesetzt worden. Mit einem sehr großen Bekanntheitsgrad. Dahinter steckt ein Aufklärungs- und Ernährungsprogramm für Kindertagesstätten zur Förderung der Mundgesundheit und Vermeidung der Frühkindlichen Karies. Dr. Gudrun Rojas, Leiterin des Zahnärzt- lichen Dienstes in Brandenburg an der Ha- vel, bilanziert: „Das Präventionsprogramm ‚Kita mit Biss‘ hat sich in der Praxis bewährt und wurde 2015 mit dem Präventionspreis ‚Frühkindliche Karies‘ ausgezeichnet. Initiiert und begleitet durch die kommunalen Struk- turen zur Umsetzung der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe setzen Kitas praktikable Handlungsleitlinien für einen (mund) gesunden Kita-Alltag unter Einbeziehung der Eltern um.“ Die Basis für das Programm wurde vor rund 15 Jahren in Frankfurt/Oder gelegt. Dort hatte das Team des Zahnärztlichen Dienstes des Gesundheitsamtes Jahr für Jahr einen hohen Anteil von Kindern mit frühkindlicher Karies diagnostiziert. Anlass, um präventive Strategien zu entwickeln. Danach hat der Zahnärztliche Dienst viel Überzeugungs- arbeit geleistet: Er stellte den Kita-Leitungen und -Trägern die Handlungsleitlinien vor und motivierte zur Teilnahme am Programm. Hat sich eine Kita entschlossen, eine „Kita mit Biss“ zu werden, erklärt sie schriftlich ihren Beitritt und bekommt als Bestätigung ein Zertifikat mit dem Logo des Programms. Dieses zeigt, dass die Einrichtung diese Qua- litätsstandards umsetzt. Wichtig ist den Initiatoren dabei die Eltern- arbeit, damit gesundheitsfördernde Maß- nahmen auch in der häuslichen Umgebung umgesetzt werden. Dazu wurde ein Flyer in deutscher, russischer, polnischer und tür- Kariesrisikobetreuung von vulnerablen Gruppen Der Zahnärztliche Dienst öffnet Türen Zahnärztliche Teams im Öffentlichen Gesundheitsdienst haben eine Schlüssel- funktion, wenn es darum geht, vulnerable Gruppen anzusprechen, bei denen der Zugang zu Prävention und Versorgung schwierig ist. Das gilt besonders für Kinder mit erhöhtem Kariesrisiko – egal in welcher Altersklasse. Wie vielschichtig der Setting-Ansatz in der Gruppenprophylaxe sein kann und wie er funktioniert, zeigen sechs regionale Beispiele. Foto: Zahnärztlicher Dienst Brandenburg 16 Politik
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