Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 108, Nr. 9, 1.5.2018, (913) kischer Sprache entwickelt. Als ein Haupt- risikofaktor für frühkindliche Karies wurde die nächtliche Flaschengabe identifiziert. „Kita mit Biss“ hat in Brandenburg auch zu einer intersektoralen Zusammenarbeit mit Gynäkologen, den Netzwerken „Gesunde Kinder“ und „Gesunde Kita“ sowie mit Familienhebammen geführt. Heute gibt es im Land rund 400 „Kitas mit Biss“. Alle teil- nehmenden Kitas sind veröffentlicht auf der Internetseite www.brandenburger-kinder zaehne.de . Inzwischen gibt es das Programm auch in anderen Bundesländern: In Nord- rhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Nie- dersachsen und Mecklenburg-Vorpommern haben regionale Arbeitskreise es in ihre Be- treuungskonzepte aufgenommen. Die Zahnärztin Gudrun Rojas ist mit viel Herzblut in dem Projekt engagiert. Ein ganz persönliches Motiv spielt für sie eine Rolle: „Es ist eine Freude zu erleben, wie sich ein neues Miteinander entwickelt und wie part- nerschaftlich wir gemeinsam kontinuierlich an der Zielsetzung – Förderung der Mund- gesundheit und Vermeidung der Frühkind- lichen Karies arbeiten.“ Rojas ist überzeugt: „So kann es gelingen, Kindern ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen.“ Dr. Gudrun Rojas ist vor Kurzem für ihr Engagement bei der flächendeckenden zahnärztlichen gruppenprophylaktischen Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Düsseldorf: Frühe Hilfen – aufsuchende Betreuung von psychosozial deprivierten Familien Das Präventionsprogramm „Zukunft für Kin- der in Düsseldorf“ bietet alltagspraktische Unterstützungssysteme für Eltern und Kin- der in Problemlagen. Es will einen Beitrag zur Förderung der Beziehungs- und Erzie- hungskompetenz der (werdenden) Mütter und Väter leisten. „Frühe Hilfen“ will dazu beitragen, dass medizinische und psycho- soziale Risiken (wie Armut, Krankheit, Migrationshintergrund) für das Wohl des Kindes früh wahrgenommen und reduziert werden. Dabei wirken viele Kooperations- partner vernetzt zusammen. Gesteuert wird das Programm vom Gesundheits- und Jugendamt in enger Zusammenarbeit mit den Geburts-, Frauen- und Kinderkliniken, niedergelassenen Kinderärzten und Hebam- men. Betroffene Eltern werden angesprochen und können sich – freiwillig – in das Pro- gramm aufnehmen lassen. Sie können sich auch an eine Clearing-Stelle wenden. Das Programm der „Frühen Hilfen“ in Düs- seldorf enthält seit 2007 ein Modul Karies- prophylaxe. Ausgehend von der Erkenntnis, dass bei Menschen in Problemlagen auch ein erhöhtes Kariesrisiko besteht, wurde ein Konzept erstellt, das sich zeitlich an der Ent- wicklung des Milchgebisses orientiert und im Idealfall die Familie in der vierten bis sechsten Lebenswoche des Kindes erreicht. Es gibt Informationen zum Stillen, zum Ein- satz und zum Inhalt der Nuckelflasche. Die Rolle des zahnärztlichen Teams als Tür- öffner ist hier wörtlich zu nehmen: Gezielt werden Hausbesuche in Begleitung einer Prophylaxeberaterin durchgeführt, seit 2015 wird die Beratung durch eine geschulte Fachkraft der Sozialpädiatrie ergänzt. Wesentlich ist die verständliche Kommuni- kation mit den Eltern. Im Einsatz ist dabei eine „Beratungstasche“ mit Medien und praktischen Beispielen (Bilder, Kinderzahn- pasten, Zahnbürsten, Nuckelflaschen und Schnullern). So kann etwa der erste Einsatz der Zahnbürste, oder das Zahnpflegeritual geübt werden. Oder der Gebrauch des Schnullers wird demonstriert. Angelika Burandt, beim Gesundheitsamt Düsseldorf zuständig für den Bereich Karies- prophylaxe, fasst es so zusammen: „Das Projekt zeichnet aus, dass es im Rahmen einer aufsuchenden Betreuung, auf frei- williger Basis stattfindet. In einer für die Eltern stressfreien Umgebung im heimischen Wohnzimmer. Es gelingt uns, Eltern zu er- reichen, bevor der erste Zahn des Kindes durchbricht. Somit können frühzeitig ‚Weichen‘ gestellt werden, speziell was das Trinkverhalten und den Inhalt der Nuckel- flasche betrifft.“ Das Qualitätssiegel: Mit diesem Logo dokumentieren die Kitas ihre Teilnahme am Präventionsprogramm. Foto: Gesundheitsamt Düsseldorf Quelle: Zahnärztlicher Dienst Brandenburg 17

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