Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09
zm 108, Nr. 9, 1.5.2018, (914) Ein weiterer wichtiger Aspekt ist für Burandt, dass Eltern auf den frühzeitigen Besuch eines niedergelassenen Zahnarztes – bereits im ersten Lebensjahr – hingewiesen werden: „Die Unterstützung bei der Kontakt- aufnahme und der Terminfindung sowie gegebenenfalls eine Begleitung führen oft dazu, dass die gesamte Familie wieder den Weg in die Zahnarztpraxis findet.“ Stadt und Landkreis Osnabrück: Projekt: „Zahngesundheit für Flüchtlinge“: Gruppenprophylaxe und Elternarbeit in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemein- schaftsunterkünften Das Projekt startete am 1. August 2016 und läuft noch. Ausgangspunkt war die Tatsache, dass im Herbst 2015 auch eine große An- zahl von Flüchtlingen die Region Osnabrück erreichte. Bei ärztlichen Untersuchungen fiel auf, dass auch die Gebisse der Menschen in schlechtem Zustand waren. Hier herrschte also Handlungsbedarf für gruppenprophy- laktische Präventionsarbeit. Auch hier zeigt sich die Vermittlerrolle des Zahnärztlichen Dienstes ganz deutlich. Dr. Brigitte Brunner-Strepp, Zahnärztin im Gesundheitsdienst Osnabrück und verant- wortlich für das Projekt, erläutert das so: „Kurz nach der Einreise wird bereits in der Landesaufnahmebehörde mit den Präven- tionsmaßnahmen bei Kindern und deren Familien begonnen. Weitere Maßnahmen schließen sich in Gemeinschaftsunterkünften und in Treffpunkten dezentral unterge- brachter Familien an. In Sprachlernklassen/ Sprachkursen wird Gesundheitsförderung mit Sprachvermittlung kombiniert. Damit greift diese Prävention deutlich vor zahn- ärztlichen Behandlungsmaßnahmen.“ Das Angebot richtet sich vor allem an Kinder bis zehn Jahre und schließt deren Familien – ohne oder mit nur geringen Sprachkennt- nissen – in die zahnmedizinische Gruppen- prophylaxe ein. Bisher sind bereits vielfältige Aktionen erfolgt, wie das Team Zahnge- sundheit in seinem Projektbericht des ersten Jahres bilanziert hat. Dazu gehört: Die Abgabe von Taschen mit Zahnpflege- und Informationsmaterial an die kommunale Abteilung Integration, um sie beim Erst- kontakt mit Flüchtlingen weiterzugeben. Weiterhin wurden Maßnahmen der Gruppen- prophylaxe durchgeführt, beispielsweise in Kitagruppen für Flüchtlingskinder, in einer Moschee, in Familien-Kind-Gruppen oder in Erstaufnahmeeinrichtungen. Es gab Lern- einheiten zum Thema „Zuckergehalt in Softdrinks“, es gab Zahnpflege in einer Gruppe für unbegleitete Flüchtlinge oder auch Unterricht zur Ernährungsbildung an Schulen. Weitere Aktionen sind geplant. Die vorläufigen Erfahrungen aus dem Pro- jekt sind vielversprechend. Brunner-Strepp: „Das Angebot unseres Teams wird von den Erwachsenen zunächst eher mit Zurück- haltung angenommen; bei wiederholten Maßnahmen entwickelt sich Neugier, Of- fenheit und Vertrauen in die Informationen des Gesundheitsdienstes. Bei den Kindern sieht man den Spaß an den gemeinsamen Aktionen in der Gruppe und eine Verbesse- rung der manuellen Fähigkeiten bei der Mundhygiene.“ Grundsätzlich bestehe Interesse bei allen Kontaktpersonen, es sei aber mehrfaches Foto: Zahnärztlicher Dienst Osnabrück Zahnmedizinische Gruppenprophylaxe ist vernetzte Gemeinschaftsarbeit. Der GKV-Spitzenverband beschließt dazu bundeseinheitliche Rahmenempfeh- lungen. Diese Aufgaben werden von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e.V. (DAJ) wahr- genommen. Zusammengeschlossen haben sich in der DAJ über 40 Mitgliedsorganisa- tionen: die Bundesorganisationen der niedergelassenen Zahnärzte, der Zahnärzte des Öffentlichen Gesund- heitsdienstes, der gesetzlichen Kran- kenkassen (GKV-Spitzenverband), die Kommunalen Spitzenverbände, die Lan- desarbeitsgemeinschaften für Jugend- zahnpflege sowie Fachverbände und Firmen, die an Prophylaxe interessiert sind. Die DAJ hat Grundsätze für Maß- nahmen zur Förderung der Mund- gesundheit im Rahmen der Gruppen- prophylaxe nach § 21 SGB V heraus- gegeben. Dort sind die Inhalte und Schwerpunkte für Maßnahmen aus- führlich beschrieben. In 2016 sind er- weiterte Empfehlungen zur Gruppen- prophylaxe für unter 3-Jährige hinzugekommen. Die DAJ initiiert ferner epidemiologische Begleitunter- suchungen zur Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen und führt Fortbildungen durch. Mehr zur DAJ unter: www.daj.de . Die Bundeszahnärztekammer hat einen Leitfaden zur Gruppenprophylaxe und zur Verzahnung mit der Individual- prophyalxe mit vielen weiteren Infor- mationen herausgegeben: https://www.bzaek.de/fileadmin/ PDFs/za/leitfaden_gruppen.pdf Gruppenprophylaxe Die Player der 18 Politik
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