Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 108, Nr. 9, 1.5.2018, (916) Nachfassen notwendig, da bei Flüchtlingen die Zahngesundheit kein Schwerpunktthema sei. Zu achten sei auch darauf, dass bei der Betreuung beispielsweise in Kitas keine Stigmatisierung erfolgt. Und bei vielen er- wachsenen Flüchtlingen gehe das Interesse zurück, wenn andere Schwerpunkte wie der Fortgang des Asylverfahrens in den Vorder- grund rücken. Ennepe-Ruhr-Kreis: Zahnmobil fährt zu Grundschulen in Stadt- teilen mit vulnerablen Gruppen Gute Erfahrungen in der aufsuchenden Be- treuung von Grundschulen hat der „Arbeits- kreis Zahngesundheit“ im Ennepe-Ruhr- Kreis gemacht. Dort ist eine mobile Zahn- arztpraxis, das Zahnmobil, unterwegs. Das Team führt halbjährliche Besuche bei Grundschulen durch, deren Schüler ein hohes Kariesrisiko aufweisen. Durchgeführt werden Untersuchungen, Zahnschmelzhär- tungen, individuelle Beratungen der Schüler, Verweise in die zahnärztliche Praxis und Beratungen der Lehrer. Von den 55 Grund- schulen im Kreis sind zehn im spezifischen Programm, von den neun Förderschulen eine. Das aufsuchende Angebot im Zahn- mobil ist so konzipiert, dass dort klinische Bedingungen gewährleistet sind. Das hilft, auch reversible Frühschäden zu erkennen, zu behandeln und dann an den Zahnarzt weiterzuverweisen. „Das Besondere an dieser intensiven Betreuung ist für mich, dass die Kinder die Behandlungssituation zusammen mit Gleichaltrigen erleben“ sagt Dr. Inka Goddon, Zahnärztin für Öffentliches Gesundheits- wesen und Leiterin des Arbeitskreises. „Für ängstliche Kinder und für Kinder, die kaum deutsch sprechen können, ist es hilfreich, sich am Verhalten ihrer Mitschüler orientieren zu können.“ Erstklässer „betreten das Zahn- mobil zumeist noch sehr aufgeregt, manch- mal sogar ängstlich“, berichtet sie weiter. Es mache Freude zu beobachten, wie die Kinder im Laufe der Grundschulzeit die Behandlung auf dem Zahnmobil als selbst- verständlich und freudig erleben. Goddon: „Wir beobachten seit einigen Jahren, dass die Anzahl der versiegelten Backenzähne zu- nimmt und der Sanierungsgrad steigt. Das ist für uns ein Hinweis, dass die Kinder nun kontinuierlicher eine Zahnarztpraxis besuchen und dass die Familien anfangen, individual- prophylaktische Angebote in Anspruch zu nehmen. Ob die Kinder von der präventiven Maßnahme gesundheitlich profitieren, in- dem sie weniger oder im besten Fall keine kariösen Läsionen entwickeln, werden wir demnächst erneut in einer vergleichenden Studie betrachten.“ Zu den Vorteilen des Zahnmobils zählt der Arbeitskreis unter anderem, dass eine erwei- terte Kariesdiagnostik (Monitoring) erfolgen kann. Eine gezielte, lokale, hochdosierte Seit 2003 gibt es den Kooperationsver- bund Gesundheitliche Chancengleich- heit. Er wurde von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) initiiert. Insgesamt sind 66 Partner- organisationen dort vertreten, unter anderem die BZÄK und der BZÖG. Gesundheitsförderung wird hier als gesellschaftliches Querschnittsthema verstanden. Ziel ist es, die Soziallagen- bezogene Gesundheitsförderung in der öffentlichen Wahrnehmung und auch in der praktischen Umsetzung weiterzuentwickeln. Ein zentrales Anliegen ist die niedrigschwellige Entwicklung von Angeboten. Im Fokus steht der Setting-Ansatz. Dabei arbeitet der Verbund auch mit Good-Practice- Modellen. Alle Aktivitäten im Verbund werden auf der Plattform www.gesundheitliche- chancengleichheit.de dargestellt. Dazu gehören Informationen, Arbeitsmateria- lien und Veranstaltungshinweise. Wesentliches Element der Plattform ist eine bundesweite Datenbank mit rund 3.000 Projekten. Sie listet Maßnahmen der Gesundheitsförderung auf, die sich insbesondere an Menschen in schwieri- ger sozialer Lage richten. Auch die zahnärztlichen Bundesorgani- sationen haben das Thema Gesundheit- liche Chancengleichheit aufgegriffen: 2013 erfolgte eine Initiative von BZÄK und KZBV gemeinsam mit der BÄK und der KBV: Abbau von Barrieren beim Zugang zur zahnmedizinischen Versorgung. Die BZÄK hat in Kooperation mit dem Deutschen Hebammenverband einen textfreien Comic zur Zahnpflege bei Kleinkindern herausgegeben. Schwer- punkt: ECC und Nuckelflaschenkaries. BZÄK und KZBV haben einen „Prak- tischen Ratgeber für die zahnärztliche Praxis – Frühkindliche Karies vermeiden“ herausgegeben: https://www.bzaek.de/ fileadmin/PDFs/b16/ecc-ratgeber.pdf ) Wie Risikogruppen gefördert werden K OOPERATIONSVERBUND G ESUND- HEITLICHE C HANCHENGLEICHHEIT Foto: AK Zahngesundheit Ennepe-Ruhr-Kreis 20 Politik

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