Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09
zm 108, Nr. 9, 1.5.2018, (918) Fluoridgabe (mindestens zweimal jährlich) und ein frühzeitiger Verweis in die Praxis zur Individualprophylaxe und Füllungstherapie sind möglich. Und die halbjährliche Kontrolle erfolgt über vier Jahre, das heißt, die Phase des Wechselgebisses wird abgedeckt. Das Programm wird wissenschaftlich begleitet. Für das Zahnmobil, das bereits seit Ende der 90er-Jahre unterwegs ist, wird demnächst ein neues Modell angeschafft. Marburg: Marburger Modell in Grundschulen Mit dem „Marburger Modell“ wurde vor 30 Jahren ein flächendeckendes Konzept zur Förderung der Zahngesundheit von Kin- dern und Jugendlichen für den Landkreis Marburg-Biedenkopf und die Universitäts- stadt Marburg etabliert, das in Umfang und Wirksamkeit bis heute als Beispiel eines „Best Practice“-Modells gelten kann. Es schließt alle Altersgruppen vom Kleinkind bis zum Jugendlichen ein und ermöglicht mit der intensivierten Prophylaxe (Auf- tragen des Fluoridlacks viermal jährlich) besonders Kindern aus sozioökonomisch benachteiligten Gruppen Chancengleich- heit. Entwickelt wurde es am Lehrstuhl für Kinderzahnheilkunde der Universität Marburg. Das Modell ging von dem Ziel aus, das von Prof. Dr. Helmut F. M. Schmidt entwickelte Fluoridpräparat Duraphat einer großen Zahl kariesaktiver Kinder in aufsuchender Betreuung zugänglich zu machen. „Viele andere Kommunen oder Bundes- länder haben sich an diesem Modell orien- tiert“, berichtet Petra Völkner-Stetefeld, Teamleiterin im Fachdienst Prävention und Beratung im Gesundheitsamt Landkreis Marburg-Biedenkopf. „Es wurde mehrfach evaluiert. Wie flexibel dieses Modell ist, zeigte sich gerade in der Zeit in der in den Schulen und Kindertagesstätten viele Flüchtlingskinder aufgenommen wurden. Sie konnten nahtlos von diesem Angebot profitieren, trotz der Sprachschwierigkeiten.“ Der Ansatz zeigt Erfolg, wie Völkner- Stetefeld betont: „Im Vergleich mit den DAJ- Daten für Hessen haben wir mit dem Mar- burger Modell über alle Untersuchungen hinweg bessere Ergebnisse hinsichtlich der Kariesprävalenz erzielen können.“ Das Modell deckt die Betreuung von Kindern von 0 bis 16 Jahren ab. Hier die einzelnen Stufen: 0- bis 3-Jährige werden über das seit dem Jahr 2000 bestehende „Marburger-Mini- Modell“ betreut (Zugang zu Risikogruppen über Netzwerke) 3- bis 6-Jährige werden in den Kinder- tagesstätten betreut. In Brennpunkt-Kinder- tagesstätten gibt es zusätzlich zu den Unter- suchungen und Patenschafts-Betreuungen noch den Fluoridlack Duraphat auf die Zähne. 6- bis 12-Jährige werden sowohl bei der Basis- als auch bei der Intensivprophylaxe mit Fluoridapplikationen behandelt, in Brennpunktschulen bis viermal jährlich. In Förderschulen erfolgt die Betreuung bis einschließlich Klasse 10. Das Basisprogramm umfasst halbjährliche Schulbesuche des jugend- zahnärztlichen Teams, die kindgerechte Darstellung von Kurz- themen über Zahngesundheit und Ernäh- rung, das gemeinsame Zähneputzen nach KAI im Klassenverband, eine zahnärztliche Untersuchung und Fluoridlackapplikationen. Die Selektive Intensivprophylaxe (SIP) um- fasst vierteljährliche Besuche, eine erweiterte Darbietung von Auf- klärungsthemen (Filme, Bilderbuchkino, Elmex-Gelee-Zahn) und das Anfärben von Belägen, Zahnputzübungen nach der KAI-Technik und Fluoridlackapplikationen viermal pro Jahr Foto: Zahnärztlicher Dienst Marburg In Brennpunkt-Kindertagesstätten wird zusätzlich zu den Untersuchungen und Patenschafts-Betreuungen der Fluoridlack Duraphat aufgebracht. Foto: Zahnärztlicher Dienst Marburg 22 Politik
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